Vers- und Bildteil 8
Zeller
Dort fand ich auf der Frosch-Tournee
später in Lindau/Bodensee,
im Auktionshaus Zeller,
noch etwas im Keller.
1. Ein Kappa das 'ne Schlange küsst
als Nets'ke 'was besond'res ist.
Es beweist uns, dass die Schlange
vor dem Kappa ist nicht bange.
"O-Kappa", frage ich da nur,
"was soll die krumme Tour"?
2. 'Ne andre Schlange, dünn und lang,
bei Zellers grad 'nen Frosch verschlang.
Ich konnte ihn nicht retten:
Ich hatte selbst Manschetten:
Aus einem Nashornvogelschnabel
geschnitzt, sehr schön und komfortabel,
fand ich auf einer Nets'ke-Brosche,
3. das Abbild von 'nem Pfeil-Gift-Frosche.
Der Dendrobates, rot und blau,
wartete dort auf eine Frau.
Zwecks der Eierlegerei
4. kam Frau Ochsenfrosch vorbei.
Geschnitzt aus Mammut-Elfenbein,
wollt' sie ihm zu Willen sein.
Was dabei herausgekommen
hab' ich dem Katalog entnommen.
Abbildung 36-acht Strich sieben.
Dort ist es bildlich uns beschrieben.
5. Drei Frösche auf 'ner Bambussprosse.
Vom Vierten seh'n wir nur die Flosse.
Was die vier dort treiben?
Schwer nur zu beschreiben.
Ich glaub' es ist obszön:
Die Frösche finden's schön.
Der Ochsenfrosch, so hat's den Schein,
hat Grund zufrieden wohl zu sein.
6. Wir seh'n wie er die Hände reibt
zu dem, was da der Nachwuchs treibt.
Weiter im Zeller-Katalog
auf der Kunst-Etappe.
7. Der Frosch der sich am Schwanze zog,
war eben noch 'ne Quappe.
Wir seh'n wie sie metamorphosiert,
mit einem Ruck erwachsen wird.
Sie reißt den läst'gen Schwanz sich aus.
8. Ruck zuck wird so ein Frosch daraus.
Symmes
Nach Zeller, man ahnt Schlimmes,
folgt ein Autor namens Symmes.
Bei ihm fand ich, was sehr obskur,
9. 'den Totenkopf in Miniatur.
Vier Zentimeter ist er groß.
Wir staunen und sind fassungslos.
Aus seinem Auge fürchterlich,
schlängelt eine Schlange sich,
und dort wo einstmals saß die Zunge,
hockt eine Kröte, eine junge.
Der Totenkopf, das ist uns klar,
stellt die Vergänglichkeit hier dar.
Der Krott jedoch im faulen Munde
sitzt dort aus einem ander'n Grunde.
Erneuerung deutet er an
und wie man sie erlangen kann.
Auferstehung nach dem Tode
ist in Japan große Mode.
Doch zuvor, ohne zu mucken
muss man erst die Kröte schlucken,
die bitter schmeckt. Und außerdem,
der Tod ist selten nur genehm.
Doch eines sei dabei bedacht;
Er ist es der es möglich macht,
dass im Samsura-Geschehen
wir dereinst wieder auferstehen.
Das ist es, was die Miniatur
erklärt dem Sammler mit Bravour.
Das deutet dieses Fröschlein an,
im Kiefer von dem Knochenmann.
10. Als Folgebild im Symmes-Band
ich ein Holz-Netsuke fand.
Von Masanao stammt der Lurch.
Damit sind wir bei Symmes durch.
Ueda
Als nächstes gilt es zu berichten
von Ueda Kurzgeschichten.
Raymond Bushell, hoch geschätzt,
hat sie ins Englisch übersetzt.
So come on, we take a look
in to Reikichis Nets'ke-book.
Auf Seite neunzig finden wir
11. Ono No-Tofu, welch Pläsier.
Auf einem Beine muss er steh'n,
das habe ich sofort geseh'n.
So hab' ich ihn euch aufskizziert
wie er am Schirme balanciert.
Ein Bild von ausgewog'ner Ruh,
der Meister auf dem Geta-Schuh.
Selbst das Fröschlein schafft es nicht,
zu stören dieses Gleichgewicht.
Im Buche auf dem nächsten Blatt
ein Sennin seine Kröte hat
12. im Kimono geschickt versteckt.
Dort habe ich sie gleich entdeckt
als sie aus dem Ärmelloch
neugierig nach draußen kroch.
Sie quakte lustig und spontan
mich mit ihrem "Korax" an.
Der Sennin lachte froh dazu:
"Mein Hemd benutzt sie als Dessous.
Sieht sie nicht wirklich sexy aus,
meine kleine grüne Maus"?
Was sollt' ich sagen: "Wundervoll",
es über meine Lippen quoll.
"Und hübsch", gab ich ihm zu versteh'n,
"ist sie auch noch anzuseh'n,
wie sie lächelt, diese Augen.
kaum zu glauben".
Ueda, Seite hundert zwo.
13. Ein andrer Frosch, der nicht so froh.
Er kam vom Regen in die Traufe.
Als er keuchend mit Geschnaufe
ausruhen wollt, weil Adebar
endlich abgeschüttelt war.
Er freute sich ins Stroh geduckt.
Da hat die Schlange ihn verschluckt.
Womit erneut bewiesen wär',
dass alles hinter Fröschen her.
So manchem, weil er brüllt nicht laut,
hätten wir’s nicht zugetraut,
dass er hinter Fröschen her,
von denen er hätt’ gern noch mehr.
Meist stellt er diesen nach schon lange,
doch frisst er sie nicht wie die Schlange.
Ihr wisst weshalb er Quakis jagt...
Weil sie zu sammeln ihm behagt.
Und wie gesagt aus solch Interessen
werden sie nicht aufgefressen.
So geseh'n der Nets'ke-Lurch
macht nicht so viel wie jene durch,
die ihr Leben oft vergeuden
heute noch zwecks den Gaumenfreuden.
