Vers- und Bildteil 7
Sotheby
Es folgt von Firma Sotheby
ein Katalog mit Lurchenvieh.
Was die anderen vergaßen,
hab' ich in London aufgespürt.
Als Nachtrag euch gewissermaßen,
hier im Buche aufgeführt.
1. Der erste Frosch auf der Auktion
bringt über 1000 Dollar schon.
Das scheint ihm selbst nicht recht geheuer.
Er denkt: "Das ist doch viel zu teuer".
Drum gibt er schnell den Geta- Schuh,
als D'reingabe zu sich dazu.
Ein andrer Frosch, von Betty Jahss,
2. schluchzend vor dem Sensei saß.
Weil der ein guter braver Mann
nahm er sich des Grünen an.
Er sprach zu ihm, "du bist willkommen"
und hat ihn auf den Arm genommen.
Den Frosch, obgleich der hässlich glatt,
nahm er an, an Kindes statt.
Er hob ihn an die Vaterbrust
und hat ihn wie sein Kind geschmust.
Dem Frosche hat das sehr behagt.
Er hielt sein Maul, hat nicht gequakt.
Tags drauf der Sennin ungeniert,
hat den Frosch dann adoptiert.
In Japan, öfter noch als hier,
3. nutzt man den Frosch als Renn-Reittier,
denn es ist sehr angenehm
darauf zu reisen und bequem.
Erfunden hat die Art von Frosch
ein Holländer, mit Namen Bosch.
Der vor fünf Jahrhunderten
bracht' den Frosch als Phänomen
in allen seinen Bildern unter.
Frösche springen dort putzmunter
durch so manches Triptychon.
Hieronymus mit Lurch-Vision,
setzte perfekt eben all jene,
meisterlich geschickt in Szene.
Mehr als hundertfünfzig Stück
von den Hüpfern hatten Glück;
saßen dem Meister einst Modell:
Das ganze Frösche-Naturell
der Mittelalter-Lurch-Gestalten
blieb der Nachwelt so erhalten.
So mancher grüne Hagestolz
grinst uns an in Öl auf Holz
heute noch als Original,
im Prado, Louvre, Escorial,
von Hieronymus ins Bild gesetzt.
Vergleichen wir die Frösche jetzt
an Hand der Bilder-Kollektion
mit der Nets'ke-Frosch-Version,
kommen wir zum weisen Schluss,
dass aus Holland stammen muss
die Vorlage zum Reiterbilde,
aus dem Bosch'schen Kunstgefilde.
Die Vermutung liegt sehr nah,
dass ein Holländer von da,
die in Japan damals rare
Bosch-Kunst hat als Handelsware
heimlich und im Schutz der Nacht,
per Schiff ins Nippon-Reich gebracht.
Den Jockey brachte aus Madrid
ein Schmuggler samt dem Kikker mit.
Die Netsukeshis Frosch und Reiter,
entwickelten zum Schnitzwerk weiter,
das in Japan jedermann
hängte sich als Nets'ke an.
Heut', nachdem er ausgedient,
als Kunstwerk er sein Geld verdient.
Bei Sotheby's auf der Auktion
legte kürzlich ein Baron
4. dreißigtausend Dollar hin
weil ihm nach einem Frosch der Sinn
stand, der auf einem Blatte saß.
Aus der Sammlung Betty Jahss.
Fünf Zentimeter war er klein
der Quax der soviel Geld bracht' ein.
So die Moral: Der Handel blüht.
In Ost und West, in Nord und Süd,
sammelt heute jedermann
Lurche der sich's leisten kann.
'Ne Nets'ke-Sammlung ohne Frösche,
verzeiht falls leeres Stroh ich drösche,
ist wie ein Sennin der sich böte
zum Verkauf an ohne Kröte.
Der nächste Frosch der wurd' versteigert,
hat anfangs sich zwar noch geweigert
als man ihn verschachern wollt'.
Doch lange hat er nicht geschmollt:
Als er einsah' was es bracht',
hat er das Geschäft gemacht.
Der Auktionator trieb den Preis.
Und im erlauchten Sammlerkreis,
lässig, sorglos und kommod,
erhöhte man das Angebot.
Fünftausend Pfund zum zweiten, dritten..
So ging er weg nicht unumstritten.
5. Der Frosch No Tofu, der Filou
gratulierte zu dem Coup
dem Sammler, der ihn heiß begehrt
ersteigert hatt' weit über Wert.
Manch Frosch, im Hause Sotheby
wechselte welch Jammer,
ins Lager der Aristokratie,
besiegelt durch den Hammer.
Und wie so oft in diesen Kreisen,
wenn der Adel will beweisen,
dass für Geld ein reicher Mann
beinahe alles haben kann,
erlitt manch hochgestellter Snob
beim Deal mit Fröschen schon 'nen Flop.
Denn oft entpuppt sich als Kopie
das Nets'ke wie die Dynastie.
Die Frösche hier in dem Journal
hingegen sind original,
alle echt, laut Autopsie-
Bericht der Firma Sotheby.
Der nächste Frosch von Betty Jahss
6. auf einem hohlen Steine saß.
In der Höhlung dieses Stein's
sehen wir den Sennin sterben.
Der, nach dem Ende seines Seins
neues Leben will erwerben.
Als Sennin noch und in Person
stirbt er. Nach der Initation
wird er alsbald neu geboren.
Zu einem Frosche auserkoren
haben ihn im dunklen Loche
die Götter jener Kunstepoche,
von denen manche wir noch kennen.
Mitsuyuki sei zu nennen,
der geschnitzt aus Elfenbein
hat den Auferstehungs-Stein.
Manch Frosch, bei Sotheby's im Haus
ging gern' geseh'n dort ein und aus.
Und nach jedem Stelldichein
stieg sein Wert oft ungemein.
Mit Gewinn schlug er zu Buche
mehr und mehr nach dem Besuche.
Es sprach sich 'rum in Windeseile,
dass Ehre jenem wird zuteile,
der mehrmals war im Hause schon
zu der Nets'ke -Frosch-Auktion.
So wurde mancher Frosch bekannt
der früher selten nur genannt,
und manches Nets'ke hochgepriesen,
das Kenner früher liegen ließen.
Denn ein Frosch schön aufgemacht
steigt im Wert oft über Nacht.
Zudem ist ein stolzer Preis
für Echtheit, sagt man, der Beweis.
Ganz nebenbei, wer nicht ganz echt
verkauft bei Sotheby's sich schlecht.
Der nächste Frosch von Betty Jahss
hat mit 'ner Kröte seinen Spaß.
7. Er steckt noch in der Pubertät.
Deshalb die Sexualität
welche der Kröte widerfahren
glich der 'nes Frosch's in Flegeljahren.
Die Kröte, die Erfüllung suchte,
den jungen Hüpfer laut verfluchte.
Sie wandte sich 'nem ält'rem zu.
Doch der bei diesem Rendezvous
stellte sich als Krötenmann,
8. noch dümmer als der Junge an.
So die Moral nach Nets'ke-Art:
Der Kröte fehlt ein Widerpart
der als Liebhaber mit Schliff,
beherrscht den Kröten-Klammer-Griff.
Nach einem, der sie so umschmust
sehnt sich jede Krötenbrust.
Geschnitzt hat uns die Warzentiere
Masanao alle viere.
Was wurd' aus all dem Poggenvieh?
Zuletzt geseh'n bei Sotheby.
In Sachen Liebe die Amphib'en
auch in Japan übertrieben.
Dies scheint der Grund dafür zu sein,
dass in Holz und Elfenbein
der Frosch hatte das Monopol
als Nets'ke Fruchtbarkeits-Symbol.
In dieser Rolle er gefiel.
9. Wie hier im Sukenaga-Stil
war das Kröten-Frosch-Motiv
für Liebe repräsentativ.
Im Nippon-Reiche jener Tage
galt der Frosch als Liebesgabe
durch die man sich erwarb die Gunst
der Geisha-Iroguri-Kunst.
In diesem Sinne zu verstehen
ist das Nets'ke das wir sehen.
