Samstag, 15. September 2007

Vers- und Bildteil 8

Vers- und Bildteil 8


Zeller

Dort fand ich auf der Frosch-Tournee

später in Lindau/Bodensee,

im Auktionshaus Zeller,

noch etwas im Keller.

1. Ein Kappa das 'ne Schlange küsst

als Nets'ke 'was besond'res ist.

Es beweist uns, dass die Schlange

vor dem Kappa ist nicht bange.

"O-Kappa", frage ich da nur,

"was soll die krumme Tour"?

2. 'Ne andre Schlange, dünn und lang,

bei Zellers grad 'nen Frosch verschlang.

Ich konnte ihn nicht retten:

Ich hatte selbst Manschetten:

Aus einem Nashornvogelschnabel

geschnitzt, sehr schön und komfortabel,

fand ich auf einer Nets'ke-Brosche,

3. das Abbild von 'nem Pfeil-Gift-Frosche.

Der Dendrobates, rot und blau,

wartete dort auf eine Frau.

Zwecks der Eierlegerei

4. kam Frau Ochsenfrosch vorbei.

Geschnitzt aus Mammut-Elfenbein,

wollt' sie ihm zu Willen sein.

Was dabei herausgekommen

hab' ich dem Katalog entnommen.

Abbildung 36-acht Strich sieben.

Dort ist es bildlich uns beschrieben.

5. Drei Frösche auf 'ner Bambussprosse.

Vom Vierten seh'n wir nur die Flosse.

Was die vier dort treiben?

Schwer nur zu beschreiben.

Ich glaub' es ist obszön:

Die Frösche finden's schön.

Der Ochsenfrosch, so hat's den Schein,

hat Grund zufrieden wohl zu sein.

6. Wir seh'n wie er die Hände reibt

zu dem, was da der Nachwuchs treibt.

Weiter im Zeller-Katalog

auf der Kunst-Etappe.

7. Der Frosch der sich am Schwanze zog,

war eben noch 'ne Quappe.

Wir seh'n wie sie metamorphosiert,

mit einem Ruck erwachsen wird.

Sie reißt den läst'gen Schwanz sich aus.

8. Ruck zuck wird so ein Frosch daraus.

Symmes

Nach Zeller, man ahnt Schlimmes,

folgt ein Autor namens Symmes.

Bei ihm fand ich, was sehr obskur,

9. 'den Totenkopf in Miniatur.

Vier Zentimeter ist er groß.

Wir staunen und sind fassungslos.

Aus seinem Auge fürchterlich,

schlängelt eine Schlange sich,

und dort wo einstmals saß die Zunge,

hockt eine Kröte, eine junge.

Der Totenkopf, das ist uns klar,

stellt die Vergänglichkeit hier dar.

Der Krott jedoch im faulen Munde

sitzt dort aus einem ander'n Grunde.

Erneuerung deutet er an

und wie man sie erlangen kann.

Auferstehung nach dem Tode

ist in Japan große Mode.

Doch zuvor, ohne zu mucken

muss man erst die Kröte schlucken,

die bitter schmeckt. Und außerdem,

der Tod ist selten nur genehm.

Doch eines sei dabei bedacht;

Er ist es der es möglich macht,

dass im Samsura-Geschehen

wir dereinst wieder auferstehen.

Das ist es, was die Miniatur

erklärt dem Sammler mit Bravour.

Das deutet dieses Fröschlein an,

im Kiefer von dem Knochenmann.

10. Als Folgebild im Symmes-Band

ich ein Holz-Netsuke fand.

Von Masanao stammt der Lurch.

Damit sind wir bei Symmes durch.

Ueda

Als nächstes gilt es zu berichten

von Ueda Kurzgeschichten.

Raymond Bushell, hoch geschätzt,

hat sie ins Englisch übersetzt.

So come on, we take a look

in to Reikichis Nets'ke-book.

Auf Seite neunzig finden wir

11. Ono No-Tofu, welch Pläsier.

Auf einem Beine muss er steh'n,

das habe ich sofort geseh'n.

So hab' ich ihn euch aufskizziert

wie er am Schirme balanciert.

Ein Bild von ausgewog'ner Ruh,

der Meister auf dem Geta-Schuh.

Selbst das Fröschlein schafft es nicht,

zu stören dieses Gleichgewicht.

Im Buche auf dem nächsten Blatt

ein Sennin seine Kröte hat

12. im Kimono geschickt versteckt.

Dort habe ich sie gleich entdeckt

als sie aus dem Ärmelloch

neugierig nach draußen kroch.

Sie quakte lustig und spontan

mich mit ihrem "Korax" an.

Der Sennin lachte froh dazu:

"Mein Hemd benutzt sie als Dessous.

Sieht sie nicht wirklich sexy aus,

meine kleine grüne Maus"?

Was sollt' ich sagen: "Wundervoll",

es über meine Lippen quoll.

"Und hübsch", gab ich ihm zu versteh'n,

"ist sie auch noch anzuseh'n,

wie sie lächelt, diese Augen.

kaum zu glauben".

Ueda, Seite hundert zwo.

13. Ein andrer Frosch, der nicht so froh.

Er kam vom Regen in die Traufe.

Als er keuchend mit Geschnaufe

ausruhen wollt, weil Adebar

endlich abgeschüttelt war.

Er freute sich ins Stroh geduckt.

Da hat die Schlange ihn verschluckt.

Womit erneut bewiesen wär',

dass alles hinter Fröschen her.

So manchem, weil er brüllt nicht laut,

hätten wir’s nicht zugetraut,

dass er hinter Fröschen her,

von denen er hätt’ gern noch mehr.

Meist stellt er diesen nach schon lange,

doch frisst er sie nicht wie die Schlange.

Ihr wisst weshalb er Quakis jagt...

Weil sie zu sammeln ihm behagt.

Und wie gesagt aus solch Interessen

werden sie nicht aufgefressen.