In Frankreich, wo es sie noch gibt,
sind sie nach wie vor beliebt.
Nicht etwa weil sie so apart... .
Weil ihre Schenkel fleischig zart
und äußerst appetitlich sind.
Nicht so zäh wie Longhornrind.
Zudem weiß jeder Dummerjan.
Der Frosch ist frei vom Rinderwahn.*21
Deshalb sind sie so begehrt.
Ja, ja sie sind ihr Geld schon wert.
14. Der nächste Frosch wurd' nicht verzehrt,
er ist dem Sammler zu viel wert.
Er wurd' als Nets'ke lang' getragen
und muss auch heute noch nicht klagen.
Obgleich auch er wird heiß begehrt,
blieben die Schenkel unversehrt.
Bisher blieb er ungeschoren
denn Wurzelholz taugt nicht zum Schmoren.
Vom Schmortopf, der voll Risiko
steht in Frankreich irgendwo,
15. zum Trio Hopp-Amphibia
von Sukenaga-Matsuda.
Das Nets'ke, wer die Grünen kennt,
ist ein Skandal. Impertinent
treibt es die Kröte mit den schönen
Krötern, ihren eignen Söhnen.
Wie es zu dem Inzest kam?
Sie war die einzige Madam,
welche am Teiche weit und breit
an diesem Tag war laichbereit.
Hinzu kam noch die "Seiyoku";
und so kam es dann dazu.
Und außerdem, 'ne Krötenfrau
nimmt es nicht so sehr genau.
Sie quakte nach dem ersten Kuss:
"Junge, Junge, Ödipus".
16. Auf einem Aste sprungbereit
sitzt ein Frosch um jederzeit
mutig mit Elan und Schwung
zu wagen einen Seitensprung.
Ganz fest hat er sich vorgenommen
heut' fürs' Herz 'was zu bekommen.
Geschnitzt der Ast aus Hirschenhorn
weist ein Astloch auf von vorn'
wonach das Fröschlein ganz gezielt,
unauffällig, heimlich schielt.
Dem Frosch, in seiner Frosch-Moral
erscheint das Loch arg vaginal.
Vermutlich sah dies Seiyodo,
Der es schnitzte ebenso.
Als Nets'ke wirkt es zauberhaft
und hat auch jene Zauberkraft,
von der die Netsukeshis sagen:
"Wer solch ein Nets'ke hat getragen,
hat animiert in Frosches Namen
erfolgreich damit stets die Damen"
Nach dieser Art Beschäftigung,
zwecks der Muskel-Kräftigung,
hüpfte der Frosch zum Kappa schnell.
Tomekatzu originell,
hat die beiden dort gesehen
und hielt fest das Kampfgeschehen.
17. Frosch und Kappa Hand in Hand,
kämpfen, drücken mit Verstand.
Jeder will sich selbst beweisen,
dass sein Arm so hart wie Eisen.
Jeder möcht’ dem andern zeigen,
welche große Kraft ihm eigen.
Jeder will im Armumbiegen
den anderen einmal besiegen.
Doch Frosch und Kappa, was bekannt,
sind clever, da sie artverwandt.
Muskelstrotzend durchtrainiert,
ausgeruht, hoch motiviert,
blutrote Köpfe beide schon
hatten von der Drückaktion.
Doch keiner gab im Kampfverlauf,
in Japan damals so schnell auf.
Wie der Kampf geendet hat
auf dem grünen Lotosblatt,
hat Ueda leider nicht
erwähnt in seinem Kampfbericht.
Doch in Japan noch nach Jahren,
das hab' ich hintenrum erfahren,
tuschelte man von Betrug.
Die Gegner, erstens weil sie klug,
und zweitens weil sie artverwandt
einigten sich tolerant,
brachen ab, gaben zufrieden
beide sich mit unentschieden.
.
Als letztes folgt bei Reikichi,
aus der Sennin-Hierarchie,
18. ein Ober-Asket mit 'nem Stocke
und einer Japan-Dreibein-Pogge.
Der Sennin, weil er Tierfreund war,
streicht dem Krötchen übers Haar
während die sich ruhig verhält.
Man sieht, das Streicheln ihr gefällt.
Der Sennin liebt das Kröten-Kind,
sie ist ihm so vertraut;
und wenn sie nicht gestorben sind
ist längst sie seine Braut.
Uspenskiy
Von Ueda dort in Tokyo
nun nach Leingrad,
wo Uspenskiy ebenso
ein Buch geschrieben hat.
Er schrieb, da Russe er gewesen
kyrillisch, also schwer zu lesen.
Da ich in Russisch nicht versiert,
hab' ich die Bilder nur studiert
und die Frösche ohne zagen
für euch ins Deutsche übertragen.
Sennins, so wie überall,
im weiten Blätter-Overall,
wie sie jeder kennt,
so auch in Chodschent,
fand ich sie im Buche
auf der Nets’ke-Suche.
Den ersten ich am Newa-Strand
19. im Wasser stehend barfuss fand.
Er bracht', das wurd mir sofort klar,
die Kröten weil es Freitag war,
zum Fluss um sie zu baden.
Doch seine beiden Kameraden
stäubten sich, das war mir neu.
Jetzt weiß ich's, sie sind wasserscheu.
Im Zaren-Palast Peterhof
20. traf ich die nächsten beiden.
Der eine war ein Philosoph
und sprach, ich könnt's beeiden
zum andern: "Ich komme grad' vom Zar.
Dem liefer' ich den Kaviar.
Der merkt es nicht, dass ich vom Teich
bring' ihm gefärbten Krötenlaich.
Den feinen Leuten, mir ist's recht,
schmeckt das Zeug, als wär' es echt".
Der andre lacht: "Ja, ja bei Hof
die Leutchen sind ein bisschen doof.
Mich hat die Zarin einbestellt,
weil, was sie für möglich hält,
sie ein wenig schwanger ist
da die Blutung sie vermisst.