10. Zwei Frösche auf einer Sandale.
Zum dritten oder vierten Male
quakt sie zu ihm erwartungsvoll,
dass er nicht solch ein Frosch sein soll...
und mit ihm hinab zum Teich
wandern soll: "Von wegen Laich",
hat er geantwortet ihr schnelle,
"nee nee, ich bleibe Junggeselle".
Singles, so wie grad besprochen,
die auf ihre Freiheit pochen,
in der Nets'ke-Bibliographie
gibt es auch bei Sotheby
reichlich und in großer Zahl.
Schwer fällt einem da die Wahl.
Ich hab von all den vielen zwei
ausgewählt zwecks Sammelei.
Der erste ist ein armer Hund.
Er sitzt genau aus diesem Grund,
weil finanziell es schlecht ihm geht
11. auf dem Schuh, welcher für Armut steht.
Der andre, arm als Nackedei,
sitzt als Netsuke-Schnitzerei
12. auf der Sandalen-Unterseite
und schiebt die Sorgen all' beiseite.
Er denkt bei sich: "Durch eine Laich,
mit einer Kröte werd' ich reich.
Dann geht's mir gut, und so gestellt
leb' ich als Pantoffelheld".
Und während er gerad' so denkt,
13. das Schicksal eine Kröte lenkt,
hüpfend direkt auf ihn zu.
Was sich auf dem Armenschuh,
zwischen beiden zugetragen,
muss ich euch bestimmt nicht sagen.
Es kam, so wie es kommt im Leben
nicht nur in Japan vor. Drum eben,
als Moral ganz kurz erzählt.
"Wer eine reiche Frau sich wählt
und sie als Fröschlein glücklich macht,
diesem Frosch die Sonne lacht,
bis ans Ende seiner Tage;
keine Frage.
Nur eines muss er halt ertragen!
Zu Hause hat er nichts zu sagen!
14. Als nächstes folgen ein paar Schlangen,
15. die ebenfalls sind aus Verlangen
16. hinter dem jungen Fröschlein her;
nicht wie die Kröte zwecks Verkehr.
Ganz anders ist der Hintergrund:
"Frösche sind ja so gesund",
denkt bei sich, mit Hinterlist,
Die Schlang' bevor den Frosch sie frisst.
Von Schlangen die im Würgegriff
Frösch' als des Geschmackes Inbegriff
genusssüchtig zu sich genommen
auf den Sennin nun zu kommen,
fällt schwer: Dennoch der Übergang ,
verhältnismäßig gut gelang.
Der erste, gleich im Lotossitze,
geschnitzt von Toyokazu Spitze,
zeigt, um Freud' uns zu bereiten,
sich von seiner besten Seiten.
17. Von vorn' geseh'n, monumental,
wirkt das Nets'ke kolossal.
18. Von der Seite, im Profil,
erkennen wir; es fehlt nicht viel
und die Kröt', die uns entzückt
hätt' den Sennin bald erdrückt.
Der arme Mann wirkt ganz erschüttert.
Er hat sein Schoßtier überfüttert.
19. Sein Freund, der Ko-Sensei ihm rät:
"Da hilft nur eins, 'ne Null-Diät,
oder eine Slimfast-Kur.
Freilich diese Prozedur
belastet sehr deinen Etat.
Vielleicht ist besser f.d.H.
Das kostet nichts, im Gegenteil,
dir wird, das restliche zuteil.
Vom Haushaltsgeld das übrig bleibt,
kaufst du dir ein neues Kleid,
denn dein Blätter-Cape, weiß Gott,
gibt Anlass schon bereits zum Spott".
Der dicke Sennin dankte froh
und seine Kröte ebenso.
Doch als man dann alleine war
sprach die Kröte: "Die Gefahr
bei der Nulldiät ist groß.
Wer lebt von Luft und Liebe bloß,
der muss nach Adam Rise auch
loswerden den dicken Bauch".
"Das ist wahr", der Sennin sprach.
Darauf wurden sie beide schwach.
Wie oft die beiden es getrieben
bei Sotheby's ist nicht beschrieben.
Dem Sammler jedoch wird's bald klar.
Der alte Spruch ist sicher wahr,
dass, wer von der Liebe lebt allein,
niemals dick und fett kann sein.
Den Beweis dafür tritt an,
im nächsten Bild der heil'ge Mann.
Acht Wochen lang lebte der Schuft
nur noch von Liebe pur und Luft
und trieb's mit seinen Kröten
ohne zu erröten.
Dann war erreicht, was man bezweckt:
Alle hatten abgespeckt.
Die Kröten war'n ihr Bäuchlein los
und wirkten nicht mehr fett und groß.
Der Sennin hat, aus unsrer Sicht
beinahe jetzt Normal-Gewicht.
Für alle bleibt die Frage nur!
"Ist gesund auch diese Kur"?
20. Das nächste Bild, das nun beschrieben
zeigt uns, er hat es übertrieben.
Weil er zu lange es versucht
erwischte ihn die Magersucht.
Er fiel vom Fleisch, nicht ein Gramm Fett
blieb übrig an ihm: Als Skelett
steht er uns in Apathie
Knochen rasselnd vis a vis.
Die Kröten haben die Tortour
überstanden mit Bravour,
und anhänglich, wie Kröten sind,
bleibt man dem Toten wohlgesinnt.
Die beiden halten Tag und Nacht
dem Sennin nun die Totenwacht
und trösten ihn, den armen Hund,
weil er nie wieder wird gesund.
Wie dem auch sei, dass alle wir
zu Gast sind auf der Erde hier
nur für eine kurze Zeit,
und keiner ist vor'm Tod gefeit,
deutet auch der Knochenmann
21. auf dem nächsten Nets'ke an.
So seh'n wir alle einmal aus.
Die Tiere machen sich nichts draus.
Im Gegenteil, sie finden nett
als Spiel-Gerät solch ein Skelett.
Scham- und geistlos turnen sie,
verspielt in Scharlatanerie,
auf dem Knochenmann herum.
Scheren sich 'nen Dreck darum,
dass der vor gar nicht langer Zeit
war noch 'ne Persönlichkeit.
Reichtum, Anseh'n, Name, Rang.
Nichts mehr übrig von Belang.
Geblieben ist nur fürs Gelüst
von Frosch und Affen ein Gerüst,
auf dem man herrlich klettern kann.
Doch auch das bricht irgendwann.
Noch weit schlechter, nebenan,
ist jedoch der Sennin dran.
Bereits sein Leben ist Tortur.
Sorge, Arbeit rund die Uhr.
22. Drei Kröten hat er zu versorgen
und wahrscheinlich bereits morgen,
weil trächtig ist das Muttertier,
nach der Niederkunft sind's vier.
Doch der gute Ko-Sensei
erduldet still die Plackerei.
Als Heiliger nimmt er das hin
denn Kröten sind sein Lebenssinn.
Er lässt sich von den Poggen plagen.
Hegt und pflegt sie, muss ertragen
all die ekelhaften Sachen,
welche die Hetschen mit ihm machen.
Niemals könnt' er von den Kröten,
obgleich sie lästig, eine töten.
Nein, o Gott, im Gegenteil,
er ersetzt den Elternteil
den Kröten und er zieht sie groß
die armen, welche elternlos.
Ist den Krotten ein probater,
treuer, liebevoller Vater.
Er weiß, dass sich die Mühe lohnt.
Wenn erst er im Nirwana wohnt,
irgendwann demnächst einmal,
ist beendet all die Qual.
Und wenn er Glück hat der Asket,
nachdem sein Lebenslicht erlosch,
an der Jenseitspforte steht,
reinkarniert zum Frosch,
öffnet ihm der Krötengeist
der dort oben Chan Chou heißt.
Wenn dem so ist, dann lässt sich's leben
im Nirwana drüben, eben.
Nicht im Nirwana, sondern hier,
betrachten weiter Frösche wir.
In jeder Nets'ke-Kollektion
sind sie die Stars, die Attraktion.