So geseh'n der Nets'ke-Lurch

macht nicht so viel wie jene durch,

die ihr Leben oft vergeuden

heute noch zwecks den Gaumenfreuden.

In Frankreich, wo es sie noch gibt,

sind sie nach wie vor beliebt.

Nicht etwa weil sie so apart... .

Weil ihre Schenkel fleischig zart

und äußerst appetitlich sind.

Nicht so zäh wie Longhornrind.

Zudem weiß jeder Dummerjan.

Der Frosch ist frei vom Rinderwahn.*21

Deshalb sind sie so begehrt.

Ja, ja sie sind ihr Geld schon wert.

14. Der nächste Frosch wurd' nicht verzehrt,

er ist dem Sammler zu viel wert.

Er wurd' als Nets'ke lang' getragen

und muss auch heute noch nicht klagen.

Obgleich auch er wird heiß begehrt,

blieben die Schenkel unversehrt.

Bisher blieb er ungeschoren

denn Wurzelholz taugt nicht zum Schmoren.

Vom Schmortopf, der voll Risiko

steht in Frankreich irgendwo,

15. zum Trio Hopp-Amphibia

von Sukenaga-Matsuda.

Das Nets'ke, wer die Grünen kennt,

ist ein Skandal. Impertinent

treibt es die Kröte mit den schönen

Krötern, ihren eignen Söhnen.

Wie es zu dem Inzest kam?

Sie war die einzige Madam,

welche am Teiche weit und breit

an diesem Tag war laichbereit.

Hinzu kam noch die "Seiyoku";

und so kam es dann dazu.

Und außerdem, 'ne Krötenfrau

nimmt es nicht so sehr genau.

Sie quakte nach dem ersten Kuss:

"Junge, Junge, Ödipus".

16. Auf einem Aste sprungbereit

sitzt ein Frosch um jederzeit

mutig mit Elan und Schwung

zu wagen einen Seitensprung.

Ganz fest hat er sich vorgenommen

heut' fürs' Herz 'was zu bekommen.

Geschnitzt der Ast aus Hirschenhorn

weist ein Astloch auf von vorn'

wonach das Fröschlein ganz gezielt,

unauffällig, heimlich schielt.

Dem Frosch, in seiner Frosch-Moral

erscheint das Loch arg vaginal.

Vermutlich sah dies Seiyodo,

Der es schnitzte ebenso.

Als Nets'ke wirkt es zauberhaft

und hat auch jene Zauberkraft,

von der die Netsukeshis sagen:

"Wer solch ein Nets'ke hat getragen,

hat animiert in Frosches Namen

erfolgreich damit stets die Damen"

Nach dieser Art Beschäftigung,

zwecks der Muskel-Kräftigung,

hüpfte der Frosch zum Kappa schnell.

Tomekatzu originell,

hat die beiden dort gesehen

und hielt fest das Kampfgeschehen.

17. Frosch und Kappa Hand in Hand,

kämpfen, drücken mit Verstand.

Jeder will sich selbst beweisen,

dass sein Arm so hart wie Eisen.

Jeder möcht’ dem andern zeigen,

welche große Kraft ihm eigen.

Jeder will im Armumbiegen

den anderen einmal besiegen.

Doch Frosch und Kappa, was bekannt,

sind clever, da sie artverwandt.

Muskelstrotzend durchtrainiert,

ausgeruht, hoch motiviert,

blutrote Köpfe beide schon

hatten von der Drückaktion.

Doch keiner gab im Kampfverlauf,

in Japan damals so schnell auf.

Wie der Kampf geendet hat

auf dem grünen Lotosblatt,

hat Ueda leider nicht

erwähnt in seinem Kampfbericht.

Doch in Japan noch nach Jahren,

das hab' ich hintenrum erfahren,

tuschelte man von Betrug.

Die Gegner, erstens weil sie klug,

und zweitens weil sie artverwandt

einigten sich tolerant,

brachen ab, gaben zufrieden

beide sich mit unentschieden.

.

Als letztes folgt bei Reikichi,

aus der Sennin-Hierarchie,

18. ein Ober-Asket mit 'nem Stocke

und einer Japan-Dreibein-Pogge.

Der Sennin, weil er Tierfreund war,

streicht dem Krötchen übers Haar

während die sich ruhig verhält.

Man sieht, das Streicheln ihr gefällt.

Der Sennin liebt das Kröten-Kind,

sie ist ihm so vertraut;

und wenn sie nicht gestorben sind

ist längst sie seine Braut.

Uspenskiy

Von Ueda dort in Tokyo

nun nach Leingrad,

wo Uspenskiy ebenso

ein Buch geschrieben hat.

Er schrieb, da Russe er gewesen

kyrillisch, also schwer zu lesen.

Da ich in Russisch nicht versiert,

hab' ich die Bilder nur studiert

und die Frösche ohne zagen

für euch ins Deutsche übertragen.

Sennins, so wie überall,

im weiten Blätter-Overall,

wie sie jeder kennt,

so auch in Chodschent,

fand ich sie im Buche

auf der Nets’ke-Suche.

Den ersten ich am Newa-Strand

19. im Wasser stehend barfuss fand.

Er bracht', das wurd mir sofort klar,

die Kröten weil es Freitag war,

zum Fluss um sie zu baden.

Doch seine beiden Kameraden

stäubten sich, das war mir neu.

Jetzt weiß ich's, sie sind wasserscheu.

Im Zaren-Palast Peterhof

20. traf ich die nächsten beiden.

Der eine war ein Philosoph

und sprach, ich könnt's beeiden

zum andern: "Ich komme grad' vom Zar.

Dem liefer' ich den Kaviar.

Der merkt es nicht, dass ich vom Teich

bring' ihm gefärbten Krötenlaich.

Den feinen Leuten, mir ist's recht,

schmeckt das Zeug, als wär' es echt".

Der andre lacht: "Ja, ja bei Hof

die Leutchen sind ein bisschen doof.

Mich hat die Zarin einbestellt,

weil, was sie für möglich hält,

sie ein wenig schwanger ist

da die Blutung sie vermisst.