Ich soll bei ihr, das ist zum Lachen
zum dritten mal den Froschtest machen.
Ja, ja, ich geb' dir da schon recht.
Die Leut' am Hof, die sind nicht echt.
Doch unser eins ist besser dran.
Man tut selbst das was man nicht kann".
"Und wir leben gut dabei",
lachten fröhlich dann die zwei.
Was aus ihnen ist geworden?
Geadelt, überhäuft mit Orden,
lebten in der Hierarchie
glücklich und zufrieden sie.
Der eine wurde weltbekannt
als Zar-Hof-Kaviar-Lieferant.
Der andre bei der Kathy Zwo
verlebte manche Nacht recht froh
bis Potjomkin, das war schlimm,
ihn verbannte auf die Krim.
Vor kurzer Zeit, er hatte Glück,
kam er nach Petersburg zurück.
Ja er nahm es gern in Kauf,
dass Michail Uspenskiy nahm ihn auf
in sein Buch Netsuke, dort
sitzt er und hüpft nimmer fort.
21. Der nächste Frosch schaut skeptisch drein.
Wie sollte er auch glücklich sein.
Der Hochadel, samt der Durchlaucht
ist fort, er wurd' nicht mehr gebraucht.
Den Froschtest machen andre Leut'
in Petersburg viel besser heut'.
22. 'Nen Frosch auf einem Lotosblatt
gibt es auch in Leningrad.
Auf Seite eins-acht-sieben
ist er genau beschrieben.
Ich konnt's nicht lesen, verzeiht es mir.
Drum bericht' ich auch nicht hier
was ich mir dabei gedacht.
Ich glaube das war angebracht.
Als letzten zeigt uns Michail noch
23. den Frosch, der auf den Ziegel kroch.
Woher er stammt, hab ich gefragt.
"Aus Japan", hat er nur gequakt.
Damit sind bei Uspenskiy durch
wir in Sachen Fröschelurch.
Verschiedenes
Unter Verschiedenes, das passt,
hab' ich all jene noch erfasst,
die mir beim Nets'ke-recherchieren,
begegneten gedruckt papieren
in Kunstbänden und Lexika,
in Froschbüchern etcetera.
24. In 'nem Museumsführer fand
ich 'nen Frosch auf einer Hand.
Er saß dort mit der Brust geschwellt,
stolz zum Anschau'n ausgestellt.
Gemeinsam mit dem Ko-Sensei
als Netsuke-Schnitzerei
in einer Meisterhand-Version
waren sie die Attraktion.
Sie sahen froh und glücklich aus
und machten sich auch nichts daraus,
dass die Besucher sie bestaunten.
Die beiden hübschen Gutgelaunten
lächeln dort noch heut' gelassen
über die Besuchermassen,
die täglich kommen sie zu sehen
die zwei in der Vitrine stehen.
25. Den "Bufo japonicus" von vorn,
nahm Bailey Kennedy aufs Korn.
In seinem "Ecce Bufo"-Buch
wagte er gar den Versuch,
Kröt' und Jaguar zu vergleichen
die auf Beutefang ausschleichen.
Die Ähnlichkeit, aus seiner Sicht,
meint er, wär' zu verleugnen nicht.
Ich schließ mich dieser Meinung an.
Was man auf Anhieb sehen kann:
Der Jaguar ist größer:
Der Kröter graziöser.
26. Im Wichmann-Band "Japonismus"
fand ich einen Zerberus
der am Tor der Unterwelt,
wie es aussieht, Wache hält.
Auf dass die Toten nicht entkommen
hat man als Wächter ihn genommen.
So saß der grüne Höllenhund
am Eingang vor dem Höllenschlund,
schickte jeden der nach oben
flüchten wollt', mit einem groben
Fröschefauchen gleich zurück.
Keiner hatte bei ihm Glück.
Keiner ist ihm durchgebrannt.
Allen war es zu riskant.
Denn der grüne Höllensohn
war der Teufel in Person.
Er schürte das Feuer noch viel mehr.
Die armen Seelen hatten's schwer.
Hundert Jahre hielt er durch,
Wache-schiebend so der Lurch.
Dann reichte er die Rente ein.
Heut’ soll er ein Sennin sein.
Im Nets'ke, wie ihr alle seht,
er gerade aufersteht.
In Barry Clarke's Amphibien-Band
27. ich blätternd dieses Nets'ke fand.
"Es diente, was man wissen muss,
als Frösche-Kimono-Verschluß
in Japan", so schrieb er dazu.
Die Frösche selbst beim Interview,
als ich sie dazu befragt,
haben folgendes gequakt.
"In Japan, was man wissen muss,
gab es keinen Reißverschluss,
doch dass wir Grünen wurden Mode
liegt an einer Episode,
die sich in Kyoto zugetragen
hatte dort in alten Tagen."
"Im Nippon-Reich, ein Groß-Schogun
blieb kinderlos:" Was soll ich tun?
Ich hab' doch alles schon probiert",
sprach er zur Frau, die sich mokiert.
Diese schickte ihn zum Teich.
"Schau den Fröschen bei der Laich'
ein wenig zu, dann komm' zurück
und probier' erneut dein Glück"
Der gute Mann nahm an den Rat
und setzte um gleich in die Tat
was er den Fröschen abgeschaut.
Das hätt' sie ihm nicht zugetraut.
Von diesem Tag, ich sag' es offen,
hat er beim Schießen auch getroffen.
Zwanzig mal in fünfzehn Jahren
ist es ihr dann widerfahren,
dass sie guter Hoffnung war."
Plötzlich wurde es mir klar.
Wie Schuppen fiel's mir von den Augen
wozu heute Netsukes taugen.
28. Die nächste Gruppe die wir seh'n;
auf einem Haufen Stücker zehn..
Frösche die geschnitzt zusammen
alle von Miyao stammen.
Eine Mutter mit den Kleinen.
'Ne Familie, so will's scheinen.
Doch der Papa fehlt dabei.