Aus Holz von Sokusaku der
bracht' auf der letzten Frosch-Auktion
sechstausend Pfünder oder mehr.
23. Er ist die Schönheit in Person.
Heiß ging es zu, ehe der Star
versteigert, unterem Hammer war.
24. Ein and'rer auf 'nem Ziegelstein.
bei Sotheby's bracht' noch mehr ein,
25. und jener auf dem Bambusrohr
verschwand in einem Stahltresor.
Dort sitzt er sicher wohlverwahrt
auch heut' noch in der Gegenwart.
Von Sotheby's wird's so empfohlen,
denn Frösche werden gern gestohlen.
Sie sind beim Sammler heiß begehrt
und durchaus einen Einbruch wert.
Sogar dem Stahlschrank anvertraut
werden Frösche heut' geklaut.
Der kluge Sammler, Gott sei Dank,
hat seine Kröten auf der Bank.
Dort liegen sie dann Tag und Nacht
im Schließfach sicher und bewacht.
So mancher Frosch, spekulativ
im Schweizer Safe bringt lukrativ,
worauf der Sammler angewiesen:
Moneten, Kröten und Devisen...
und zu Haus' voll Ironie
hockt im Schranke die Kopie.
Bei uns, gemalt hier kunstgerecht,
sind alle Frösch' und Kröten echt.
Allesamt im Buche hier
sind echt gedruckt, auf echt Papier.
26. So stellt auf dem Aikuchi-Schwert
ein Frosch sich vor von hohem Wert.
In Perlmutt, glänzend aufgelegt,
zeigt er sich dort aufgeregt.
Er hüpft davon, ihm ist wohl bange
vor der bösen Wasserschlange,
die den Quaks aus Tradition,
verfolgt in Japan lange schon.
Seit der homer’schen Frosch/Maus-Schlacht
nimmt er sich vor dem Tier in acht.
Sie war es, die durch ihr Erscheinen
den Mausprinz umbracht’, jenen Kleinen,
der auf seinem Rücken saß.
Weil Quaks beim Tauchen ihn vergaß,
ertrank der Freund und löste aus
den Krieg um Krümeldieb die Maus.
Die Frösche haben aus dem Streit,
der tobte in antiker Zeit,
als gegen Mäus' ins Feld sie zogen
längst die Konsequenz gezogen.
Nie wieder soll von ihrem Teiche
Krieg ausgeh'n im Nippon-Reiche.
"Nie wieder Krieg", "make love not war",
das wurd' den Fröschen damals klar.
Und sie hielten sich daran
wie man am Inro sehen kann,
das bei Sotheby im Haus
stand vor kurzem zum Verkauf.
Die Inro-Dose trägt zur Zierde
27. ein Kappa, das aus Streit-Begierde
sein Unwesen mit Fröschen treibt.
Denen nichts andres übrig bleibt,
als weise, schnell davon zu laufen.
Frösche wollen sich nicht raufen!
Der ganze grüne Frösche-Clan
leidet an Verfolgungswahn,
weil offenbar der Rest der Welt
gegen sie ist eingestellt.
So sind sie dauernd auf der Flucht
und wir Menschen sind versucht,
sie als feige zu verschreien,
gleich nach den Hasen einzureihen,
sie als Tiere ohne Rasse,
anzusiedeln dritter Klasse.
Dabei sind edel sie und gut,
tapfer, stolz , von reinstem Blut,
und überaus intelligent,
was man am Auftreten erkennt.
Sie meiden jeden Zwist und Streit.
Zum Kämpfen sind sie zu gescheit.
Sie wissen längst, dass es nichts bringt,
wenn man als Krieger sich verdingt.
Sie meiden jede Schlägerei.
Kein Frosch wurd' jemals Samurai.
Nach der Devise handeln sie.
Flucht ist ihre Strategie.
Mit diesem Schwerte zugeschlagen
lässt sich der Krieg leichter ertragen.
So lehrt Homer uns voll Esprit
in der Batrachomyomachie.
Selbst bei 'nem Familienstreite
sucht er lieber 'mal das Weite
als den andern sich zu kaufen
um die Sache auszuraufen.
Zwecks Harmonie im Eheglück
28. zieht er lieber sich zurück,
als handgreiflich das auszutragen,
was man hätte sich zu sagen.
Weise, klug, ganz ohne Kampf,
lässt der Frosch so ab den Dampf,
und dann, je eher desto lieber,
verträgt sich die Familie wieder.
Solch weise Taktik hat gewitzt
ein Meister plastisch uns geschnitzt.
Das Nets'ke, das wir hier aufs Korn
nehmen schnitt in Hirschenhorn
ein Künstler ohne Signatur.
Ich nenn' ihn deshalb Meister nur.
Bei Sotheby's kam er groß 'raus.
Tausend Dollar gab der aus,
der ihn mit nach Hause nahm,
zu dem er in die Sammlung kam.
Von Matsuda Sakenaga stammt
29. ein Frosch auf Walnuss. Insgesamt
für den Frosch, den Kern mit Schalen
musst' ein Vermögen man bezahlen.
Vier Sammler haben sich gestritten
bei Sotheby's. Schließlich beim dritten
Hammerschlag ist er nach Wangen
im Allgäu zum Höchstgebot gegangen.
Warum er dort ist nun daheim?
Auf München fand ich keinen Reim.
Bei Sotheby's auf der Auktion
wurd' mancher Frosch verhökert schon.
Der Rubel rollt das ganze Jahr.
Wer Frösche kauft bezahlt in bar.
Doch wenn ein Kunde 'mal in Nöten,
nicht steigern kann weil knapp die Kröten,
bekommt per Handschlag er Kredit
formlos, diskret und exquisit.
10.000 Dollar oder mehr,
denn man ist ja schließlich wer.
Das gehört zum guten Ton
und belebt erst die Auktion.
Frosch auf Frosch zum Spitzenpreise
geht von hier aus auf die Reise
in die neue Glasvitrine,
ersteigert mittels Pokermine.
Jeder der 'was auf sich hält,
gibt aus bei Sotheby sein Geld.
Ein Ölmagnat von der Bahrain
kauft jedes Jahr in London ein.
Ohne dabei zu erröten,
kauft Frösche er für seine Kröten.
Frosch-Netsukes sind der Hit.
Jeder nimmt ein Fröschlein mit,
oder steigert mit Niveau,
per Telex und inkognito.
Kurz gesagt, die neue Masche,
wenn man Geld hat in der Tasche,
ist die Nets'ke-Sammelei.
Für eine Nets'ke-Schnitzerei
düst man in Sammel-Euphorie,
schnell 'mal hin zu Sotheby.
So wechseln im Auktionshaus dort
die Besitzer immerfort.
30. Der Frosch, der auf dem Kürbis sitzt,
verrät es uns, er grinst verschmitzt:
"Ich kenn mich selbst schon nicht mehr aus.
Ich war in manchem Sammlerhaus.
Es ist nun 'mal mein Missgeschick,
dass Nets'ke-sammeln gilt als chic.
Eines geb' als Frosch ich zu:
Viel lieber hätt' ich meine Ruh".
Doch ähnlich geht es heute allen:
Weil als Lurche sie gefallen,
geh'n sie, entfremdet ihrem Zweck,
im Handel wie warme Semmeln weg.
31. Die Krott, die einen Stein erklommen
war in London zu bekommen,
bei Sotheby, gerechnet rund,
für 18-hundert Briten-Pfund.
32. Auch die von Nanko-saku bracht'
die Summe die ihr zugedacht.
Für 'nen stolzen Preis ging sie
weg an eine Galerie,
wo tags drauf ein Scheich sie fand,
weil sie zum Verkaufe stand.
Wo sie schließlich abgeblieben
hat niemand für uns aufgeschrieben.
So mancher Frosch, so manche Unke,
saß aufgeputzt in vollem Prunke
schon 'mal bei Sotheby's im Haus
und erntete dort viel Applaus.
33. Die Kröte, die den Wurm verzehrt,
4.000 Dollar war sie wert.
Gesteigert hat das Ungetüm
eine Dame anonym.