Ich soll bei ihr, das ist zum Lachen

zum dritten mal den Froschtest machen.

Ja, ja, ich geb' dir da schon recht.

Die Leut' am Hof, die sind nicht echt.

Doch unser eins ist besser dran.

Man tut selbst das was man nicht kann".

"Und wir leben gut dabei",

lachten fröhlich dann die zwei.

Was aus ihnen ist geworden?

Geadelt, überhäuft mit Orden,

lebten in der Hierarchie

glücklich und zufrieden sie.

Der eine wurde weltbekannt

als Zar-Hof-Kaviar-Lieferant.

Der andre bei der Kathy Zwo

verlebte manche Nacht recht froh

bis Potjomkin, das war schlimm,

ihn verbannte auf die Krim.

Vor kurzer Zeit, er hatte Glück,

kam er nach Petersburg zurück.

Ja er nahm es gern in Kauf,

dass Michail Uspenskiy nahm ihn auf

in sein Buch Netsuke, dort

sitzt er und hüpft nimmer fort.

21. Der nächste Frosch schaut skeptisch drein.

Wie sollte er auch glücklich sein.

Der Hochadel, samt der Durchlaucht

ist fort, er wurd' nicht mehr gebraucht.

Den Froschtest machen andre Leut'

in Petersburg viel besser heut'.

22. 'Nen Frosch auf einem Lotosblatt

gibt es auch in Leningrad.

Auf Seite eins-acht-sieben

ist er genau beschrieben.

Ich konnt's nicht lesen, verzeiht es mir.

Drum bericht' ich auch nicht hier

was ich mir dabei gedacht.

Ich glaube das war angebracht.

Als letzten zeigt uns Michail noch

23. den Frosch, der auf den Ziegel kroch.

Woher er stammt, hab ich gefragt.

"Aus Japan", hat er nur gequakt.

Damit sind bei Uspenskiy durch

wir in Sachen Fröschelurch.

Verschiedenes

Unter Verschiedenes, das passt,

hab' ich all jene noch erfasst,

die mir beim Nets'ke-recherchieren,

begegneten gedruckt papieren

in Kunstbänden und Lexika,

in Froschbüchern etcetera.

24. In 'nem Museumsführer fand

ich 'nen Frosch auf einer Hand.

Er saß dort mit der Brust geschwellt,

stolz zum Anschau'n ausgestellt.

Gemeinsam mit dem Ko-Sensei

als Netsuke-Schnitzerei

in einer Meisterhand-Version

waren sie die Attraktion.

Sie sahen froh und glücklich aus

und machten sich auch nichts daraus,

dass die Besucher sie bestaunten.

Die beiden hübschen Gutgelaunten

lächeln dort noch heut' gelassen

über die Besuchermassen,

die täglich kommen sie zu sehen

die zwei in der Vitrine stehen.

25. Den "Bufo japonicus" von vorn,

nahm Bailey Kennedy aufs Korn.

In seinem "Ecce Bufo"-Buch

wagte er gar den Versuch,

Kröt' und Jaguar zu vergleichen

die auf Beutefang ausschleichen.

Die Ähnlichkeit, aus seiner Sicht,

meint er, wär' zu verleugnen nicht.

Ich schließ mich dieser Meinung an.

Was man auf Anhieb sehen kann:

Der Jaguar ist größer:

Der Kröter graziöser.

26. Im Wichmann-Band "Japonismus"

fand ich einen Zerberus

der am Tor der Unterwelt,

wie es aussieht, Wache hält.

Auf dass die Toten nicht entkommen

hat man als Wächter ihn genommen.

So saß der grüne Höllenhund

am Eingang vor dem Höllenschlund,

schickte jeden der nach oben

flüchten wollt', mit einem groben

Fröschefauchen gleich zurück.

Keiner hatte bei ihm Glück.

Keiner ist ihm durchgebrannt.

Allen war es zu riskant.

Denn der grüne Höllensohn

war der Teufel in Person.

Er schürte das Feuer noch viel mehr.

Die armen Seelen hatten's schwer.

Hundert Jahre hielt er durch,

Wache-schiebend so der Lurch.

Dann reichte er die Rente ein.

Heut’ soll er ein Sennin sein.

Im Nets'ke, wie ihr alle seht,

er gerade aufersteht.

In Barry Clarke's Amphibien-Band

27. ich blätternd dieses Nets'ke fand.

"Es diente, was man wissen muss,

als Frösche-Kimono-Verschluß

in Japan", so schrieb er dazu.

Die Frösche selbst beim Interview,

als ich sie dazu befragt,

haben folgendes gequakt.

"In Japan, was man wissen muss,

gab es keinen Reißverschluss,

doch dass wir Grünen wurden Mode

liegt an einer Episode,

die sich in Kyoto zugetragen

hatte dort in alten Tagen."

"Im Nippon-Reich, ein Groß-Schogun

blieb kinderlos:" Was soll ich tun?

Ich hab' doch alles schon probiert",

sprach er zur Frau, die sich mokiert.

Diese schickte ihn zum Teich.

"Schau den Fröschen bei der Laich'

ein wenig zu, dann komm' zurück

und probier' erneut dein Glück"

Der gute Mann nahm an den Rat

und setzte um gleich in die Tat

was er den Fröschen abgeschaut.

Das hätt' sie ihm nicht zugetraut.

Von diesem Tag, ich sag' es offen,

hat er beim Schießen auch getroffen.

Zwanzig mal in fünfzehn Jahren

ist es ihr dann widerfahren,

dass sie guter Hoffnung war."

Plötzlich wurde es mir klar.

Wie Schuppen fiel's mir von den Augen

wozu heute Netsukes taugen.

28. Die nächste Gruppe die wir seh'n;

auf einem Haufen Stücker zehn..

Frösche die geschnitzt zusammen

alle von Miyao stammen.

Eine Mutter mit den Kleinen.

'Ne Familie, so will's scheinen.

Doch der Papa fehlt dabei.