Der sagte damals nur "good by"
als sie in den Wehen lag.
Neugierig dann am nächsten Tag,
getarnt durch Gras und Rohrwerkzäune,
quakte er, "du grüne Neune,
die sind mit mir jetzt blutsverwandt",
und dann ist er durchgebrannt.
So blieb ihm mancherlei erspart.
Das war nicht seine Lebensart.
Er wurde glücklich anderswo.
Lebt dort in Reichtum mit Niveau.
29. In Tüll und Seide wohlgekleidet,
bedient von Fröschen; nicht beneidet.
Wenn man auch Samurai ihn ruft
blieb er dennoch jener Schuft,
der heimlich hinter'm krummen Rücken
den Seinen vorenthält die Mücken.
30. Ein andrer Frosch in Saus und Braus
lebt auf 'nem Lotosblatt sich aus.
Dies ist wie er aus purem Gold;
drum ist der Frosch dem Lotos hold.
Das Blatt, auf dass es noch mehr reizt
vom Künstler wurde rot gebeizt
damit, wenn es ein Mädchen sieht,
es sie zu jenem Manne zieht,
der das Fröschlein samt dem Blatt
an seinem Obi hängen hat.
Wenn dem dann Gutes widerfährt
dann ist der Nets'ke-Frosch 'was wert.
31. Über's Geld und die Moneten
und den Wert von ihren Kröten
sprechen auch die nächsten zwei.
Dass das nicht rentabel sei
meint der eine grad' zum andern
während sie gemeinsam wandern.
"Wenn Gelegenheit sich böte"
spricht er, "gäb' ich ab die Kröte
und kauft' mir einen Wagen.
Den bräuchte ich nicht tragen.
Ich lauf' mir noch die Hacken schief",
fährt er fort, "und lukrativ
ist die Kröte längst nicht mehr.
Ja, ich gäb' sie gerne her.
Ich wär' die Futterfrage los,
könnt' sparen all das schöne Moos,
das ich, weil sie nur Frischfleisch mag,
täglich zum Fliegenhändler trag'".
"Die Kröte kostet zwar viel Geld,
doch ohne sie wär's schlecht bestellt",
spricht der zweite von den beiden.
"Ich würde Hunger für sie leiden
denn sie ist das Liebste mir.
Ja ich hänge sehr an ihr.
Alles würd' ich für sie geben,
Geld und Gut sogar mein Leben".
Der andre, der dazu geschwiegen
meinte drauf: "Allein für Fliegen
geb' ich meinen halben Lohn.
Und was habe ich davon?
Eine Kröte die nicht quakt
weil sie alt schon und betagt.
Und hüpfen will sie auch nicht mehr.
O, ich gäb' sie gerne her.
Ich möcht’ für sie nicht 'mal 'was haben",
hörte man ihn weiter klagen.
"Ich gäb' zwei Jen noch obendrein
würd' ich los sie endlich sein.
Was könnt' ich in den nächsten Jahren
ohne Kröte alles sparen.
Sicher wäre ich bald reich
einem Adeligen gleich...."
Als sie so sprachen einst die zwei
schlich hinterrücks der Tod herbei.
Nahm ab die Sorgen ihm ums Geld
und hat den Sennin einbestellt.
"Komm mit" sprach er und voller Hohn
zog mit dem Geizhals er davon.
Drunten in der Unterwelt
nahm der Teufel ihm das Geld.
"Die Kröte dieses wüste Tier"
sprach der Satan "schenk ich dir".
32. Seither trifft man als Knochenmann
den Sennin mit der Geizkrott an.
Drum merket euch: Gebt aus das Geld
solang ihr hier noch auf der Welt.
Gönnt euch 'was und euren Kröten.
Gebt aus den Mammon, die Moneten
sonst wird es euch genommen.
Wenn der Sensenmann gekommen,
streckt nach euch die Knochenhand
zählt nicht mehr der Kontostand.
Doch wenn ihr recht und gut getan,
im Himmel landet irgendwann
nimmt keiner euch dort Gott sei Dank
die Schulden übel auf der Bank.
33. Das Kappa ist da besser dran.
Es braucht kein Geld zum Leben.
Es klaut 'nen Fisch sich ab und an
und was sonst noch kommt gelegen.
So geseh'n ist das zwar smart.
Doch ob's die rechte Lebensart
auf unser eins bezogen ist,
ist fraglich, wie ihr sicher wisst.
Es dem Kappa gleichzutun
ist für uns nicht opportun
weil Kappas niemals zu den frommen
Leuten in den Himmel kommen.
Sie enden meistens im Gehäuse
und Netzwerk einer Fischerreuse.
Aus solchem Ding kommt keiner 'raus.
Dort zappeln sie ihr Leben aus.
Wenn sie den Geist dann aufgegeben
und ausgehaucht ihr schäb'ges Leben
kommt sie, vom Satan anbefohlen,
der alte Hades-Kappa-holen.
34. Wir sehen ihn im Bild schon lauern,
vor dem Reusenkorbe kauern.
Er wartet dort, hat Zeit genug,
auf den letzten Atemzug
des Kumpels der im Netz gefangen.
Als der dann endlich eingegangen
hat er ins Fäustchen sich gelacht
und heim zum Teufel ihn gebracht.
Vom Höllenpfuhl zu Rudi Sailer
führt ein Weg ein furchtbar steiler.
Den wollen wir gemeinsam gehen
um uns etwas anzusehen
was den Nets'ke-Sammler freut.
Und wir haben's nicht bereut!
Rudi Sailer's Sammlung
Vom Sammler Sailer aus Sandhausen
35. stammt ein Nets'ke, das zum Grausen
manchem von uns Anlass gibt.
In Japan jedoch war beliebt
der Frosch, der auf dem Schädel sitzt
wenn er aus Elfenbein geschnitzt.
Er zeigte sich dort als Despot,
der siegreich ist über den Tod.
So geschnitzt dient als Symbol
der Quaks für Auferstehung wohl.