Was diese wollt' mit ihr ist klar.
Testen ob sie schwanger war.
Ein bisschen schon, soviel stand fest,
im Anschluss an den Krötentest.
34. Die Kröte auf dem Zori-Schuh,
geschnitzt einst von Yuki-kazu,
erfüllte bestens ihren Zweck.
Für 15-hundert ging sie weg,
und den Stroh-Sandalen-Schuh
gab umsonst man mit dazu.
35. Die beiden auf dem Kürbisstrunk,
36. obgleich sie nicht mehr all zu jung,
brachten jeder für sich allein,
4.000 harte Dollar ein.
Angesichts von so viel Kies
frage ich mich heute dies.
Wie hoch ist denn der Künstler-Lohn?
Was bekommt der ab davon?
Was bleibt übrig für Suke-sada?
Wie viel bekommt Herr Sukenaga?
Den Netsukeshis ist das gleich.
Drüben im Nirwana-Reich
ist man auf Dollars nicht erpicht.
Dort zählt der schnöde Mammon nicht.
Dort gibt es auch kein Eigentum.
Was bleibt für immer ist ihr Ruhm.
Doch zurück zur Kunst-Auktion
und zur Nets'ke-Kollektion.
Manch Unke und auch manche Krott
bracht viel Geld ein, doch auch Spott
dem Sammler, der für seine Kröten
berappen musste die Moneten.
Mancher lästerte im Saale
bevor "zum dritten, letzten Male"
ein Frosch unter den Hammer kam.
Der Sammler zeigte selten Scham.
Er wusst', mit solchem Tier daheim,
würd' er bestimmt sehr glücklich sein,
denn ein Nets'ke-Frosch uralt
macht noch immer sich bezahlt.
Das hat Brockhaus schon erzählt.
"Wohl dem, der eine Krott gewählt.
Das nächste mal, bei Sotheby
bringt das Doppelte das Vieh".
Gesteigert unter dem Aspekt
hat mancher Sammler schon entdeckt,
nach einem Jahr, erwartungsfroh,
dass dieses ist nicht immer so.
Dennoch reißen sich die Leut'
um Unken, Frösch und Kröten heut’.
Mancher Lurch, bei der Auktion
wurde dort ersteigert schon.
37. Masanaos Kröt' auf Stein,
bracht' ein schönes Sümmchen ein.
Wie viel genau, ist nicht bekannt.
Vier Nullen wurden mir genannt.
Als Zugabe, weil sie so klein,
gab es das Ojime obendrein.
'Nen Zentimeter misst es bloß.
38. Der Frosch darauf ist auch nicht groß,
aber selten ist er doch.
Die Kordel fehlt im Ojime-Loch.
Manch Fröschlein zwecks Versteigerung
kam nach London auf 'nen Sprung.
39. So auch Tomodada's drei
hüpften kurz 'mal schnell vorbei.
Hochgeschätzt und vielgepriesen
London sie tags drauf verließen.
40. Zusammen mit dem Kröten-Trio
reisten ab sie über Rio...;
wohin und wo sie nun daheim
sind, ist vertraulich, streng geheim.
41. Auch das lustige Frosch-Quartett,
ein Netsuke-Amulett,
bei Sotheby's, nach der Auktion,
stahl heimlich, leise sich davon.
Nachdem erfüllt der Sammelzweck
verschwanden sie und waren weg.
Bei Sotheby blieb Gott sei Dank
ein Scheck zurück, der auf er Bank
eingetauscht bracht' ohne Worte,
ein Päckchen Scheine, beste Sorte.
Wie die Scheine, gut sortiert,
Frosch und Kröt' gehandelt wird.
Bei Sotheby's, da ist 'was los.
Unken, Lurche; für sein Moos
kann man dort je nach Belieben,
beinah' jeden Nacktlurch kriegen.
42. Als nächster war ein Kappa dran.
Ersteigert von 'nem alten Mann.
Dreitausend Dollar blechte der
lächelnd hin da dollarschwer.
Ob das Manju er will tragen
hörte ich ihn jemand fragen.
Der Alte kurz und trocken drauf.
"Mit ihm reiß ich noch manche auf".
43. Den nächsten Frosch im Katalog
das Kappa wieder 'mal bewog
sich im Lotos zu verstecken.
Schwer ist es dort nur zu entdecken.
Das böse Kappa, sprungbereit,
lauert auf 'ne Möglichkeit,
den Frosch, den hübschen zu ergreifen
um nach Hause ihn zu schleifen,
denn Froschschenkel sind delikat,
besonders wenn man Hunger hat.
Doch der Frosch verhält sich still
weil er sein Bein behalten will.
Als dann das Kappa voller Gier
sich bückt, zu greifen sich das Tier,
verschüttet es den Lebenssaft.
Mit dem letzten Rest von Kraft
drückt es beide Augen zu
und lässt den armen Frosch in Ruh.
Als er schließlich aufgewacht,
war das Schnäppchen schon gemacht.
Für eine Summe, die nicht klein,
packte man das Nets'ke ein.
Für sie war die Auktion vorbei.
"You are welcome and godby",
hörten sie den Abschiedsgruß.
Mit dem Doppeldeckerbus
ging's zum Flugplatz und von dort
Richtung Nippon per Concord.
Nachdem zu Hause sie retour
verlor in Tokyo sich die Spur.
Ja bei Sotheby's im Haus
gehen Frösche ein und aus.
Ein Pärchen, das grad angekommen,
hat ein Pärchen mitgenommen.
Wohin, steht in den Sternen.
Weshalb, wohl um zu lernen.
44. Die Frösche auf dem Ziegelstein
luden dazu beide ein.
Zeigten ein neues Shiju-Hatte,
was zu Hause, auf der Matte,
das Pärchen wollte ausprobieren.
Das Nets'ke nahmen zum Studieren
die beiden mit. Zu ihrem Kummer
wurd' 'ne 3.000-Dollar-Nummer
letztendlich dann zu Haus,
auf der Matte draus.
"Doch, wir haben gut gewählt",
haben später sie erzählt
als bei Sotheby's im Haus,
sie 'was Neues suchten aus.
Mancher Sammler zweifelt dran,
Dass man von Fröschen lernen kann.
Meine Meinung; damit ihr's wisst,
da eine gänzlich andre ist.
"Der Frosch, denk' ich, ist Inbegriff
für Ausdauer und Phantasie.
Er beherrscht so manchen Kniff
in der Pikanterie.
Obgleich der Quaks Analphabet;
wenn es ums Toku-Sumo geht,
ist er Experte, ein Spezialist,
Könner, Fachmann und Stilist.
Manchen Shiju-Hatte-Trick
übte er schon aus im Schlick.
Er gibt sich frei und lebensfroh,
und schätzt auch das Enza-Bobo.
Er nimmt es da nicht so genau.
Auch das Isuka-ni-Chigau
ist dem Frosch, der auf sich hält
bekannt. Er weiß' halt was gefällt.
Vieles blieb' noch zu berichten
über Frosches Sex-Geschichten.
Doch ich muss mich hier beschränken,
den Blick zurück zum Nets'ke lenken.
45. Dort sitzt der Krott, der Nimmersatte
auf der Kröt' und überlegt...,
was als nächstes Shiju-Hatte.
zwecks Befriedigung er pflegt.
Was immer er sich ausgedacht;
ob glücklich es die Krott gemacht,
oder ob bei seiner action
"I cann't get no satisfaction"
die Kröte unter ihm verwöhnt
hat gestöhnt... .
Wir wissen's nicht, bei Sotheby
spricht man über so 'was nie.
Ich hingegen, nicht so prüde,
zeige auf es hier euch rüde,
was dem Marquis Franz von Bayros
46. der Zeichenfeder einst entspross.
Ein Weib mit Kröte, Sennin-gleich
sündigt japanisch einfallsreich.
Sie hat da einen tollen Dreh.
Die Lust schenkt ihr der große Zeh.