Der sagte damals nur "good by"

als sie in den Wehen lag.

Neugierig dann am nächsten Tag,

getarnt durch Gras und Rohrwerkzäune,

quakte er, "du grüne Neune,

die sind mit mir jetzt blutsverwandt",

und dann ist er durchgebrannt.

So blieb ihm mancherlei erspart.

Das war nicht seine Lebensart.

Er wurde glücklich anderswo.

Lebt dort in Reichtum mit Niveau.

29. In Tüll und Seide wohlgekleidet,

bedient von Fröschen; nicht beneidet.

Wenn man auch Samurai ihn ruft

blieb er dennoch jener Schuft,

der heimlich hinter'm krummen Rücken

den Seinen vorenthält die Mücken.

30. Ein andrer Frosch in Saus und Braus

lebt auf 'nem Lotosblatt sich aus.

Dies ist wie er aus purem Gold;

drum ist der Frosch dem Lotos hold.

Das Blatt, auf dass es noch mehr reizt

vom Künstler wurde rot gebeizt

damit, wenn es ein Mädchen sieht,

es sie zu jenem Manne zieht,

der das Fröschlein samt dem Blatt

an seinem Obi hängen hat.

Wenn dem dann Gutes widerfährt

dann ist der Nets'ke-Frosch 'was wert.

31. Über's Geld und die Moneten

und den Wert von ihren Kröten

sprechen auch die nächsten zwei.

Dass das nicht rentabel sei

meint der eine grad' zum andern

während sie gemeinsam wandern.

"Wenn Gelegenheit sich böte"

spricht er, "gäb' ich ab die Kröte

und kauft' mir einen Wagen.

Den bräuchte ich nicht tragen.

Ich lauf' mir noch die Hacken schief",

fährt er fort, "und lukrativ

ist die Kröte längst nicht mehr.

Ja, ich gäb' sie gerne her.

Ich wär' die Futterfrage los,

könnt' sparen all das schöne Moos,

das ich, weil sie nur Frischfleisch mag,

täglich zum Fliegenhändler trag'".

"Die Kröte kostet zwar viel Geld,

doch ohne sie wär's schlecht bestellt",

spricht der zweite von den beiden.

"Ich würde Hunger für sie leiden

denn sie ist das Liebste mir.

Ja ich hänge sehr an ihr.

Alles würd' ich für sie geben,

Geld und Gut sogar mein Leben".

Der andre, der dazu geschwiegen

meinte drauf: "Allein für Fliegen

geb' ich meinen halben Lohn.

Und was habe ich davon?

Eine Kröte die nicht quakt

weil sie alt schon und betagt.

Und hüpfen will sie auch nicht mehr.

O, ich gäb' sie gerne her.

Ich möcht’ für sie nicht 'mal 'was haben",

hörte man ihn weiter klagen.

"Ich gäb' zwei Jen noch obendrein

würd' ich los sie endlich sein.

Was könnt' ich in den nächsten Jahren

ohne Kröte alles sparen.

Sicher wäre ich bald reich

einem Adeligen gleich...."

Als sie so sprachen einst die zwei

schlich hinterrücks der Tod herbei.

Nahm ab die Sorgen ihm ums Geld

und hat den Sennin einbestellt.

"Komm mit" sprach er und voller Hohn

zog mit dem Geizhals er davon.

Drunten in der Unterwelt

nahm der Teufel ihm das Geld.

"Die Kröte dieses wüste Tier"

sprach der Satan "schenk ich dir".

32. Seither trifft man als Knochenmann

den Sennin mit der Geizkrott an.

Drum merket euch: Gebt aus das Geld

solang ihr hier noch auf der Welt.

Gönnt euch 'was und euren Kröten.

Gebt aus den Mammon, die Moneten

sonst wird es euch genommen.

Wenn der Sensenmann gekommen,

streckt nach euch die Knochenhand

zählt nicht mehr der Kontostand.

Doch wenn ihr recht und gut getan,

im Himmel landet irgendwann

nimmt keiner euch dort Gott sei Dank

die Schulden übel auf der Bank.

33. Das Kappa ist da besser dran.

Es braucht kein Geld zum Leben.

Es klaut 'nen Fisch sich ab und an

und was sonst noch kommt gelegen.

So geseh'n ist das zwar smart.

Doch ob's die rechte Lebensart

auf unser eins bezogen ist,

ist fraglich, wie ihr sicher wisst.

Es dem Kappa gleichzutun

ist für uns nicht opportun

weil Kappas niemals zu den frommen

Leuten in den Himmel kommen.

Sie enden meistens im Gehäuse

und Netzwerk einer Fischerreuse.

Aus solchem Ding kommt keiner 'raus.

Dort zappeln sie ihr Leben aus.

Wenn sie den Geist dann aufgegeben

und ausgehaucht ihr schäb'ges Leben

kommt sie, vom Satan anbefohlen,

der alte Hades-Kappa-holen.

34. Wir sehen ihn im Bild schon lauern,

vor dem Reusenkorbe kauern.

Er wartet dort, hat Zeit genug,

auf den letzten Atemzug

des Kumpels der im Netz gefangen.

Als der dann endlich eingegangen

hat er ins Fäustchen sich gelacht

und heim zum Teufel ihn gebracht.

Vom Höllenpfuhl zu Rudi Sailer

führt ein Weg ein furchtbar steiler.

Den wollen wir gemeinsam gehen

um uns etwas anzusehen

was den Nets'ke-Sammler freut.

Und wir haben's nicht bereut!

Rudi Sailer's Sammlung

Vom Sammler Sailer aus Sandhausen

35. stammt ein Nets'ke, das zum Grausen

manchem von uns Anlass gibt.

In Japan jedoch war beliebt

der Frosch, der auf dem Schädel sitzt

wenn er aus Elfenbein geschnitzt.

Er zeigte sich dort als Despot,

der siegreich ist über den Tod.

So geschnitzt dient als Symbol

der Quaks für Auferstehung wohl.