Frosch-Museum Basel
Im Bas'ler Froschmuseum fand
ich manches Fröschlein das dort stand
ausgestellt in Glasvitrinen,
sich sein Dasein zu verdienen.
Ein Manju, das aus Honkong stammt,
wie Honkong-Ware allesamt,
mit Fröschen darauf, sehr frivol,
ist eine Fälschung wohl.
36. Die Kröte, die das Hemdchen rafft,
und auch der Frosch, der sie begafft,
weil es durchaus ihm gefällt,
was sie frech zur Schau dort stellt,
sind nach ihrem ganzen Wesen
Japaner nie gewesen.
Da hat man überzogen!
Da hat man uns betrogen!
Doch weil Erotica beliebt,*29
es dafür stets 'nen Käufer gibt,
der wissend, dass nicht alles echt,
den Preis für echte Ware blecht.
So könnte es gewesen sein
im Frosch-Museum Münchenstein,
wo ich dieses Nets'ke fand,
aufgehängt an einer Wand.
Die Fröschli-Sammlung in der Schweiz
hat für den Frosch-Freund seinen Reiz,
denn dort steht fürs Publikum,
mancher interessante Frosch herum.
37. Auch den Sennin finden wir,
mit den Kröten, so wie hier
wie er metamorphorsiert
ist selten er nur illustriert.
Zwei Kröten sind aus ihm entstanden.
Die sind in Basel noch vorhanden.
Jetzt, weil es hier scheint angebracht,
sei aufmerksam darauf gemacht,
dass Basel einen Ausflug wert.
Die Fröschlein dort sind sehenswert.
Souvenir aus Japan
Als nächstes hab' ich wohlbedacht
aus Japan etwas mitgebracht
das euch soll vor allen Dingen
wieder 'mal zum Lachen bringen.
Bilder aus alten Magazinen.
Ich hoff', sie werden dazu dienen,
dass aus eurem Stirnenrunzeln
endlich wird ein heitres Schmunzeln.
Kommt mit, ich lad' euch dazu ein
in Japan drüben Gast zu sein.
38. Als erstes wollen beim Sumo-Ringen
wir ein Weilchen froh verbringen.
Dort kämpfen, seht es euch nur an,
zwei Hetscher um den roten Dan.
Behäbig, fett- und muskelstrotzend
schieben sie einander trotzend,
sich grimmig und behäbig schwer,
auf der Matte hin und her.
Dem Schiedsrichter, den links ihr seht,
kein verbot'ner Griff entgeht.
Er kennt sich aus im Sumo-Sport:
Drum hat er stets das letzte Wort.
Er muss die Sache überwachen:
"Kämpfen" ruft er "weitermachen"!
Indes das werte Publikum
springt aufgeregt im Kreis herum,
klatscht Beifall, zetert, schlägt Krawall;
ist aus nur auf den einen Fall,
dass endlich zwingt ein Shiju-Hatte
den Gegner nieder auf die Matte..
Wer von beiden hat gesiegt
hab' ich nicht mehr mitgekriegt.
39. Ich war indes schon nebenan.
Sah mir Frosch-Jiu-Jitsu an.
Donnerwetter, da geht's zu.
Sanfte Kunst heißt das; "nanu",
denk ich, seht's euch selber an
was da so passieren kann.
Geschwindigkeit, das sei gesagt,
ist bei diesem Sport gefragt.
Blitzschnell muss man reagieren
will man im Kampfe nicht verlieren.
Nur wer dieses hat trainiert
im Wettstreit richtig reagiert.
Ich seh' den beiden wie gebannt
'ne Weile zu. Ich bin gespannt
wie's weiter geht und was passiert.
Dann seh' ich es und bin schockiert!
Der Gegner setzt den Hebel an.
Ein Meisterwurf, gekonnt, spontan.
Noch in der Luft knickt ab ein Bein.
Und das soll Jiu-Jitsu sein?
Das ist brutal, denk ich und geh'
weil nebenan ich etwas seh'
dem ich etwas mehr gesonnen.
Nachdem dem Kampfsport ich entronnen
nehm' ich Platz in der Manege.
Drinnen Korax und Kollege.
40. Balanceakt, ziemlich gewagt.
Ja, das hat mir zugesagt.
Entspannt saß ich, sah das Programm
mir ein zweites Mal noch an.
Weiter geht's im bunten Reigen.
Als nächstes uns die Grünen zeigen
was der Frosch, wenn er ein Mann,
41. mit 'ner Schlange machen kann.
Gemeinsam fesselte man sie
und zeigt nun stolz das "Victory".
Aller Frösch' zum Gaudium
klettert man auf ihr herum.
Als Querstrebe im Rohr platziert
dient sie als Schaukel, raffiniert.
"Ach, wie ist es doch so schön
seinen Gegner so zu seh'n"
quaken die Frösche: Ich bin bange.
Schließlich bleibt sie eine Schlange.
Manches lustige Geschehen
ist auf den Bildern noch zu sehen
weil in Japan es die alten
Maler darauf festgehalten.
Die nächste Zeichnung zeigt den Streit
den austrug man vor langer Zeit.
Ein Kampf entstand, so wie ein Sturm
42. aus heit'rem Himmel, um 'nen Wurm.
Der, nach Froschens Speiseplan,
hatte es beiden angetan.
So zog man hin, so zog man her,
der Wurm wurd' länger immer mehr.
Er dehnte sich, er hat gelitten.
wurd' dünn und dünner in der Mitten.
Dort saß 'ne Fliege, sann auf Rache
in einer Frosch-Verfolgungssache.
Sie biss den dünnen Teil entzwei.
Beendet ward die Rauferei.
Die Frösche, als der Wurm gab nach
plumpsten unter Weh und Ach
rücklings in den Sumpf hinein.
Was ein Zetern, was ein Schrei'n
war da im Tennoreich zu hören...
Einen sollte es nicht stören.
Das Fröschlein unten in der Mitte
war beim Streite jener Dritte,
den's immer gibt in solchen Zeiten,
wenn zwei sich um das Futter streiten.