Während der Finger ausgestreckt
ihren grünen Liebling neckt,
gibt sie sich zwecks Lustgewinn
ganz dem großen Onkel hin.
Doch im Bild der Hintersinn
weist auf das Samsara hin,
den Kreislauf der nach Buddha's Wort
setzt unser Dasein weiter fort.
Der Fingerzeig auf die Kloake
gibt den Querverweis zum Laich,
aus dem das Fröschlein mit Gequake,
entstanden ist im Teich.
Der große Zeh am Genital
weist deutlich hin und zwar kausal,
auf etwas welches von Belang
im Samsar'- Zusammenhang.
Der Zeh in ihrem nackten Schoß,
mit dem sie spielt gedankenlos,
verdeutlicht was man wissen muss:
"Dass jeder Mensch von Kopf bis Fuß
gezwängt wurde durch diesen Schlauch,
hervor aus einem dicken Bauch".
Wie er dort hinein gekommen?
Als Quappe ist eingeschwommen
als die nackte Frau im Teich
badend schwamm durch Krötenlaich.
Doch zurück zu jenem Paar
das für Bayros Vorbild war.
Dass die beiden sich bewähren,
unsereins hier aufzuklären
ist lobenswert weil es uns prompt
irgendwann zu gute kommt.
Was würd' zu solcherlei Betragen
der heilige Ko-Sensei sagen?
So frag' ich mich. Die Antwort drauf
zeigt der Sennin selbst uns auf.
Er gibt der Kröte zu verstehen,
dass er heimlich zugesehen.
47. Dann zieht er aus dem Blatt-Gewande
den Dolch und spricht: "Für diese Schande,
die du mir da angetan,
mit dem Weib im Sinnenwahn,
gibt es eine Antwort nur...“.
Ob sterben musst' die Kreatur.
Ob in seiner Eifersucht,
der Sennin zustach dann mit Wucht,
oder ob dem dreisten Vieh,
der Heilige noch 'mal verzieh?
Bei Sotheby's schwieg man betroffen
dazu und ließ die Fragen offen.
Statt dessen bot man dort spontan
drei weitere Ko-Sensei's noch an.
48. Die ersten beiden, beifallsbrausend,
49. brachten zusammen siebentausend
echte US-Dollar ein.
50. Der dritte wollt' bescheid'ner sein.
Doch ein Sammler, überspannt,
hat eine Summe gleich genannt,
die den Sennin samt der Kröten
freudestrahlend ließ erröten.
Zum ersten, zweiten, dritten.
Das hat man wohl gelitten.
51. Drauf folgte schon die Nummer zehn
im Angebote. Wie beseh'n,
No-Tofu, ganz aus Elfenbein,
brachte ein paar Riesen ein.
Den Frosch im Korb, da er nicht groß,
gab es dazu ganz kostenlos.
Matsatsuga Kaigyokusai,
der geschnitzt hat einst die zwei,
wäre sicher stolz gewesen
wenn er die Summe hätt' gelesen,
die auf dem Schecke stand geschrieben
der in London ist geblieben.
Als nächstes auf der Frosch-Auktion,
52. eine Kappa-Sensation.
Geschnitzt aus echtem Hirschenhorn,
die Haare allesamt nach vorn,
zwecks gutem Eindruck fesch frisiert,
bot man ihn feil, stark reduziert.
Froschsammler zeigten kaum Verlangen.
Ganz billig ist er weggegangen.
Bei Sotheby's für den Kommerz,
hat das Kappa nichts gebracht,
doch ein Kappa-Sammler-Herz
hat glücklich es gemacht.
Kaum war das Kappa-Tier verschwunden,
kamen die Fröschesammel-Kunden
wieder 'mal zu ihrem Recht.
53. Auf einen Eberzahn der echt,
eine Kröte eingraviert.
19-tes Jahrhundert, unsigniert.
'Ne Menge brachte dieser Zahn.
Ein Netsuki im Sammlerwahn,
weil er sich's hatte vorgenommen
dafür den Zuschlag zu bekommen,
musst' seine letzten Kröten kratzen.
Es war ein ordentlicher Batzen,
den er bei Sotheby's musst' zahlen.
Nun kann er mit dem Froschzahn prahlen.
54. Ähnlich groß war das Interesse
an der nächsten Schnitz-Finesse.
Über Kröten wollen wir
diesmal nicht berichten hier.
Was uns am Nets'ke interessiert,
ist was dazu berichtet wird.
Eine alte Nippon-Fabel,
Weise wie auch amüsabel.
Ich füg' sie hier in Prosa ein:
Macht euch darauf den eignen Reim.
55. Das Bild dazu stammt von Sengai
dessen Zeit schon längst vorbei.
Frosch und Krebs
Ein Frosch und ein Krebs streiten sich an einem Lotosteich. Vom Standpunkt des Frosches aus gesehen kann der Krebs weder rückwärts gehen, und seine Augen bewegen sich nicht, so dass sie wie Warzen aussehen. Der Frosch fragt sein Gegenüber ungeniert: "Herr Krebs, geht ihr vorwärts oder rückwärts? Sind das Augen oder Warzen"? Für den Krebs ist die Haltung des Frosches komisch. Der Krebs mag als Symbol für Freiheit stehen. Obwohl er seitlich gehen muss und ziemlich unbeholfen aussieht, bleibt er nie stecken. Erstaunt über die dumme Frage des Frosches fragt er den grünen Hüpfer seinerseits: "Herr Frosch, sitzt oder steht Ihr in einem Scheffel"? (H. Ekaku).
Vom Frosch im Scheffel, paradox,*28
nun zu einer Inro-box
56. auf der ein Fröschlein froh beschwingt,
über Duft und Pillen springt.
Der Frosch in Elfenbein auf Lack
bracht ält're Herren noch auf Zack,
denn in der Box, nebst Natrium,
war auch Aphrodisiakum.
Und das gab sofort neuen Schwung,
war hilfreich für den Seitensprung.
Quicklebendig wollt' man sein.
So wie der Frosch aus Elfenbein
hüpfen können: Mancher Mann
hat es dem Frosche gleich getan,
der vorne auf der Pillendose,
im grünen Fracke, ohne Hose,
lustig durch die Gegend hüpft.
Was im Inro, das verknüpft,
als Restbestand verborgen lag,
nahm der Käufer in Beschlag.
Nicht im Hause Sotheby.
Im Hotel erst vis a vis.
Ob nach fünfundachtzig Jahren,
die Pillen dort noch wirksam waren,
und ob man hatte schöne Stunden
hab' ich nicht herausgefunden.
Der nächste Frosch im Angebot
57. symbolisiert Geburt und Tod,
den Kreislauf den wohl jeder kennt;
den man auch Samsura nennt.
Vom Ohrloch aus, am Totenkopf,
betrachtet er den alten Zopf,
der vom Schädel sehr obskur,
herunterhängt. Doch die Frisur
entpuppt an seiner rechten Wange,
schließlich sich als der Schwanz der Schlange.
Die gilt in Japan als bigott
und dient im Kaiserhaus als Gott.
"Orochi" wird sie dort genannt.
Der Tenno ist mit ihr verwandt.
Das grausige Nets'ke-Motiv
steht vor uns hier. Demonstrativ
versinnbildlicht es was wir wissen,
dass wir einmal sterben müssen.
Der Frosch darauf deutet uns an,
dass man auferstehen kann.
Er, das wissen wir sehr wohl
steht dafür grade als Symbol.
Doch mancher von den Theologen
hat die Menschheit schon belogen.
So lang, bis einer wann und wie
uns sagt, ist alles Theorie.
Als letzter folgt, last but not least,
wie man im Kataloge liest,
58. der Ko-Sensei mit Flammen-Perle.
Sie steht ihm gut dem schlauen Kerle.
Auf der Suche nach dem Licht,
so steht es im Auktionsbericht,
der Sennin durch das Flammending
selbst Erleuchtung einst empfing.
Dem Frosch indes für's Seelenheil
wurd' kaum etwas davon zuteil.
Er ist im Geiste heut' noch arm,
doch als Frosch da hat er Charme.