Frosch-Museum Basel

Im Bas'ler Froschmuseum fand

ich manches Fröschlein das dort stand

ausgestellt in Glasvitrinen,

sich sein Dasein zu verdienen.

Ein Manju, das aus Honkong stammt,

wie Honkong-Ware allesamt,

mit Fröschen darauf, sehr frivol,

ist eine Fälschung wohl.

36. Die Kröte, die das Hemdchen rafft,

und auch der Frosch, der sie begafft,

weil es durchaus ihm gefällt,

was sie frech zur Schau dort stellt,

sind nach ihrem ganzen Wesen

Japaner nie gewesen.

Da hat man überzogen!

Da hat man uns betrogen!

Doch weil Erotica beliebt,*29

es dafür stets 'nen Käufer gibt,

der wissend, dass nicht alles echt,

den Preis für echte Ware blecht.

So könnte es gewesen sein

im Frosch-Museum Münchenstein,

wo ich dieses Nets'ke fand,

aufgehängt an einer Wand.

Die Fröschli-Sammlung in der Schweiz

hat für den Frosch-Freund seinen Reiz,

denn dort steht fürs Publikum,

mancher interessante Frosch herum.

37. Auch den Sennin finden wir,

mit den Kröten, so wie hier

wie er metamorphorsiert

ist selten er nur illustriert.

Zwei Kröten sind aus ihm entstanden.

Die sind in Basel noch vorhanden.

Jetzt, weil es hier scheint angebracht,

sei aufmerksam darauf gemacht,

dass Basel einen Ausflug wert.

Die Fröschlein dort sind sehenswert.

Souvenir aus Japan

Als nächstes hab' ich wohlbedacht

aus Japan etwas mitgebracht

das euch soll vor allen Dingen

wieder 'mal zum Lachen bringen.

Bilder aus alten Magazinen.

Ich hoff', sie werden dazu dienen,

dass aus eurem Stirnenrunzeln

endlich wird ein heitres Schmunzeln.

Kommt mit, ich lad' euch dazu ein

in Japan drüben Gast zu sein.

38. Als erstes wollen beim Sumo-Ringen

wir ein Weilchen froh verbringen.

Dort kämpfen, seht es euch nur an,

zwei Hetscher um den roten Dan.

Behäbig, fett- und muskelstrotzend

schieben sie einander trotzend,

sich grimmig und behäbig schwer,

auf der Matte hin und her.

Dem Schiedsrichter, den links ihr seht,

kein verbot'ner Griff entgeht.

Er kennt sich aus im Sumo-Sport:

Drum hat er stets das letzte Wort.

Er muss die Sache überwachen:

"Kämpfen" ruft er "weitermachen"!

Indes das werte Publikum

springt aufgeregt im Kreis herum,

klatscht Beifall, zetert, schlägt Krawall;

ist aus nur auf den einen Fall,

dass endlich zwingt ein Shiju-Hatte

den Gegner nieder auf die Matte..

Wer von beiden hat gesiegt

hab' ich nicht mehr mitgekriegt.

39. Ich war indes schon nebenan.

Sah mir Frosch-Jiu-Jitsu an.

Donnerwetter, da geht's zu.

Sanfte Kunst heißt das; "nanu",

denk ich, seht's euch selber an

was da so passieren kann.

Geschwindigkeit, das sei gesagt,

ist bei diesem Sport gefragt.

Blitzschnell muss man reagieren

will man im Kampfe nicht verlieren.

Nur wer dieses hat trainiert

im Wettstreit richtig reagiert.

Ich seh' den beiden wie gebannt

'ne Weile zu. Ich bin gespannt

wie's weiter geht und was passiert.

Dann seh' ich es und bin schockiert!

Der Gegner setzt den Hebel an.

Ein Meisterwurf, gekonnt, spontan.

Noch in der Luft knickt ab ein Bein.

Und das soll Jiu-Jitsu sein?

Das ist brutal, denk ich und geh'

weil nebenan ich etwas seh'

dem ich etwas mehr gesonnen.

Nachdem dem Kampfsport ich entronnen

nehm' ich Platz in der Manege.

Drinnen Korax und Kollege.

40. Balanceakt, ziemlich gewagt.

Ja, das hat mir zugesagt.

Entspannt saß ich, sah das Programm

mir ein zweites Mal noch an.

Weiter geht's im bunten Reigen.

Als nächstes uns die Grünen zeigen

was der Frosch, wenn er ein Mann,

41. mit 'ner Schlange machen kann.

Gemeinsam fesselte man sie

und zeigt nun stolz das "Victory".

Aller Frösch' zum Gaudium

klettert man auf ihr herum.

Als Querstrebe im Rohr platziert

dient sie als Schaukel, raffiniert.

"Ach, wie ist es doch so schön

seinen Gegner so zu seh'n"

quaken die Frösche: Ich bin bange.

Schließlich bleibt sie eine Schlange.

Manches lustige Geschehen

ist auf den Bildern noch zu sehen

weil in Japan es die alten

Maler darauf festgehalten.

Die nächste Zeichnung zeigt den Streit

den austrug man vor langer Zeit.

Ein Kampf entstand, so wie ein Sturm

42. aus heit'rem Himmel, um 'nen Wurm.

Der, nach Froschens Speiseplan,

hatte es beiden angetan.

So zog man hin, so zog man her,

der Wurm wurd' länger immer mehr.

Er dehnte sich, er hat gelitten.

wurd' dünn und dünner in der Mitten.

Dort saß 'ne Fliege, sann auf Rache

in einer Frosch-Verfolgungssache.

Sie biss den dünnen Teil entzwei.

Beendet ward die Rauferei.

Die Frösche, als der Wurm gab nach

plumpsten unter Weh und Ach

rücklings in den Sumpf hinein.

Was ein Zetern, was ein Schrei'n

war da im Tennoreich zu hören...

Einen sollte es nicht stören.

Das Fröschlein unten in der Mitte

war beim Streite jener Dritte,

den's immer gibt in solchen Zeiten,

wenn zwei sich um das Futter streiten.