Als der Wurm so plötzlich riss
schien ihm die Fliege schon gewiss.
Doch die hat anders es erwogen,
ist weise ihm davongeflogen.
Summte in schnöder Fliegenweise
zum Flieger der am Himmel Kreise
und Loopings drehte. Der, auf Zack,
flog mit ihr gleich Huckepack
und gab ihr was dem glitschig kalten
Frosche sie hatte' vorenthalten.
So die Moral: Besonders klar:
"Make love you fool and do'nt make war".
Dass man in Japan hat Humor
43. macht uns das nächste Fröschlein vor.
Es hält dem Schatz den Rücken frei,
dass der während der Quakerei
von Mücken nicht gestochen
wird und unterbrochen.
'Nen Froschwitz aus der Tokyo-News
füg' ich an hier noch als Gruß
der euch sicher deutlich macht,
dass man auch in Japan lacht.
44. Das Froschmännchen quakt listig "horch,
ich werf’ mich vor den nächsten Storch
wenn ich von dir werd’ nicht erhört“.
Die Kröte hat das nicht gestört!
Ein andrer Witz im Shimbun-Star
auf Seite drei zu finden war.
45. Ein Frosch zeigt auf uns amüsabel,
dass sicher man vor jedem Schnabel
wenn man frech und ausgewitzt
drauf 'rum läuft oder darauf sitzt.
Im nächsten Witzblatt wie gewohnt
macht ein Frosch 'ne Kröte an.
46. Er quakt "I love you" herzbetont.
Doch sie lässt ihn nicht ran.
Sie spricht: "Auch ich lieb' dich ganz innig,
aber du bist mir zu laich-sinnig".
Und was sagt uns dieses Wort?
Die Froschwitze sind ähnlich dort
so wie wir sie bei uns auch lieben,
nur in Japanisch da geschrieben.
Dass die alte Aesop-Fabel
flexibel ist und variabel
stellt das nächste Bild uns dar
welches ich im Shimbun-Star
gefunden hab' auf Seite zwo
letztes Jahr in Tokyo.
47. Was erzählt nun dieses Bild?
Der Ochsenfrosch, der darauf wild
war groß so wie der Ochs' zu sein,
fiel auf die eig'ne Dummheit 'rein.
Ein Bauer der ihn prahlend fand
hat vor den Pflug ihn gleich gespannt.
"Das hat der Alte nun davon",
quakte schadenfroh sein Sohn,
und auch die andern zwei
erkannten, dass Angeberei
macht den Frosch zum Ochsen-
Frosch 'nem paradoxen.
Vom Frosche, der so fabelhaft,
in Japan hat per Muskelkraft,
samt dem Ochs' das Feld bestellt,
zum nächsten ist's ein weites Feld.
Ich fand ihn einst am Elbestrand,
gleich bei St. Pauli, rechter Hand.
Er stammt von Janssen, dessen Stil
japanisch war, sprich froschophil.
Sein "Japan-Frosch" wurd' überfahren,
starb auf der Autobahn vor Jahren.
48. Ein Tracker hat ihn ungewollt
mit seinem Brummi überrollt.
Der Frosch war platt, so platt wie nie.
Das ergab die Autopsie.
Doch was er sterbend von sich gab
steht auf dem Asphalt, seinem Grab.
Es kommt uns vor fast wie Magie... .
Da steht in Frosch-Kalligraphie,
in Blut und Froschklein hingeschrieben: "Ach, wär' in Japan ich geblieben".
Kaéru mit Akzent
In Japan, das ist weltbekannt
Der Frosch Kaéru wird genannt.
Was das bedeutet werd' ich hier
erklären nun. "Frosch" so denkt ihr.
Doch die Sache in der Tat,
ist kompliziert und delikat.
Der Frosch Kaéru, den ihr kennt
hat auf dem é einen Akzent.
Káeru, wenn das a betont,
ist nicht der Frosch den wir gewohnt.
Das Wort heißt dann "zurückkehren".
Was will uns Langenscheidt hier lehren?
Dass die Worte die genannt
miteinander sind verwandt!
Rückkehr, denk' ich meinerseits,
heißt Auferstehung andrerseits.
Daraus folgert nun mein Schluss,
dass auferstehen jeder muss,
der ein Frosch war hier im Leben.
Eben!
Andrerseits der Umkehrschluss
Manchen sehr schockieren muss.
Denn Hand aufs Herz sollt' es geschehen,
wer möcht' als Frosch schon auferstehen.
Wem bange wurde grad beim Lesen,
weil er noch nie ein Frosch gewesen,
dem sei gesagt es apropos,
das ist ja nur in Japan so.
Volker Tys
Im "Animal far eastern art"
49. zeigt Volker Tys wie er sich paart.
Nicht Volker selbst, das wissen wir.
Vom Laubfrosch ist die Rede hier.
Und der, auf seinem Lotosblatt,
weil er kein Doppelbett dort hat,
und nebenan ist Wasser pur,
macht es halt auf diese Tour.
Die Kröte von Mitsukiyo
tut es inzwischen anderswo.
Was sie jedoch damit erreicht
50. wenn sie auf dem Schädel laicht
ist uns überliefert nicht.
Doch aus des Totenschädels Sicht,
scheint der zu lächeln, wie wir sehen,
wissend er wird auferstehen.
Die Kröt', das wissen wir ja schon,
steht auch für Re-Inkarnation.
Für den Schädel, der betroffen,
wollen wir das Beste hoffen.
Ob im Endeffekt geklappt
bei was die zwei wir da ertappt,
die ihre Liebe so gepflegt,
wie gesagt, ist nicht belegt.
Bände spricht das nächste Bild,
das es zu betrachten gilt.
51. Vor uns steht wie neugeboren,
ein Sennin. Auf ihm, unverfroren,
eine Kröte splitternackt.
"Ja, ja", lacht er, "das ist ein Akt.