In Sotheby's-schen Katalogen
ist man den Fröschen wohlgewogen;
und auch das Kappa finden wir
öfter 'mal vertreten hier.
Kröten gibt's dort mancherlei.
Auch der gute Ko-Sensei
ist des öft'ren dargestellt.
Weil das alles uns gefällt,
schlagen wir nun nochmals nach.
Im 84 iger Almanach
das wir jetzt direkt vor uns seh'n.
Dort finden wir der Frösche zehn.
59. Der erste, dass er nichts versäumt,
hockt auf 'nem Pilz, still und verträumt.
Er hält den Pilz, das ist ein Ding,
für einen Krötenrücken.
Dabei ist es ein Pfifferling.
Der ließ sich still beglücken.
Der nächste Frosch erkennen muss,
Dass auch er geirrt.
60. Der Krötenrücken ist 'ne Nuss,
die ihm den Sinn verwirrt.
Ein andrer Frosch, hier Nummer drei,
fällt in seiner Schwärmerei,
61. auf den Dachziegel herein.
Doch dieser ist aus Stein.
Er lässt es über sich ergeh'n
und der Grüne findet's schön.
62. Der vierte Frosch, weil dumm er war,
stieg auf einen Mühlstein gar.
Er musst' für seinen Trieb bezahlen,
denn nach der Lieb' war er gemahlen.
63. Das fünfte Fröschlein, liebestoll,
doch auch sehr einfallsreich,
kümmerte sich liebevoll
um den Lotos-Hülsen-Laich.
64. Frosch Nummer sechs stieg auf ein Blatt
wo er die Schneck' getroffen hat;
und zwar zum gleichen Zwecke.
Sie machte ihn zur Schnecke.
65. Frosch Nummer sieben, mit Bedacht,
war klüger, traf sich mit der Acht
auf einer reifen Lotos-Frucht.
Dort hat er es mit ihr versucht.
Auch das ist nicht gut ausgegangen.
Ein Sennin hat die Acht gefangen.
Er zog die Krott für sein Begehr,
mit Gewalt aus dem Verkehr.
66. Wir seh'n sie nun als Nummer neun.
'Nen alten Mann muss sie erfreu'n.
67. Zur Sieben ist sein Sohn gekommen.
Der hat als Zehn sie mitgenommen.
Verliebt hockt dem sie im Genick.
's war Liebe auf den ersten Blick.
Bevor den Katalog wir schließen,
das letzte Schnitzwerk wir genießen.
68. Wir seh'n wie sich ein Kappa plagt
einen Krebs zu fangen.
Wie ausgegangen ist die Jagd?
Das Kappa vor Verlangen
beugte über sich zu weit,
verschüttete den Saft,
schlief ein drauf schlapp vor Müdigkeit,
zu sammeln neue Kraft!
Die freche Krabbe mit den Scheren
konnte ihn sehr wohl entbehren.
Auch durch den nächsten Katalog,
so wie ein roter Faden
sich die Spur des Frosches zog
und die der Kameraden.
Ein rundes Dutzend, ich fand's toll.
69. Der erste Hüpfer eindrucksvoll
auf einem Pilze aufgebockt,
liebesblind nun vor uns hockt.
70. Die Kröt, so ist das Leben,
aus Eifersucht daneben,
ist wutentbrannt, so hat's den Schein.
71. Jedoch der Kröter auf dem Stein
quakt zu ihr: "Nicht traurig sein,
ich bin ja schließlich auch noch da".
Mürrisch sagte sie: "Na ja".
Als die beiden sich gefunden
war Ruhe für die nächsten Stunden:
Doch später da begab es sich;
72. ein freches Krötchen auf dem Strich,
mit Namen hieß sie Lotosblüte,
sich um die Brüder Quax bemühte.
Die, so hat sich's zugetragen,
wollten die Hübsche beide haben,
und zwar jeder von den zwei'n
wollte sie für sich allein.
73. So hat man's schließlich ausgerauft.
Als man dann beim Kampf verschnauft,
nach der Holden einmal sah
war sie weg und nicht mehr da.
74. 'Ne Schlange war des Wegs gekommen.
Hatte sich ihrer angenommen.
Vernaschte sie ganz ungeniert.
Das Krötchen hat sich nicht geziert.
Die Hände zum Gebet verschränkt
hat sie sich darauf beschränkt
vom Schöpfer Rache zu erflehen;
Ansonsten ließ sie still geschehen
was nicht mehr zu ändern war
und bot sich der Schlange dar.
75. Da kam der alte Frosch daher
mit einer Schnecken-Keule schwer,
hieb er auf die Schlange ein.
Das sollte aller Ende sein.
Der Todeskampf, von neben an,
76. wurd' bestaunt vom Kappamann.
Der klammerte in seinem Nest,
sich ängstlich an 'ner Gurke fest.
Die Gurke, darauf meinen Eid,
steht als Symbol für Männlichkeit,
oder deutlicher gesagt,
was da in die Höhe ragt
ist etwas das ein Kappa-Mann
in Japan heut noch brauchen kann.
Dass dieses Ding dort sehr begehrt,
uns das nächste Kappa lehrt.
77. Es rollt ein solches Ding daher.
Wir seh'n das Ding ist ziemlich schwer.
Ich geh' nicht näher darauf ein.
Kurzum es soll ein Phallus sein.
Von dem folgt nun ein krasser Sprung
zum Gama Sennin, der nicht jung
auf seiner Kröte ruht sich aus.
Und was schließen wir daraus?
Dass sie ihn nicht reizen kann
sehen wir dem Alten an.
An was? Auch ich war erst geschockt.
78. Schaut hin auf was der Sennin hockt!
Der lächelt nur ganz traumverloren,
er weiß was er versteckt.
Seine übergroßen Ohren
deuten hin auf Intellekt.
Doch des Rätsels Lösung zeigt
er dem der sich verneigt
vor ihm wie es in Japan Brauch.
Unter seinem dicken Bauch,
getarnt als Krötenhinterbein,
die Rundung soll sein Penis sein.
So hab' ich es gelesen.
So ist es wohl gewesen.
79. Die Schriftrolle, auf der das stand,
hält der Sennin in der Hand,
und der Kröter den wir sehen
überprüft grad das Geschehen.
Ob er wirklich lesen kann
fragte ich mich irgendwann.
Doch da wurde es mir klar
wer der alte Kröter war.
Das K steht für Konfuzius.
Daraus folgert nun der Schluss,
dass dieser als ein Krötentier
auf der Erde wandelt hier..
und der versteht ganz zweifellos
zu lesen heute noch famos.
Weg vom alten Philosophen
führen uns die nächste Strophen
in die Nets'ke-Welt zurück.
80. "Frosch-Mama im Mutterglück"
würde ich das Schnitzwerk nennen.
Die Sammler jedoch die es kennen,
nennen es, so steht's notiert,
"Fünf Frösche, von Seimin signiert".
Im nächsten Nets'ke-Katalog
verläuft die Suche analog.
Als ersten finden wir ganz vorn'
'nen Frosch, geschnitzt aus Hirschenhorn.
81. Er geht aufrecht wie ein Mann,
zieht unsern Blick in seinen Bann.
Was es mit ihm auf sich hatte
ich zu erzählen mir gestatte.
"In Japan, durch Mutation und Zucht,
hat man vor langer Zeit versucht
den Frosch, so wie wir ihn hier sehen,
veranlasst einst zum Aufrechtgehen.
Wir schau'n ihn an und sind entzückt,
dass der Zucht-Versuch geglückt.“
No-Tofu, das ist zu verstehen,
würde sich im Grab umdrehen,
wenn er wüsst' wie er skizziert
wurd' aufs Manju unsigniert.
Ein Meister hat vor hundert Jahren,
den Mann, der selbst so kunsterfahren
war als Kalligraph,
dargestellt als Frosch der brav
und sittsam sich benahm.
Ein Ahornblatt bedeckt die Scham.
Mit Schirm und Hut, so wandert er,
auf dem Manju heut' umher
und bleibt, wie zusteht es dem alten
Meister-Kalligraph, erhalten.