Als der Wurm so plötzlich riss

schien ihm die Fliege schon gewiss.

Doch die hat anders es erwogen,

ist weise ihm davongeflogen.

Summte in schnöder Fliegenweise

zum Flieger der am Himmel Kreise

und Loopings drehte. Der, auf Zack,

flog mit ihr gleich Huckepack

und gab ihr was dem glitschig kalten

Frosche sie hatte' vorenthalten.

So die Moral: Besonders klar:

"Make love you fool and do'nt make war".

Dass man in Japan hat Humor

43. macht uns das nächste Fröschlein vor.

Es hält dem Schatz den Rücken frei,

dass der während der Quakerei

von Mücken nicht gestochen

wird und unterbrochen.

'Nen Froschwitz aus der Tokyo-News

füg' ich an hier noch als Gruß

der euch sicher deutlich macht,

dass man auch in Japan lacht.

44. Das Froschmännchen quakt listig "horch,

ich werf’ mich vor den nächsten Storch

wenn ich von dir werd’ nicht erhört“.

Die Kröte hat das nicht gestört!

Ein andrer Witz im Shimbun-Star

auf Seite drei zu finden war.

45. Ein Frosch zeigt auf uns amüsabel,

dass sicher man vor jedem Schnabel

wenn man frech und ausgewitzt

drauf 'rum läuft oder darauf sitzt.

Im nächsten Witzblatt wie gewohnt

macht ein Frosch 'ne Kröte an.

46. Er quakt "I love you" herzbetont.

Doch sie lässt ihn nicht ran.

Sie spricht: "Auch ich lieb' dich ganz innig,

aber du bist mir zu laich-sinnig".

Und was sagt uns dieses Wort?

Die Froschwitze sind ähnlich dort

so wie wir sie bei uns auch lieben,

nur in Japanisch da geschrieben.

Dass die alte Aesop-Fabel

flexibel ist und variabel

stellt das nächste Bild uns dar

welches ich im Shimbun-Star

gefunden hab' auf Seite zwo

letztes Jahr in Tokyo.

47. Was erzählt nun dieses Bild?

Der Ochsenfrosch, der darauf wild

war groß so wie der Ochs' zu sein,

fiel auf die eig'ne Dummheit 'rein.

Ein Bauer der ihn prahlend fand

hat vor den Pflug ihn gleich gespannt.

"Das hat der Alte nun davon",

quakte schadenfroh sein Sohn,

und auch die andern zwei

erkannten, dass Angeberei

macht den Frosch zum Ochsen-

Frosch 'nem paradoxen.

Vom Frosche, der so fabelhaft,

in Japan hat per Muskelkraft,

samt dem Ochs' das Feld bestellt,

zum nächsten ist's ein weites Feld.

Ich fand ihn einst am Elbestrand,

gleich bei St. Pauli, rechter Hand.

Er stammt von Janssen, dessen Stil

japanisch war, sprich froschophil.

Sein "Japan-Frosch" wurd' überfahren,

starb auf der Autobahn vor Jahren.

48. Ein Tracker hat ihn ungewollt

mit seinem Brummi überrollt.

Der Frosch war platt, so platt wie nie.

Das ergab die Autopsie.

Doch was er sterbend von sich gab

steht auf dem Asphalt, seinem Grab.

Es kommt uns vor fast wie Magie... .

Da steht in Frosch-Kalligraphie,

in Blut und Froschklein hingeschrieben: "Ach, wär' in Japan ich geblieben".

Kaéru mit Akzent

In Japan, das ist weltbekannt

Der Frosch Kaéru wird genannt.

Was das bedeutet werd' ich hier

erklären nun. "Frosch" so denkt ihr.

Doch die Sache in der Tat,

ist kompliziert und delikat.

Der Frosch Kaéru, den ihr kennt

hat auf dem é einen Akzent.

Káeru, wenn das a betont,

ist nicht der Frosch den wir gewohnt.

Das Wort heißt dann "zurückkehren".

Was will uns Langenscheidt hier lehren?

Dass die Worte die genannt

miteinander sind verwandt!

Rückkehr, denk' ich meinerseits,

heißt Auferstehung andrerseits.

Daraus folgert nun mein Schluss,

dass auferstehen jeder muss,

der ein Frosch war hier im Leben.

Eben!

Andrerseits der Umkehrschluss

Manchen sehr schockieren muss.

Denn Hand aufs Herz sollt' es geschehen,

wer möcht' als Frosch schon auferstehen.

Wem bange wurde grad beim Lesen,

weil er noch nie ein Frosch gewesen,

dem sei gesagt es apropos,

das ist ja nur in Japan so.

Volker Tys

Im "Animal far eastern art"

49. zeigt Volker Tys wie er sich paart.

Nicht Volker selbst, das wissen wir.

Vom Laubfrosch ist die Rede hier.

Und der, auf seinem Lotosblatt,

weil er kein Doppelbett dort hat,

und nebenan ist Wasser pur,

macht es halt auf diese Tour.

Die Kröte von Mitsukiyo

tut es inzwischen anderswo.

Was sie jedoch damit erreicht

50. wenn sie auf dem Schädel laicht

ist uns überliefert nicht.

Doch aus des Totenschädels Sicht,

scheint der zu lächeln, wie wir sehen,

wissend er wird auferstehen.

Die Kröt', das wissen wir ja schon,

steht auch für Re-Inkarnation.

Für den Schädel, der betroffen,

wollen wir das Beste hoffen.

Ob im Endeffekt geklappt

bei was die zwei wir da ertappt,

die ihre Liebe so gepflegt,

wie gesagt, ist nicht belegt.

Bände spricht das nächste Bild,

das es zu betrachten gilt.

51. Vor uns steht wie neugeboren,

ein Sennin. Auf ihm, unverfroren,

eine Kröte splitternackt.

"Ja, ja", lacht er, "das ist ein Akt.