Die Kröte ist nicht zimperlich.
sie will das eine dauernd, mich.
Auch jetzt will sie, ich bin ganz matt,
sie wieder mir ans Ahorn-Blatt".
Sansho, vor drei Jahrhunderten,
hat die vielbewunderten,
die auch wir verschmitzt begaffen,
aus weißem Porzellan geschaffen.
Das Ahornblatt scheint übertrieben.
Was drunter ist wurd nicht beschrieben.
Von den beiden, die fast nackt,
52. zu dem nächsten Frosch. Abstrakt
hat Ryo-ichi überzogen,
dem Frosche wohlgewogen,
einen Lotos-Hülsen-Ast
als Phallos-Symbol eingepasst.
Der Quaks zeigt seinen ganzen Stolz
geschnitzt aus echtem Kirschbaumholz,
und zwar in Itto-bori,
passend zu der story,
dass in Japan jedermann
solch ein Nets'ke tragen kann.
Ein andres Nets'ke noch zum Schluss,
von dem ich euch berichten muss,
seh'n wir im Bilde vis a vis.
53. Der Kröter auf des Sennin's Knie
genießt, ja es gefällt ihm gut,
was da sein Herrchen mit ihm tut.
Der lacht ganz breit schelmisch dabei.
Vermutlich war's 'ne Sauerei.
Damit bin ich bei Volker Tys
durch und sage "tschüß",
bevor ihr mir die "was denn"-Frage
zu stellen seid erst in der Lage.
Wolf
In einem alten Bücherladen,
gedruckt bei Brockhaus in Wiesbaden
fand ich das Werk von Richard Wolf.
Ein Verkäufer namens Rolf
hat mir beim Einpacken erzählt:
"Gratuliere, gut gewählt.
Das Buch es ist ein Renner
und für den Netsuke-Kenner
unentbehrlich, denn es informiert
schnell und reichlich illustriert".
Begeistert las ich es zu Haus.
Zwei Bilder wählte ich euch aus.
Sie zogen mich in ihren Bann
und reichern jetzt mein Froschbuch an.
54. Als erstes hab' ich ausgewählt
das Kappa von dem Wolf erzählt
eigenartige Geschichten
ohne so wie ich zu dichten.
Was das alles ist gewesen?
Bei "Kappa" dort steht es zu lesen.
Das andre Bild zeigt uns gleich zwei.
55. Die Gama und den Ko-Sensei.
Als Kröter, in der Hand getragen,
sitzt beim Sennin Shujin Bagen.
Der wurd' zur Krott durch Zauberpillen
und ist dem Heiligen zu willen.
Was der sich wünscht, die Kröt' vorab
liest's ihm von den Augen ab.
Da auch die Kröte zaubern kann,
erfüllt sich dieser Wunsch sodann.
So geht's den beiden ziemlich gut.
Der Sennin und sein Attribut
die passen gut zusammen.
Niemand würde ihn verdammen
nur weil er eine Kröte liebt
und sonst 'ne ruhige Kugel schiebt.
In Japan ist man tolerant:
Das mach ich hiermit euch bekannt.
Bei Richard Wolf, ich füg' das bei,
gibt es noch so mancherlei.
Vom San-Sukumi-Frosch-Motiv
zum Fröschlein welches kreativ
auf einem Kürbisstrunke hockt
und lustig quakend dort frohlockt
erzählt der Autor in dem Buche
das ich auf der Lurchensuche
in einem alten Bücherladen
gefunden hab' einst in Wiesbaden.
Wylie
Bei Wylie in der Kollektion
56. Seite zwo Herr Frosch mit Sohn.
Auf einem Kaga-mibuta
der alte Hops mit Hops-Qua-Qua.
Wir seh'n die beiden Hand in Hand
im Fudschiyama- Hügelland.
Sie sind, so ihre Handlungsweise,
auf der Fudschi- Pilgerreise.
Mit 'ner Blume in der Hand
wandern sie zum Kraterrand.
Bringen dem Berg wie jedes Jahr,
ihre Opfergaben dar.
So will den Riesen man betören.
Sein Grollen möchte keiner hören.
Auch scheut man jenes Feuerstieben
das letztmals 17-hundert sieben,
als der Fudschi ausgebrochen,
im Wasser ließ die Lurche kochen.
Die Lava hat alles verbrannt,
die Frösche aus dem Land verbannt.
Selbst Urquaqua des Berg's Marotten
erlag obgleich er hartgesotten.
Er starb im Teich in jenem Jahr.
Das Wasser dampfte, er war gar.
Dass man nicht stirbt auf jene Weise
ist Sinn der beiden Pilgerreise.
"Bitte keine Eruption",
flehen beide, Frosch und Sohn
zu dem schneebedeckten Riesen
der als heilig wird gepriesen.
Zacken
Frosch und Kröte auf den Hacken
kommen wir nun an bei Zacken.
Dort setzen wir den Lurchen-Hebel
an im "Welten auf dem Knebel",
dem Werk das 84 in Wien
wie das 89-er erschien.
Im ersten wie im zweiten Buche
geh'n wir nun auf Krötensuche.
Als erster amphibischer Beleg
kreuzt ein Sennin unser'n Weg.
57. Der arme Kerl geht schon am Stocke.
Für sein Alter ist die Pogge,
die er mit sich schleppt umher,
viel zu schwer.
Die Kröte, das ist hier zu sehen,
kann selbst nicht laufen, nicht 'mal stehen.
Als Kind bereits, als sie noch klein
zwickte der Krebs ihr ab ein Bein.
Sie wär' damals fast umgekommen
hätt' man sich ihr nicht angenommen.
Der Sennin rettete ihr Leben.
Seitdem ist sie ihm ganz ergeben.
Sie macht alles für den Mann,
das kann man ruhig sagen,
was als Kröte sie so kann.
Er muss sie dafür tragen.
Der Sennin schleppt, mehr schlecht als recht
mit sich das warzige Geschlecht.
Wir fragen uns wieso, warum
ist der Sennin nur so dumm.
Weshalb das Schleppen und das Schwitzen?
Warum lässt er die Krott nicht sitzen?
Die Antwort bleibt uns Zacken schuldig.
Der Sennin weiterhin geduldig
schleppt sein Maskottchen durch die Gegend.
Irgendwie ist das erregend.
Sein Kamerad ist besser dran
wie man unschwer sehen kann.
Er macht sich's seinerseits bequem
58. auf einer Kröte. Angenehm
gestaltet sich auf diese Weise
für den Ko-Sensei die Reise.
Kröten in Japan, im Verkehr,
kamen in Mode mehr und mehr.
Seit in Holland hatte Bosch
ins Bild gesetzt so oft den Frosch
und Brueghel es ihm nachgemacht
ist man in Japan aufgewacht.
Man dachte dran in Tokyo,
dass vor langer Zeit Sojo
den Frosch als Reit- und Reisetier
im Kloster brachte zu Papier.
Frosch und Kröte in der Kunst
stiegen nun in Künstlers Gunst.
Schau'n wir uns alte Nets'ken an
man ihm oft begegnen kann.
Das hübsche Tier, der nette Lurch
macht in der Nets'ke-Kunst viel durch.
59. Der Räuber Tenjiku Tokubee
benutzte ihn als Kanapee.
Nach seinem letzten großen Coup
setzte er sich drauf zur Ruh.
Tenjiku starb in Osaka.
Geschnitzt hat ihn uns Yamada.
Der Frosch, Kaeru hier genannt
ist namentlich uns nicht bekannt.
Ob er schon tot, ob er noch quakt,
hat Zacken leider nicht gesagt.
Der Unkerich, er lebt zwar noch,
doch macht er nicht mehr lange.
60. Von hinten als des Wegs er kroch,
schnappte ihn die Schlange.
Was die Schlange dann entdeckt
ist, dass ein Unker gar nicht schmeckt
und auch rein optisch dem Reptil
die Warzen-Mahlzeit nicht gefiel.
Doch in der Not, wenn nichts zu kriegen,
frisst selbst der Teufel, sagt man, Fliegen.
So musste sie, mit Widerwillen,
schließlich ihren Hunger stillen.
Dem Unkerich, im Endeffekt,
war es egal ob er ihr schmeckt.
Er rächte sich, bracht' mittels Schnecke,
dann die Schlange um die Ecke.
Die Schneck in seinem Magen lag
noch unverdaut vom letzten Tag.
Er hatte sie mit Widerwillen
verzehrt, den Hunger sich zu stillen.
Den San-Sukumi-Freß-Kreislauf
zeigt Harumitsu hier uns auf.
Hingegen schnitzte Yoshinaga
61. in Elfenbein die Frosch-Ei-Saga.
Sein Nets'ke zeigt es einwandfrei.
Ein Frosch entschlüpft dem Storchenei.
Was das bedeutet? Völlig klar!
Der Frosch stammt ab vom Adebar;
Der, was bekannt, hat Frösche lieb.
Dass dies nicht ohne Folgen blieb
ist klar, im Röhricht, heimlich ganz geschickt,
hat er 'nen Frosch ins Bein gezwickt.
Nachdem vorbei die Zwickerei
legte er ins Schilf ein Ei.
Ein Knabe später es dort fand.
Er hält es staunend in der Hand.
Traut seinen Augen wohl nicht recht.
Doch zweifelsfrei, der Frosch ist echt.
Wohin das Fröschlein ist gehüpft,
nachdem es aus dem Ei geschlüpft,
hat man uns unterschlagen.
Wir sollten Zacken fragen.
Bei dem, im weit'ren Bildverlauf,
taucht mit dem Kappa einer auf.
62. Wir sehen beide. Eng umschlungen
haben Sumo sie gerungen.
Das Kappa, wie man sehen kann,
setzt gerad' den Nelson an.
Ob der Klammergriff gelungen,
der Frosch zur Aufgabe gezwungen
wurd' oder selbst spontan,
setzte zum Konter-Wurfgriff an...?
Ob er das Kappa konnte packen?
Nichts davon bei Wolfmar Zacken.
Wolfmar in Punkt Information
hält uns ziemlich knapp.
Kein Wort in seinem Buch davon,
wer zuerst war schlapp.
Während die beiden vor uns ringen
wenden wir uns neuen Dingen,
und zwar 'nem alten Märchen zu:
"Chugoro hatt' ein Rendezvous.
Verliebt wollt er im Dunkeln
unter einer Brücke munkeln.
Dort wartete er: Was geschah?
Als er sein Mädchen kommen sah,
zog breit die Kleine ihre Gosch,
verwandelte sich in 'nen Frosch.
63. Der, riesengroß, gefräßig, dreist,
den armen Lover hat verspeist.
Im Nets'ke wurde festgehalten
wie die Krott mit ihrer kalten
Zunge nach Chugoro schleckt.
Wir seh'n wie ihr der Jüngling schmeckt.
Der arme Kerl sprach "L.m.a.A."
zu dem Rana in fabula.
So ähnlich wurd' es mir erzählt
das Märchen das ich ausgewählt
als allerletzte Dichtergabe
für euch in Japan drüben habe.
Falls ihr nicht abnehmt mir die Sache.
Ihr wisst, es hapert mit der Sprache
was das Japanische betrifft
bei mir, auch etwas mit der Schrift.
Möglich, dass in fernen Landen
ich verkehrt hab' 'was verstanden
denn Japaner, wie wir oftmals,
haben einen Frosch im Hals.
Kommt statt japanisch spanisch vor
euch mein Poem, tragt's mit Humor.
Nehmt es nicht krumm, verzeiht es mir.
Mir ging's um Frosch und Kröte hier,
Um Unken, Quappen, Kappa-Vieh,
nicht um Schönschrift, Kalligaphie.
Dabei lassen wir's bewenden,
in Japanisch uns nun enden.
"Ido No Kawazu
Taikai O Shirazu"
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