Weiter! Der Lurch-Nimmersatt
entdeckt auf einem Lotosblatt,
82. zwei Kröten die sich streiten.
Ohne einzuschreiten
sehen wir den beiden zu
denn zu einem Interview
sind die zwei im Streit,
nicht bereit.
Um was ging es beim Disput?
83. Zwei Sennins, fromm und ausgeruht,
bereit zu Scherz und Possen,
hatten 'ne Wette abgeschlossen.
Gewettet wurd' darum mit List,
wessen Kröte stärker ist.
"Wenn deine stärker ist als meine"
sprach zum anderen der eine,
dann kannst du meinen alten
für eine Nacht behalten".
Der andre sprach: "Wenn deine siegt,
meine 'ne Tracht Prügel kriegt,
und als Strafe obendrein,
muss sie dir zu willen sein.
Für eine Nacht, bis morgen Früh
kannst du verfügen über sie".
"Was machen wir bei Unentschieden"?
der erste hat gefragt.
"Dann bin mit Partnertausch zufrieden
ich", der andre hat gesagt,
und er lachte breit dazu
der Filou.
So kam es. Nach dem Schulterdrücken,
das endete Remis,
dass getauscht wurd zum Entzücken
aller Krötenvieh.
Was sich dann ereignet hat
steht auf einem andern Blatt.
Was die vier dann so getan
ist privat, geht uns nichts an!
Vergessen wir's, schau'n wir nun hin,
auf ein Motiv von Ryumin.
84. Zum Frosch auf Pferd in Elfenbein
fällt mir der Erlkönig ein:
Der Erlkönig
"Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist ein Grünfrosch der ganz geschwind
dahinprescht, der Weg ist noch weit,
er knallt mit der Peitsche denn knapp ist die Zeit.
So rasen die beiden am Schilfsaum entlang.
Die Hufe sie fliegen, dem Frosch ist so bang.
Jetzt geht es bergab, da reitet sich's leicht,
doch schon ist die Talsohle unten erreicht.
Dort folgt eine Ebene und dann steil bergauf
quält sich das Reittier im fliegenden Lauf.
Nachdem der Anstieg endlich geschafft,
schöpfen sie Mut, neuen Willen und Kraft.
Die Peitsche sie schmerzt. Der Reiter versiert
durch gezielten Einsatz das Tempo forciert.
Es gilt zu bewahren den Freund vor Verdruss.
Der heiratet morgen, weil er denkt, dass er muss.
Die Braut, sie ist schwanger dort unten am Teich,
doch war es ein andrer der hielt mit ihr Laich.
Der Frosch auf dem Ross er hatte geseh'n
die Braut mit 'nem andern auf Wanderschaft geh'n.
Mit diesem Gedanken im Herz und im Sinn,
jagt er sein Pferd zum Hochzeitshaus hin.
So hetzt er den Gaul im wilden Galopp
durch Schilfrohr und Binsen ohn' jegliches Stopp.
Er holt das Letzte aus dem Reittier heraus.
Mit Flüchen und Schlägen treibt er es voraus.
Die Sorge um den Freund, dem laut Aufgebot
entsetzliches Unrecht durch Ehe nun droht,
treibt ihn an, er gibt alles her.
Es geht um die Wahrheit dem Freunde zur Ehr.
Da stolpert das Pferd und bricht sich ein Bein;
und bleibt röchelnd liegen, gequält voller Pein.
Der Frosch geht kopfüber und stürzt in den Sumpf.
Dort bleiben drin stecken drei Viertel vom Rumpf.
So steckt er im Dreck und er weiß es ist aus,
denn aus der Misere hilft niemand ihm 'raus.
"Zu spät " denkt er, "ich rette die Ehr,
des guten Freundes Laubfrosch nicht mehr".
Bevor er versank im schlickigen Moor,
als Abschied er quakend dem Freunde es schwor:
"Niemand erfährt, was ich einst gesehen,
das Unrecht, das unten am Teiche geschehen.
Ich hätte es ihm niemals zugetraut,
was er antat, im Schilf versteckt deiner Braut.
Er, den zu Hause erwartet der Thron.
Niemand soll erfahren ein Wörtlein davon
was damals im Pfuhle des nachts und im Wahn,
der laichsinnige Prinz Quakes getan.
Er drückte und küsste die Froschjungfer heiß.
Nur gut dass es seine Prinzessin nicht weiß".
Dann rief er die Götter im Himmel zusammen
den Prinz für die Schandtat im Pfuhl zu verdammen.
Und abschließend, lautstark und inhaltsschwer,
schickte er noch einen Fluch hinterher.
Den hörte der Storch, genannt Adebar,
der im Schilf auf der Pirsch zwecks dem Frühstück schon war.
Es geschah früh am Morgen , so viertel nach drei,
da war mit dem Grünfrosch es endlich vorbei.
Der Storch pickte zu und schluckte zweimal,
beendete kauend des Sterbenden Qual.
So ward der Tapfere zu Grabe getragen
mit der Wahrheit zusammen im Storchenmagen.
Später im Fluge, das gilt es zu wissen,
wurd' beides vom Storch als Ballast abgeschmissen.
Die Notdurft des Storches aus luftiger Höh',
fuhr mitten hinein ins Morast-Sumpf-Milieu
und landete dort, fast klingt es absurd,
wo der Laubfrosch, der Freund, getraut eben wurd'.
Der dachte bei sich, "das bringt niemals Glück",
und hielt, Gott sei Dank, sein Jawort zurück.
So endete glimpflich, was geplant wohldurchdacht
den Laubfrosch hätte zum Vater gemacht.
Obwohl er's nicht war, der mit ihr gequakt
hat keiner bisher danach ihn befragt.
So dankt er dem Schicksal, das ihm in der Not
ein Zeichen gesetzt. Sein Freund der liegt tot
vor ihm im Schilfe als Freundschaftsbeweis
von dem der Gefährte, der Laubfrosch, nichts weiß.
Für euch, auch wenn ihr vielleicht drüber lacht
sei eines am Ende ganz ernstlich bedacht:
Schaut in den Erlkönig 'mal wieder hinein,
denn das gilt als sicher, ich bin nicht allein
der, wenn er rezitiert wie ich angestrengt,
den Erlkönig mit der Bürgschaft vermengt.
Vom Erlkönig nun abrupt
85. zu einer Schlange die geschuppt,
einen Frosch gerad' umzingelt,
zu erwürgen ihn, umkringelt.
Der Frosch, er weiß, nun ist es aus.
Er, der gelebt in Saus und Braus,
leckre Fliegen, Würmer und Mücken
konnte jeden Tag verdrücken,
nimmt, heut hat er keine Wahl,
die Schnecke ein als Henkersmahl.
Und so schließt sich dann der Kreis.
Denn wie jeder Sammler weiß,
was er da zu sich genommen,
ist dem Reptil nicht bekommen.
Sterben mussten alle drei.
San-Sukumi, aus, vorbei.
Im nächsten Nets'ke-Kataloge
setzt sich fort der Schlangenfraß.
Staunend sieht der Zoologe
wie Frosch um Frosch beißt dort ins Gras.
Als erster muss der Quax dran glauben
86. der auf dem Ojime saß.
Das Reptil zischend unter Schnauben,
ihn als Leckerbissen fraß.
Es folgt, divide et impera,
ein Nets'ke, das von Arima
geschnitzt einst wurd'. Der Frosch-Filou
87. schnappt sich die Schnecke als Atout,
und dieses Trumpf hat er alsdann
geteilt damit er herrschen kann.
So berichtet es die Sage:
Selbst tot war er noch in der Lage,
seinen Gegner zu bezwingen
und die Schlange umzubringen.
"Teile und herrsche", die Parole
gereichte dem Frosche nicht zum Wohle;
doch da sie weise in der Sache,
wurd' zuteil der Schlang' die Rache.
Vom Herrscher, der so früh geendet,
unser Blick sich nun hinwendet,
zu einer Schlange, die verroht,
einen Kröter just bedroht.