Die Kröte ist nicht zimperlich.

sie will das eine dauernd, mich.

Auch jetzt will sie, ich bin ganz matt,

sie wieder mir ans Ahorn-Blatt".

Sansho, vor drei Jahrhunderten,

hat die vielbewunderten,

die auch wir verschmitzt begaffen,

aus weißem Porzellan geschaffen.

Das Ahornblatt scheint übertrieben.

Was drunter ist wurd nicht beschrieben.

Von den beiden, die fast nackt,

52. zu dem nächsten Frosch. Abstrakt

hat Ryo-ichi überzogen,

dem Frosche wohlgewogen,

einen Lotos-Hülsen-Ast

als Phallos-Symbol eingepasst.

Der Quaks zeigt seinen ganzen Stolz

geschnitzt aus echtem Kirschbaumholz,

und zwar in Itto-bori,

passend zu der story,

dass in Japan jedermann

solch ein Nets'ke tragen kann.

Ein andres Nets'ke noch zum Schluss,

von dem ich euch berichten muss,

seh'n wir im Bilde vis a vis.

53. Der Kröter auf des Sennin's Knie

genießt, ja es gefällt ihm gut,

was da sein Herrchen mit ihm tut.

Der lacht ganz breit schelmisch dabei.

Vermutlich war's 'ne Sauerei.

Damit bin ich bei Volker Tys

durch und sage "tschüß",

bevor ihr mir die "was denn"-Frage

zu stellen seid erst in der Lage.

Wolf

In einem alten Bücherladen,

gedruckt bei Brockhaus in Wiesbaden

fand ich das Werk von Richard Wolf.

Ein Verkäufer namens Rolf

hat mir beim Einpacken erzählt:

"Gratuliere, gut gewählt.

Das Buch es ist ein Renner

und für den Netsuke-Kenner

unentbehrlich, denn es informiert

schnell und reichlich illustriert".

Begeistert las ich es zu Haus.

Zwei Bilder wählte ich euch aus.

Sie zogen mich in ihren Bann

und reichern jetzt mein Froschbuch an.

54. Als erstes hab' ich ausgewählt

das Kappa von dem Wolf erzählt

eigenartige Geschichten

ohne so wie ich zu dichten.

Was das alles ist gewesen?

Bei "Kappa" dort steht es zu lesen.

Das andre Bild zeigt uns gleich zwei.

55. Die Gama und den Ko-Sensei.

Als Kröter, in der Hand getragen,

sitzt beim Sennin Shujin Bagen.

Der wurd' zur Krott durch Zauberpillen

und ist dem Heiligen zu willen.

Was der sich wünscht, die Kröt' vorab

liest's ihm von den Augen ab.

Da auch die Kröte zaubern kann,

erfüllt sich dieser Wunsch sodann.

So geht's den beiden ziemlich gut.

Der Sennin und sein Attribut

die passen gut zusammen.

Niemand würde ihn verdammen

nur weil er eine Kröte liebt

und sonst 'ne ruhige Kugel schiebt.

In Japan ist man tolerant:

Das mach ich hiermit euch bekannt.

Bei Richard Wolf, ich füg' das bei,

gibt es noch so mancherlei.

Vom San-Sukumi-Frosch-Motiv

zum Fröschlein welches kreativ

auf einem Kürbisstrunke hockt

und lustig quakend dort frohlockt

erzählt der Autor in dem Buche

das ich auf der Lurchensuche

in einem alten Bücherladen

gefunden hab' einst in Wiesbaden.

Wylie

Bei Wylie in der Kollektion

56. Seite zwo Herr Frosch mit Sohn.

Auf einem Kaga-mibuta

der alte Hops mit Hops-Qua-Qua.

Wir seh'n die beiden Hand in Hand

im Fudschiyama- Hügelland.

Sie sind, so ihre Handlungsweise,

auf der Fudschi- Pilgerreise.

Mit 'ner Blume in der Hand

wandern sie zum Kraterrand.

Bringen dem Berg wie jedes Jahr,

ihre Opfergaben dar.

So will den Riesen man betören.

Sein Grollen möchte keiner hören.

Auch scheut man jenes Feuerstieben

das letztmals 17-hundert sieben,

als der Fudschi ausgebrochen,

im Wasser ließ die Lurche kochen.

Die Lava hat alles verbrannt,

die Frösche aus dem Land verbannt.

Selbst Urquaqua des Berg's Marotten

erlag obgleich er hartgesotten.

Er starb im Teich in jenem Jahr.

Das Wasser dampfte, er war gar.

Dass man nicht stirbt auf jene Weise

ist Sinn der beiden Pilgerreise.

"Bitte keine Eruption",

flehen beide, Frosch und Sohn

zu dem schneebedeckten Riesen

der als heilig wird gepriesen.

Zacken

Frosch und Kröte auf den Hacken

kommen wir nun an bei Zacken.

Dort setzen wir den Lurchen-Hebel

an im "Welten auf dem Knebel",

dem Werk das 84 in Wien

wie das 89-er erschien.

Im ersten wie im zweiten Buche

geh'n wir nun auf Krötensuche.

Als erster amphibischer Beleg

kreuzt ein Sennin unser'n Weg.

57. Der arme Kerl geht schon am Stocke.

Für sein Alter ist die Pogge,

die er mit sich schleppt umher,

viel zu schwer.

Die Kröte, das ist hier zu sehen,

kann selbst nicht laufen, nicht 'mal stehen.

Als Kind bereits, als sie noch klein

zwickte der Krebs ihr ab ein Bein.

Sie wär' damals fast umgekommen

hätt' man sich ihr nicht angenommen.

Der Sennin rettete ihr Leben.

Seitdem ist sie ihm ganz ergeben.

Sie macht alles für den Mann,

das kann man ruhig sagen,

was als Kröte sie so kann.

Er muss sie dafür tragen.

Der Sennin schleppt, mehr schlecht als recht

mit sich das warzige Geschlecht.

Wir fragen uns wieso, warum

ist der Sennin nur so dumm.