88. Der macht sich rund und bläst sich auf,
so wie ein Luftballon,
so dass die Schlange gleich darauf,
ängstlich schleicht davon.
Der Kröter, um sein Glück zu fassen,
hat sich von Konmin schnitzen lassen.
89. Auf einem Dachziegel sitzt er
vor uns nun als Glücksbringer,
macht deutlich uns, dass wer gewitzt,
das Glück des Cleveren besitzt.
In Japan steht der Frosch für Sex.
Niemand ist deshalb perplex,
90. wenn sich ein Frosch wie dieser zeigt
der es mit 'ner Kröte treibt.
Masanao wusste dies
weil mancher bei ihm schnitzen ließ
sich solch ein Krötenpaar.
Wozu das wird dem Sammler klar.
Wer in Japan Kunst studiert,
weiß, dass dort wird gern kopiert.
In der Tokonoma-Ecke
dient das Bildnis dann dem Zwecke,
den Hausherrn zu erinnern dran,
zu "kopieren" ab und an.
91. Als nächstes folgt eine Sandale
auf der 'ne Kröt' zum zweiten Male,
weil sie so hübsch und so begehrt,
mit einem Kröterich verkehrt.
Der erste wendet tugendhaft
sich ab, so schöpft er neue Kraft;
wartet drauf, dass sein Rivale
schlapp macht auf der Stroh-Sandale.
Dann wird er das Werk beenden
und der Kröte etwas spenden,
was er bisher wohlverwahrt,
für den Nachwuchs aufbewahrt.
Dann endlich, beim vorletzten Male.
lässt folgen er auch das Formale.
Weiter geht's bei Sotheby
wieder 'mal mit Kappa-Vieh.
92. Akihide stellte dar,
wie das Kappa nun 'mal war.
Hinterhältig und verstohlen
wollt' es sich ein Fischlein holen.
Wollt' den Angler, dem fidelen,
das Fischlein aus der Reuse stehlen.
Doch der war klug, hat vorgebaut.
Dass niemand ihm sein Fischlein klaut,
setzte er, er war nicht dumm,
'nen Aufpasser zum Eigentum.
Das Kappa fiel darauf herein.
Statt Frischfisch Plärren nur und Schrein.
Der Krebs im Korb hat zugeschnappt
als er den Fischdieb hat ertappt.
93. In einer Muschel eingeklemmt,
ein Kappa sich dagegen stemmt,
dass es dort wird festgehalten
von der Muschel, jener alten,
die ihm vor kurzem noch gefallen.
Doch wie es mit den Dingen allen
ist, wenn sie gebraucht und nicht mehr neu,
selbst wenn dem Zwecke sie noch dienen,
ist so ein Kappa ihnen
nicht mehr ganz so treu.
Ob das Kappa noch entkam
ich dem Bilde nicht entnahm,
und auch Meikeisai Hojitsu
schwieg sich aus dazu.
Es folgt die letzte Kunst-Auktion
im Hause Sotheby.
Die Roosevelt'sche Kollektion
war mit von der Partie.
94. No-Tofu, als ein Frosch von Welt,
auf einem Manju dargestellt,
eröffnete den Reigen.
Er wollte es dem Sennin zeigen,
der nach ihm an der Reihe war,
wie man 'ne Kröte gegen bar
eintauscht: Wie viel er hat genommen,
hab' ich nicht heraus bekommen.
95. Der Kröten-Sennin jedoch lacht.
Er hat wohl ein Geschäft gemacht.
Die Summe wird verschwiegen.
Sie ist nicht mehr zu kriegen.
96. Die beiden Fröschlein auf dem Hut
gingen weg genau so gut.
97. Das Lotos-Frosch-Mokugyo
fand einen Käufer ebenso
98. wie der San-Sukumi-Hut
mitsamt dem Dreitier-Attribut.
99. Um No-Tofu, hier beritten,
wurd' gefeilscht und lang' gestritten.
Angebot auf Angebot.
Der Auktionär in Atemnot.
Die Sammler, die das Steigern lieben,
den Preis zum Spitzenwerte trieben.
Der Frosch-No-Tofu , heiß begehrt,
war ihnen die Moneten wert.
Alle wollten sie ihn haben.
Aus Stuttgart schließlich, die drei Schwaben,
die als letzte noch verblieben,
gemeinsam dafür unterschrieben.
Dass der Frosch nach Deutschland kam
weltweit man ihm übel nahm.
Dass er zu den Schwaben ging
war ein Ding.
Dort im schönen Schwabenland
er seine neue Heimat fand.
In württemberg'scher Galerie
ist heut daheim das Hüpferli..
Vom Länd'le lasst nach London nun,
uns einen letzten Blick noch tun
Als Abschluss im Auktions-Gescheh'n
folgen Kappas Stücker zehn.
Der erste, da er schlecht zu Fuß,
100. paddelt mit Gurke durch den Fluss,
weil er am andern Ufer drüben
fischen möcht’ so gern im Trüben.
Als mitten drin er schwimmt im Strom,
101. folgt ihm im Gurkenboot sein Sohn,
hoffend dass auch er beim Fischen,
ein junges Fischlein würd' erwischen.
Wir seh'n die zwei beim Angelsport.
Das nächste Nets'ke zeigt sie dort,
102. wie sie versteckt am Ufer hocken,
um die Fischlein anzulocken.
Obgleich die beiden sehr gerissen,
hat kein Fischlein angebissen.
Was d'ranhing an der Angelschnur
103. war ein Taschenkrebschen nur
und das mochten die beiden
Kappas gar nicht leiden.
Ein andres Kappa, ganz allein,
104. schneidet eine Gurke klein,
weil, nebst Fisch, Gurkensalat,
am besten schmeckt wer Hunger hat.
105. Das Kappa-Baby, noch im Ei
hätte lieber Gurkenbrei.
106. Den bereitet die Mama
dem Kinde, während der Papa,
107. hinter 'ner Gurke sich versteckt.
Was er sich dort ausgeheckt,
wollt' auf meine Fragen,
bei Sotheby mir keiner sagen.
Christie's
Auch bei Christie's, gegenüber,
schwieg man zu der Frage lieber.
Statt dessen gab man mir ein Buch
und sprach sehr höflich: "Such'
diesen Katalog 'mal durch.
Auch bei uns so mancher Lurch
wurde schon versetzt.
Doch leider haben heut' und jetzt,
obwohl der Frosch ein Schlager,
wir keinen mehr auf Lager..
Sie gehen weg, sie sind begehrt,
obgleich sie oft ihr Geld nicht wert".
Dann blätterte im Buche er:
"Da sehen sie, schau'n sie 'mal her".
Ich schaute und was sah ich da?
108. Eine Kröten-Troika.
Jetzt, auf den Geschmack gekommen,
hab' ich den Katalog genommen.
Blätterte und fand
109. einen Sennin Hand in Hand
mit der Kröte. Was sie trieben
war im Buche nicht beschrieben.
Von Christie's, aus der King-Street acht
110. hab' ich den Sennin mitgebracht,
den, auf 'nen Stock gestützt, ihr seht
wie er schleppend, hinkend geht.
Er kommt ganz langsam nur voran!
"Mit einer Krott, die überschwer",
denkt im Stillen der Galan,
"ist es schwierig im Verkehr".
Schwierig war's auch für den Frosch
den die Schlange mit der Gosch'
111. geschnappt hatte am Hinterbein
und langsam schlang in sich hinein.
Doch das Fröschlein jung und munter
wollt' durchaus nicht dort hinunter.
Nahm Anlauf, gab sich selbst die Sporen.
Ein Dreibein-Frosch, wie neugeboren,
sich vor der Schlange, die sich wand,
auf dem Inro wiederfand.
Ihr braucht das Inro nur zu drehen
dann könnt den Armen ihr so sehen.
Auf hölzer'n Krücken muss er laufen.
Und so 'was soll man kaufen?
So wurd der Abschied mir versüßt.
Ich bin nach Deutschland schnell gedüst.
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