Weshalb das Schleppen und das Schwitzen?

Warum lässt er die Krott nicht sitzen?

Die Antwort bleibt uns Zacken schuldig.

Der Sennin weiterhin geduldig

schleppt sein Maskottchen durch die Gegend.

Irgendwie ist das erregend.

Sein Kamerad ist besser dran

wie man unschwer sehen kann.

Er macht sich's seinerseits bequem

58. auf einer Kröte. Angenehm

gestaltet sich auf diese Weise

für den Ko-Sensei die Reise.

Kröten in Japan, im Verkehr,

kamen in Mode mehr und mehr.

Seit in Holland hatte Bosch

ins Bild gesetzt so oft den Frosch

und Brueghel es ihm nachgemacht

ist man in Japan aufgewacht.

Man dachte dran in Tokyo,

dass vor langer Zeit Sojo

den Frosch als Reit- und Reisetier

im Kloster brachte zu Papier.

Frosch und Kröte in der Kunst

stiegen nun in Künstlers Gunst.

Schau'n wir uns alte Nets'ken an

man ihm oft begegnen kann.

Das hübsche Tier, der nette Lurch

macht in der Nets'ke-Kunst viel durch.

59. Der Räuber Tenjiku Tokubee

benutzte ihn als Kanapee.

Nach seinem letzten großen Coup

setzte er sich drauf zur Ruh.

Tenjiku starb in Osaka.

Geschnitzt hat ihn uns Yamada.

Der Frosch, Kaeru hier genannt

ist namentlich uns nicht bekannt.

Ob er schon tot, ob er noch quakt,

hat Zacken leider nicht gesagt.

Der Unkerich, er lebt zwar noch,

doch macht er nicht mehr lange.

60. Von hinten als des Wegs er kroch,

schnappte ihn die Schlange.

Was die Schlange dann entdeckt

ist, dass ein Unker gar nicht schmeckt

und auch rein optisch dem Reptil

die Warzen-Mahlzeit nicht gefiel.

Doch in der Not, wenn nichts zu kriegen,

frisst selbst der Teufel, sagt man, Fliegen.

So musste sie, mit Widerwillen,

schließlich ihren Hunger stillen.

Dem Unkerich, im Endeffekt,

war es egal ob er ihr schmeckt.

Er rächte sich, bracht' mittels Schnecke,

dann die Schlange um die Ecke.

Die Schneck in seinem Magen lag

noch unverdaut vom letzten Tag.

Er hatte sie mit Widerwillen

verzehrt, den Hunger sich zu stillen.

Den San-Sukumi-Freß-Kreislauf

zeigt Harumitsu hier uns auf.

Hingegen schnitzte Yoshinaga

61. in Elfenbein die Frosch-Ei-Saga.

Sein Nets'ke zeigt es einwandfrei.

Ein Frosch entschlüpft dem Storchenei.

Was das bedeutet? Völlig klar!

Der Frosch stammt ab vom Adebar;

Der, was bekannt, hat Frösche lieb.

Dass dies nicht ohne Folgen blieb

ist klar, im Röhricht, heimlich ganz geschickt,

hat er 'nen Frosch ins Bein gezwickt.

Nachdem vorbei die Zwickerei

legte er ins Schilf ein Ei.

Ein Knabe später es dort fand.

Er hält es staunend in der Hand.

Traut seinen Augen wohl nicht recht.

Doch zweifelsfrei, der Frosch ist echt.

Wohin das Fröschlein ist gehüpft,

nachdem es aus dem Ei geschlüpft,

hat man uns unterschlagen.

Wir sollten Zacken fragen.

Bei dem, im weit'ren Bildverlauf,

taucht mit dem Kappa einer auf.

62. Wir sehen beide. Eng umschlungen

haben Sumo sie gerungen.

Das Kappa, wie man sehen kann,

setzt gerad' den Nelson an.

Ob der Klammergriff gelungen,

der Frosch zur Aufgabe gezwungen

wurd' oder selbst spontan,

setzte zum Konter-Wurfgriff an...?

Ob er das Kappa konnte packen?

Nichts davon bei Wolfmar Zacken.

Wolfmar in Punkt Information

hält uns ziemlich knapp.

Kein Wort in seinem Buch davon,

wer zuerst war schlapp.

Während die beiden vor uns ringen

wenden wir uns neuen Dingen,

und zwar 'nem alten Märchen zu:

"Chugoro hatt' ein Rendezvous.

Verliebt wollt er im Dunkeln

unter einer Brücke munkeln.

Dort wartete er: Was geschah?

Als er sein Mädchen kommen sah,

zog breit die Kleine ihre Gosch,

verwandelte sich in 'nen Frosch.

63. Der, riesengroß, gefräßig, dreist,

den armen Lover hat verspeist.

Im Nets'ke wurde festgehalten

wie die Krott mit ihrer kalten

Zunge nach Chugoro schleckt.

Wir seh'n wie ihr der Jüngling schmeckt.

Der arme Kerl sprach "L.m.a.A."

zu dem Rana in fabula.

So ähnlich wurd' es mir erzählt

das Märchen das ich ausgewählt

als allerletzte Dichtergabe

für euch in Japan drüben habe.

Falls ihr nicht abnehmt mir die Sache.

Ihr wisst, es hapert mit der Sprache

was das Japanische betrifft

bei mir, auch etwas mit der Schrift.

Möglich, dass in fernen Landen

ich verkehrt hab' 'was verstanden

denn Japaner, wie wir oftmals,

haben einen Frosch im Hals.

Kommt statt japanisch spanisch vor

euch mein Poem, tragt's mit Humor.

Nehmt es nicht krumm, verzeiht es mir.

Mir ging's um Frosch und Kröte hier,

Um Unken, Quappen, Kappa-Vieh,

nicht um Schönschrift, Kalligaphie.

Dabei lassen wir's bewenden,

in Japanisch uns nun enden.

"Ido No Kawazu

Taikai O Shirazu"

Keine Kommentare: