Vers- und Bildteil 3
Barker/Smith
In London, in Britanniens Grenzen,
nach Barker/Smith'-schen Reverenzen
finden wir
dieses Tier.
Was es darstellt? Klarer Fall.
1. 'Ne Kröte beim Grand-National.
Der Sennin-Jockey unverfroren
gibt dem Kaltblut hart die Sporen.
Während windschnittig er liegt,
die Kröte schier nach vorne fliegt.
Rasend vor Schmerz in wilden Zorn
hat sie im Ziel die Nase vorn.
Das nächste Nets'ke von Belang
verdeutlicht den Zusammenhang
mit dem was eben wurd' berichtet.
Nur ein Stück weiter jetzt gedichtet.
Der Reiter hoch sein Reittier preist,
sich selbst als ritterlich erweist.
Nachdem das Preisgeld einkassiert
zeigt sich der Jockey motiviert
2. und trägt das Ross, das müde nun
wir seh'n auf seiner Schulter ruh'n,
nach Hause, in den eignen Stall.
An einer Schnur glänzt das Metall
das man erhielt als Honorar,
Goldmünzen, 6 Stück in bar.
Nicht so gut scheint's ihm zu geh'n,
den wir im nächsten Bilde seh'n.
3. Der Frosch, der dort im Rinnstein sitzt
nicht 'mal einen Wurm besitzt.
Er wirkt traurig, in der Tat,
weil er großen Hunger hat.
Er denkt an eines nur, an Mücken...
4. Plötzlich hockt er auf dem Rücken
der Kröte die vorbeigekommen.
Warum? Nur noch verschwommen,
erinnert er sich was geschah:
Auf einmal war die Dicke da!
Ruck zuck hat er auf ihr gesessen,
und sein Hunger war vergessen.
Nun die Moral von dem Gedicht,
diesmal aus des Frosches Sicht.
"Essen, Jagen und auch Sex
ist alles eins, nur ein Reflex".
Während der Frosch Befriedigung
erfährt bei seinem Seitensprung,
ist für uns mehr von Belang
Neugier; so der Wissensdrang
zwingt uns zur nächsten Zeichnung hin.
5. Zwei Sennins finden wir darin.
Der linke trägt 'nen Pfirsichzweig.
Für uns ist dies ein Fingerzeig,
dass yang-kraftvoll der heil'ge Mann
so oft er will, mit ihr auch kann.
Die Kröte dort auf seinem Kopf,
die zärtlich krault den lichten Schopf,
freilich wirkt ein bisschen bang.
Ihr ist nach Yin heut mehr als Yang.
Des Sennins Freund, gleich nebenan
lächelt weise, freut sich dran,
dass ihm die Kröte krault den Bart
und ihm das Yin/Yang-Spiel erspart.
Er denkt bei sich beinah' ironisch.
"Viel schöner ist es doch platonisch".
Das nächsten Nets'ke, was uns wundert,
obgleich geschnitzt vor 18- hundert,
6. ist das Schnitzwerk der drei Alten,
fast wie neu, so gut erhalten.
Links im Foto zeigt sich stolz
ein Gama Sennin, der aus Holz.
Der rechts davon, aus Elfenbein
duckt sich lachend, macht sich klein,
freut sich darüber offenbar,
dass Chokwaro ihn besuchen war.*13
So die drei sich präsentieren
dem Fotografen, samt den Tieren.
Bei Smith and Barker, Sammlung Frank,
entdecken wir im Sammelschrank
ein Fröschlein, reizend, stolz und firm,
7. auf 'nem geschloss'nem Sonnenschirm.
Was sagt uns diese Schnitzerei
"Das schöne Wetter ist vorbei!"
Der Frosch faltet den Schirm zusammen,
will grad den Wettergott verdammen,
weil schlechtes Wetter ihm zuwider.
Da brennt die Sonn' erneut hernieder.
Da hat der Frosch den Fluch verschluckt
und seine Schultern nur gezuckt.
Bevor die Sonne ihn verbrannt
hat er den Schirm erneut entspannt.
Als Anmerkung, weil's nicht zu sehen.
So ist es öfter noch geschehen.
Der Frosch fand ab sich damit; ja
für so 'was ist ein Faltschirm da
Doch and'rerseits und umgekehrt,
so lautet meine Frage,
was ist ein Wetterfrosch denn wert
wenn er nicht in der Lage
ist zu prophezeien
wie das Wetter wird gedeihen.
Dies zu klären, heut' und hier
sind nicht in der Lage wir.
Und im fernen Japan dort,
verliert keiner ein schlechtes Wort
über den Proleten
unter den Propheten.
Im Gegenteil, in Tokyo
schätzt man ihn wie anderswo,
den Frosch, in Japan, wenn er quakt,
weil er stets die Wahrheit sagt.
Sein "korax" wird in Nippons Landen
auch als Glücks-Symbol verstanden,
und so geseh'n ist Froschkonzert
in Japan durchaus hörenswert.
Karla Bilang
Nach Barker folgt im Alphabet
Bilang, Karla wie ihr seht.
Dort gibt es nicht so viele Bilder.
Doch was ich dafür jetzt hier schilder'
wird euch sicher auch nicht stören.
Der Sennin musst' sich's auch anhören.
8. Die Kröte flüstert Ihm ins Ohr,
was diesem ziemlich dreist kommt vor.
Drum fragt er nach: Welch ein Skandal.
Sie wiederholt: "Du kannst mich mal".
Der Sennin wutentbrannt zu ihr:
"Du bist fürwahr ein böses Tier".
Was er dann mit ihr gemacht,
ob er sie hat umgebracht
oder sie sich vorgenommen,
hab' ich nicht herausbekommen.
Ein and'res Werk, betrachtet näher,
9. sieht aus beinah' nach Europäer,
der unterm' Rock, versteckt im Arm,
sich ein Fröschlein hält schön warm.
Auf was weist hier mit Hintersinn
der Netsuke-Künstler hin?
Auf den Gesang, der ihnen allen,
an den Fremden so gefallen?
Auf die Stimmen, die so rein
und durchdringend konnten sein?
Deutet hier der Frosch gar an
wie man ihn noch nennen kann
und einst genannt hat mit Humor?
Weil sein Quaken schmerzt das Ohr
gab man ihm 'nen Kosenamen,
auf den die Netsukeshi's kamen.
Sie nannten ihn, ein klarer Fall
auch holländische Nachtigall,
nach den Holländern im Land,
die man nicht so recht verstand
weil ihre Stimmen all zu rein
und durchdringend konnten sein.
Albert Brockhaus
Als nächstes nach dem Alphabet
der Name Albert Brockhaus steht.
Dieser, das weiß jedermann
hat für die Sammler viel getan.
Sein Werk "Netsuke" 70 Jahr'
in unserm Land das einzige war.
Im diesem Buche finden wir
10. zum Beispiel jenes Fröschlein hier,
das offenbar darüber staunt
warum Herr Brockhaus froh gelaunt
es in die Sammlung einverleibt.
Albert Brockhaus dazu schreibt:
"Fünf Franc's hab' ich einst ausgegeben:
Wie schön, dass ich es durft' erleben.
dass für den Frosch, den rostigroten,
mir fünfhundert wurden heut' geboten.
Wenn sich das Geld derart vermehrt,
so ist das schon das Sammeln wert."
So seh'n Herrn Brockhaus wir noch heut',
wie er sich übers Fröschlein freut.
In uns'rer Sammlerphantasie
sitzt er uns lächelnd vis a vis,
mit dem Nets'ke in der Hand,
das er im Spielzeugladen fand.
Nur schade, dass der gute Mann
im Jenseits dort nicht sammeln kann.
Bei Brockhaus blätternd finden wir
noch so manches Lurchentier.
Ein Frosch, auf Suche nach den Fliegen
ist gar auf einen Pilz gestiegen.
11. Dort hockt er nun der grüne Wicht,
doch keine Fliege ist in Sicht.
12. In einem Setzschirm, Kembyo,
sitzt ein Sennin und ist froh
weil er des Glückes Unterpfand
halten darf in seiner Hand.
Brockhaus schreibt uns dazu kurz:
"Dem Sennin fehlt der Blätterschurz,
der sonst den Heiligen bedeckt.
Ihn hat die Neuzeit wohl beleckt,
dazu verführt statt Blätterkragen,
edle Seide nur zu tragen".
Ein and'res Bild im Brockhausbuch
zeigt eine Schlange beim Versuch,*14
als bestes von den frischen Dingen,
13. ein leckeres Fröschlein zu verschlingen.
Der Frosch quakt laut, da wird uns klar,
dass dies sein letztes Quaken war.
Während er, mit Haar und Haut,
von dem Reptil wird verdaut
seh'n wir bei Brockhaus uns sodann
den Sennin mit der Kröte an.
14. Dieser schleppt, gebeugt und schwitzend,
die Gama auf der Schulter sitzend,
mit sich in Holz geschnitzt herum,
und niemand weiß so recht warum.
Dass Brockhaus auch das artverwandte
Lurchenwesen Kappa kannte
ist klar, weil er es kennen lernte
in Japan bei der Gurkenernte.
Heimlich hat er, wohlbedacht,
15. ein Foto von dem Tier gemacht.
Das Bild war eine Sensation:
Und für die Buch-Publikation
hat Brockhaus nach so langer Zeit
immer noch das Copyright.
Von Albert nun, zu Frosch und Unke
beim nächsten Autor, er heißt Bunke.
Bunke
Bei Bunke werden fündig wir.
Auf Seite dreißig im Brevier
16. hockt dieser Frosch, geschnitzt aus Knochen
längst vergang'ner Zeitepochen.
Dreihundert Jahre ist er alt
und recht seltsam von Gestalt.
Vom Quaken schwoll ihm dick der Kropf.
Viel zu groß wirkt auch sein Kopf.
Die Breite stimmt, die Längendaten
sind viel zu kurz bei ihm geraten.
Doch regt ihn das nicht weiter auf:
Er nimmt sein Schicksal so in Kauf,
wie's ihm sein Schöpfer auferlegt.
Was jenen freilich hat bewegt
den Frosch so komisch zu gestalten,
wird immer der für sich behalten.
Bushell
An dieser Stelle, kurz und schnell
17. ein Masken-Nets'ke, von Bushell.
Ich fand das Kappa, das verruchte,*15
als ich nach Frosch und Kröte suchte.
Kappa-Masken gibt es viele,
doch sind sie ähnlich sich im Stile,
so dass wir tiefer nicht erst dringen
die Thematik überspringen.
Weiter suchend wir uns schinden
um ein Fröschlein noch zu finden.
In der Nets'ke-Literatur
vor uns dann die nächste Spur.
Der folgen wir, ihr kennt den Grund,
aufzuspür'n den nächsten Fund.
Cohen, Georg
Nach Bushell folgt in Sammlerkreisen
"Cohen"; dieses zu beweisen
zeichne ich , so gut ich kann
seine Lurche, füg' sie an.
Netsukes sind es deren zehn.
Des elfte ist ganz vorn' zu seh'n.
Auf Bild 19 hier im Band
es seinen Platz einleitend fand.
Doch zurück im Katalog
stell ich euch vor, nun monolog,
was ich bei Georg alles fand.
Ein Sennin im Büßer-Gewand
eröffnet uns den Fröschereigen,
18. stolz seine Gama uns zu zeigen.
Made in 18th century,
lovely carved in ivory,
sehen beide sexy aus.
Und was schließen wir daraus?
Der Pfirsich an des Sennins Lende
zeigt an, dass für die Lebensspende,
er und der Kröter, jederzeit,
sind bereit.
Ob diese großzügige Spende
ankam, davon die Legende
von den beiden Lebensfrohen,
sagt nichts näheres bei Cohen.
Ohne weit'ren Kommentar
nun zum nächsten Exemplar.
Das Nets'ke auf der Tafel III
19. zeigt uns erneut die frechen Zwei.
Sie sehen glücklich aus die Frommen
als wär'n sie doch zum Ziel gekommen.
Ob ja, ob nein, ob sie gar homo?
Geschnitzt hat beide Yoshi tomo.
Der nächste Frosch, hieb- und stichfest
20. zeigt sich auf einem Wespennest.
Er äugt gar vorsichtig hinein.
Da muss doch etwas drinnen sein.
Gerad’ noch hat es dort gesummt:
Nun ist der Ton abrupt verstummt.
Gespannt vor Neugier und Interesse,
versucht der Frosch, mit Raffinesse,
was er sich hat vorgenommen,
an die Summse ‘ranzukommen.
Denn ein Fröschlein selbst im Stresse
weiß um die Delikatesse
die sich ankündigt per "summ".
Frösche schließlich sind nicht dumm.
Nas’weis’ hat er nach der alten
Shakespeare-Weisheit sich verhalten.
Bee or not a bee, das ist hier die Frage-
die sich stellt in dieser Lage.
Als es plötzlich summte dann
im Neste drinnen irgendwann,
war der Frosch der Antwort nah.
Doch hört zu, was dann geschah.
Das Summen, Brummen das gewisse
kam langsam aus dem Loch gekrochen.
Entpuppte sich als Hornisse
und hat den Klugen dort gestochen,
wo es schmerzt mehr als anderswo,
in den nackten Froschpopo.
So die Moral von dem Gedicht:
Es summt allein die Mücke nicht.
Das nächste Schnitzwerk; seht es an!
21. Ein Meisterwerk, echter "Shozan".
Stolz der, der es am Obi trug:
Bestimmt ihn neidisch jeder frug,
wo man so 'was kaufen kann.
Ich hör' wie der Befragte dann,
im Besitzerstolz die Antwort gab:
"Von meinem Opa ich das hab',
der um sieben Ecken war verwandt
mit jemand der "Shozan" gekannt."
Wohl dem, der an dem Nets'ke heut'
wie unser einer, sich erfreut.
Selbst wenn die Frösche, so wie hier,
gedruckt sind ja nur auf Papier,
kann Sammlern das in unsern Breiten
durchaus Freude auch bereiten.
Man muss ja nicht, um es zu kaufen
gleich zu Sotheby's hinlaufen
oder zu Christies. Ohne Kohlen
ist auch dort nicht viel zu holen.
Wohl dem, der sich nicht daran stört
wem die Kostbarkeit gehört.
Wohl dem, der Nets'kes kann betrachten
ohne danach gleich zu schmachten.
Wohl dem, der auch als kleiner Mann,
obwohl er sich's nie leisten kann,
dennoch schätzt es, zwecks der Kunst.
Ihm gebührt des Kenners Gunst.
Drum als Moral zieh' ich den Schluss:
Gar preiswert ist der Kunstgenuss,
wenn man durch Sehen kann sich laben,
an dem selbst was die anderen haben.
Aus dieser Art Philosophie
reißt uns das nächste grüne Vieh.
22. Es sitzt auf einem Blütenblatt
hingeduckt, die Nase platt
in den zarten Duft gedrückt,
von dem das Fröschlein ganz entzückt
scheint. Es schnuppert ungestüm
am Lotusblütenblattparfüm.
Und im Stillen denkt der Frosch:
"Was ist dagegen schon Laroche,
oder 4711 versprüht,
gegen Lotos der frisch blüht".*16
Während der Frosch in Duft gehüllt
seinen Zweck als Frosch erfüllt
und das Lotosblatt garniert,
wird uns ein Sennin jetzt serviert.
Wie er leibt und wie er lebt
asketisch nach Erfüllung strebt,
steht er, inzwischen uns nicht fremd,
grinsend da im Blätterhemd.
23. Er lacht, weil ihm ins Ohr der Kröter
aufregendes hat grad gequakt.
Das Tier, es ist ein Schwerenöter,
dies sei hier gesagt.
Es schäkert und es neckt sich gern
mit seinem unsterblichen Herrn.
Und was sich neckt mit viel Pläsier,
das liebt sich auch, das wissen wir.
Und so gesehen wird uns klar:
Die beiden sind ein Liebespaar.
Ich hoffe, dass ihr nicht pikiert
auf diese Meinung reagiert.
Vielleicht lieg' ich damit ja schief.
Vielleicht denk' ich zu subjektiv.
24. Auf einem Wellhornschneckenhaus
tobt sich derweil ein Fröschlein aus,
bringt das Gehäuse bis zur Kippe.
Auf und ab, wie auf 'ner Wippe
schaukelt das grüne Unikum
zum Spaße und zum Gaudium.
Einmal hin und einmal her,
und so fort, das ist nicht schwer.
Zehn mal ist es gut gegangen.
Was so schön hat angefangen
endete nach jähem Schreck.
Kopfüber stak der Frosch im Dreck.
Weil das Spiel er überzogen,
hat er die Nase sich verbogen.
Nach der Sturz sah schlimm er aus.
Beulen, Schlamm, es war ein Graus.
Scheußlicher ist einer nur.
Jeder kennt die Kreatur
die, weil hinterhältig sie und dreist,
in Japan schlichtweg Kappa heißt.
25. Bei Cohen, wo er abgelichtet,
wird über ihn nicht viel berichtet.
Drum schlagt nach bei Netto lieber.
Der schreibt uns noch mehr darüber.
Als nächstes in der Reihe dann
ist jenes Fröschepärchen dran,
das einleitend bereits zitiert,
dort wo das Ojime definiert.(Abb.18)
Die beiden sind noch ziemlich jung,
26. das zeigt uns die Vergrößerung.
Doch schon seit ihrem Kindesalter
sind sie gute Kordelhalter.
Wie lange sie den Job gemacht
ist leider nicht uns überbracht.
Doch eines ist uns allen klar:
Ihr Schöpfer phantasievoll war.
Vom Ojime kommend lasst uns nun
27. 'nen Blick aufs San-Sukumi tun,
das großen Reiz für uns besitzt
weil es aus Hirschhorn ist geschnitzt.
Hirschhorn galt als Antidot
gegen Schlangengift. Zur Not
auch als Aphrodisiakum:
Hierzu drehte man es um
und rieb etwas davon in Saft.
Den trank man zwecks der Manneskraft.
Konnt' dadurch unterbinden
ihr Schwinden.
Wie weit das Nets'ke abgerieben
ist hat Cohen nicht beschrieben.
Das Fröschlein auf dem Hirschhornblatt
wirkt einerseits dort ziemlich matt
weil es sich durchs Blatt gefressen,
doch andrerseits auch sexbesessen.
Wie sollte es auch anders sein!
Die Wirkung stellt sich langsam ein.
Man sieht, dass davor selbst der Schlange
wird bange.
Coullery M.
Damit sind wir bei Cohen durch.
Doch weiter geht es Lurch um Lurch.
Die Frosch-Net'ske-Anthologie
setzt fort sich nun mit Coullery.
Sein Buch "Die Baur-Kollektion"
enthält so manche Attraktion.
Eintausendsiebenhundert pieces.
Als erstes davon dieses.
28. Ein Manju das No Tofu zeigt.
Unterem Schirme sitzt er, schweigt,
schaut zu dem Frosche interessiert,
wie der zum letzten Mal probiert
den Weidenzweig im Sprung zu schnappen,
den er hält für Futterhappen.
Er schaffte es, war froh darob,
doch der Happen war ein Flop.
Dem Frosch gereicht der Sprung zur Ehre.
No Tofu zog daraus die Lehre,
dass, wenn duldsam ist der Mann,
er's zu etwas bringen kann.
Als nächstes folgt bei Coullery
die Gama-Sennin-Gallerie.
29. Gleich vorne an der heil'ge Mann
macht seine Kröte sitzend an.
Was er weiter tat mit ihr
hat Coullery verschwiegen mir.
Ich bin zu wissen's nicht erpicht.
Was Gutes war es sicher nicht.
Da auch die Kröte schien pikiert
hat der Künstler nicht signiert.
"To cho utsusu" eingraviert
heißt, dass der Carver hat kopiert
das Werk von 'nem Kollegen
der geschnitzt hat so verwegen.
So las' ich was die zwei betroffen
für euch selbst die Antwort offen.
Ich weiß, dass ihr mit Phantasie,
die Lösung findet irgendwie.
Beim nächsten Gama-Sennin-Paar
30. rauft der Sennin sich das Haar,
denn seine Kröte die macht Mucken,
will die Fliege heut' nicht schlucken,
die mundgerecht auf Sennins Hand-
Teller liegt und zwar am Rand.
Doch die Kröte wie man sieht,
hat darauf keinen Appetit.
"Nein diese Fliege ess' ich nicht“,
ließt man ab dem Krott-Gesicht.
Was das Nets'ke will uns sagen
könnte uns der Künstler sagen,
der das Paar für uns geschnitzt,
das hier direkt vor uns sitzt.
Doch der, wie's scheint hat sich geniert.
Er ließ sein Kunstwerk unsigniert.
Ein Kaga-Mibuta-Deckel zeigt
'nen Sennin wie er lebt und leibt.
31. Im dichten Pinienhain versteckt,
er in der Hand die Kröte neckt.
Die zeigte ihm erst ihre Krallen.
Doch dann ließ sie es sich gefallen
was der Asket mit ihr tat,
weil's ihr selbst gefallen hat.
Das nächste Kaga-Mibuta
zeigt nichts mehr von Erotica.
32. Die Kröte nach den Sündenfall,
frisst im Bild den Bauch sich prall
mit Piniennadeln; deren Saft
gibt dem Tier bald neue Kraft.
Durchs Pinien-Mahl, das sei erklärt,
dem Krötchen manches widerfährt.
Der immergrüne Baum verspricht,
wenn man als Speis' die Nadeln bricht,
Charakterstärke, Fruchtbarkeit,
Rechtschaffen- und Verschwiegenheit.
Unsterblichkeit und Lebensheil
wir dem, der davon isst, zuteil.
Gegen unerwünschte Liaison
ist es ein Apotropaion.
Dies ist der Grund, dass so beschwingt
ihr Herrchen sie zum Fressen zwingt.
Manches wär' hier noch zu sagen;
doch das alles vorzutragen,
was dieses Nets'ke suggeriert,
verschweig ich, da es nicht fundiert.
Statt dessen geh'n wir, weil's gescheiter,
im Buch von Coullery nun weiter.
Dort sind, wie man erkennen kann,
jetzt erst einmal die Kappa's dran.
Schau'n wir sie an, sie sind 'ne Pracht.
Nacheinander sind es acht.
Acht Nets'ken, eine ist dabei,
ein Spiegeldeckel, der zeigt zwei.
33. Zwei Kappas, es ist zweifelsohne
der alte Kappa mit dem Sohne.
Was lehrt der Vater da dem Kind?
Wie man Fischlein fischt geschwind!
Doch der Kappa-Sohnemann
hat noch kein Interesse dran,
schnappt sich, weil man leben muss,
eine Gurke aus dem Fluss.
Die hat er dann gegessen:
Da wuchsen die Interessen!
Am Angelsport nun interessiert,
hat den Alten er kopiert.
Dass dies nicht sofort gut gegangen,
34. sehen wir; er sitzt gefangen.
Er klemmte sich das Hinderbein
bei 'ner Awabi-Muschel ein.
35. Beim nächsten Fischzug ebenso,
wurd er gekniffen irgendwo.
Saß fest erneut, zum zweiten Male,
in der Awabi-Muschel-Schale.
36. Bei der nächsten Angeltour
kam ins Ziel er, zum L'amour.
Doch die Muschel war wie alle,
schnappte zu die Kappa-Falle.
Da hatte er die Faxen dick
und sann nach 'nen Augenblick,
was er tun konnt, seine Lage
war sehr misslich, keine Frage..
Zornig war er und gekränkt.
37. Die Pranken über'm Knie verschränkt,
kam ihm plötzlich 'ne Idee.
38. Im Ryusa-Manju-Separee,
im dichten Lotos-Unterholz,
fand wieder er den Mannesstolz.
Was er damit machte dann,
tat er freudig und spontan..
39. Die Gurke duldete das Spiel.
Dass es dem Kappa auch gefiel,
ja Spaß und Freude ihm gar machte,
40. seh'n wir dran wie er drauf lachte.
Ich hoffe ihr seid nicht ergrimmt
wenn die Geschichte nicht ganz stimmt.
Doch sicher seht auch ihr es ein.
So könnte es gewesen sein.
Lassen wir das Kappa nun
bei Coullery im Buche ruh'n.
Es hat 'ne Pause sich verdient.
Auch wenn der Frosch darüber grient,
den wir im nächsten Bilde sehen.
Er lächelt, denn er kann verstehen.
Die Nuss hat weise ihn gemacht.
41. Er sitzt auf ihr, was wohldurchdacht,
und denkt es wär' ein Krötenrücken.
Er lässt sich von der Nuss entzücken.
42. Die Kröt' indes sitzt nebenan
und sehnt sich so nach einem Mann.
Sie blickt hinüber zu der Nuss.
Doch dort ist lange noch nicht Schluss.
So hockt sie da, geschnitzt von Kasen,
hingeduckt im feuchten Rasen,
und denkt bei sich im Überdruss:
"Schad' um den schönen Koitus".
Der Frosch hingegen auf der Schale,
tut es grad zum siebten Male,
und denkt bei sich, nusskernbegabt:
"Solch Kröt' hab' ich noch nie gehabt".
Soweit die Fröschlein-Walnuss-Saga.
Geschnitzt hat sie uns Sukenaga.
43. Als nächstes, von Chokyusai,
die unterwürfig feigen Drei.*17
Geschnitzt vollplastisch, katabori.
Dazu die San-Sukumi-Story,
findet sich bei Coullery,
Blatt drei-eins-null und vis a vis.
Ebenfalls auf dieser Seite
abgebildet noch das zweite
44. San-Sukumi-Frosch-Motiv.
Die Schnecke darauf exzessiv,
scheint den Frosch zu schikanieren;
oder will sie animieren
den Quax erneut zu einem Rennen,
wie in der Fabel, die wir kennen,
die nach Aesop die Chinesen
in China dort chinesisch lesen.
Für den, der Aesop niemals las,
oder ihn derweil vergas,
flecht' ich zum Erklärungszwecke,
die Fabel ein, von Frosch und Schnecke.
Frosch und Schnecke
Frosch Hops ging eine Wette ein
mit der Weinbergschnecke,
wer als erster würde sein
in der Stadt gleich um die Ecke.
"Auf die Plätze, fertig, los."
Der Frosch, er war ein Gernegroß.
Da er sehr gut hüpfen konnt'
lag vom Start weg er in Front.
Hat mit der Schnecke, nach Belieben,
seinen Schabernack getrieben.
"Kriech' doch nicht. Hüpf' so wie ich",
verulkte er sie lästerlich.
"Wenn du weiter so willst schleichen
wirst die Stadt du nie erreichen".
Drauf die Schnecke recht besonnen:
"Du hast längst noch nicht gewonnen".
Doch der Frosch der höhnte nur:
"Du klebst noch fest in deiner Spur.
Nimm ein Beispiel dir an mir".
Und dann zeigte er es ihr.
Drei Sätze, Hopp, Hopp, Flop,
um die Ecke Froschgalopp.
Als er vor der Mauer stand
das Stadttor er verriegelt fand.
Muss't warten dort die ganze Nacht.
Erst morgens wurde aufgemacht.
Inzwischen, stetig schlich und kroch,
die Weinbergschnecke immer noch.
Am Morgen, es war fünf Uhr-zehn,
konnt' man sie vor'm Stadttor seh'n.
Und für die Schnecke, ganz gewiss,
war das Tor kein Hindernis.
Sie überwand die steile Glätte
und gewann schließlich die Wette.
Der Frosch, viel später, voller Scham,
ihr zu gratulieren kam.
Er wusste: Seine große Klappe
hatte Schuld an seiner Schlappe.
Nach der Fabel, Wort für Wort,
setzt sich die Baur- Sammlung fort.
Bei Coullery gibt's viel zu seh'n.
Auf Seite dreihundertundzehn
ist mancher Frosch noch dargestellt
der Coullery und uns gefällt.
Auf Seite drei null sechs und sieben
sind weitere genau beschrieben.
Auch drei null acht und drei null neun,
gibt Anlass für uns, uns zu freu'n.
Frösche etwa dreißig Stück.
Welch ein Glück!
Ich bring' sie hier in loser Reihe.
45. Als erstes bring' ich euch gleich drei'e.
Auf einem frischen Lotos-Bett
macht es sich das Trio nett.
Wenn wir das Nets'ke nun studieren
seh'n wir was sie ausprobieren.
Partnertausch ist angesagt.
Als Gürtelschmuck reichlich gewagt
mag das Netsuke uns erscheinen.
Japaner würden dies verneinen.
Sie seh'n es nicht, wie wir, so stur.
Der Frosch ist frei ja von Natur.
Diese Freiheit zu genießen
lässt der Frosch sich nicht vermiesen.
46. Ein Hirschhorn-Nets'ke, unsigniert,
zeigt uns das ganz ungeniert.
Auf einem Lotosblatt, konvex,
üben Frösche Wechsel-Sex.
In der Mitte rückt das Weib
rundherum zum Zeitvertreib.
Enza-Bobo nennt sich das,
und es macht den Fröschen Spaß.
Einmal hin, einmal her,
rundherum, das ist nicht schwer.
Reihum sie jeder dreimal herzte!
Als ihr die Leisten-Gegend schmerzte
sprach sie: "Jung's, es war sehr schön",
doch muss nach Hause ich jetzt geh'n,
denn mein Frosch daheim der Toni
will schließlich auch mal an die Yoni.
Was man dem Nets'ke abgeschaut,
wurd' in Japan bald vertraut.
Speziell wo Fröscheüberschuss
kam jeder so 'mal zum Genuss.
Verkehrteilt wurde brüderlich
denn Streit um Kröten ziemt sich nicht.
Auch heut' noch, wenn die Kröten knapp,
lässt man sich dazu herab,
Enza-Bobo zu verkehren.
Nicht etwa um den Frosch zu ehren,
der, was die Nets'ken uns bekunden,
die Methode hat erfunden.
Den Hintergrund, den wahren,
hab' in Tokyo ich erfahren.
"Manch Kröte kostet dort viel Geld;
und weil's oft schlecht damit bestellt
bei Kaeru-Exemplaren,
lässt sich allerhand so sparen.
Denn bezahlt wird dort pro Stunde,
einzeln wie auch für die Runde"
Freilich, manchmal ging 'was schief.
Wenn einer gar beim Schlafen schlief,
dann konnte es schon 'mal gescheh'n
was wir im nächsten Nets'ke seh'n.
47. Frau Yoschi-Froschi-Warzenrein
stellt sich mit den Söhnen ein.
Sie bracht' auch ihre Tochter mit,
die kleine Quaks-Igitt-Igitt.
Die war sehr hübsch und auch sehr smart,
wie sich's gehört für ihre Art.
Sie war Papas ganzer Stolz.
Geschnitzt wie er aus Nets'ke-holz
Auch Profil, Figur und Form
entsprach der elterlichen Norm.
Nur eines das, welch ein Skandal,
war nicht nach Norm, war nicht normal.
Der Vater schob die rote Haut,
weil er's nicht war, auf seine Braut.
Doch wenn man fragte die , warum
das Kind war farblich anders 'rum,
und wissen wollt' wie dies gekommen.
Sprach sie: "Ach die ist angenommen".
48. Ihr Mann ergänzte dann geschwind:
"Ja, ja, sie ist ein Findelkind.
Die hat sich zu uns einst verirrt.
Ich hab die Kleine adoptiert".
Als er so spricht ganz pflichtbewusst
schwellt stolz er seine Heldenbrust
und fügt hinzu was so pikant.
"Ihr Vater der ist unbekannt.
Er gilt seit Jahren als verschollen.
Weil er nicht zahlen hatte wollen,
er sich von der Familie trennte.
So sparte er die Alimente".
Weg von Froschens Missgeschick,
wandert unser Sammler-Blick
49. hin zu jenen Sumo-Ringern,
die mit derben , kräft'gen Fingern,
wie man gut erkennen kann,
ihre Griffe setzen an.
Um was geht es bei dem Kampf?
Um 'ne Mücke die im Krampf
vor Lachen vor den beiden liegt,
wissend, dass sie keiner kriegt.
Doch das ficht die Ringer nicht
an, Mücken aus Amphibien-Sicht
sind, dieweil man sie begehrt,
eine Kampf um sie schon wert.
Doch die Mucke war nicht dumm.
als der Sieger feststand, "summ",
ist sie ihm davongeflogen,
hat um den Lorbeer ihn betrogen.
Der Frosch zog seine Lehre draus,
ging ohne seinen Preis nach Haus'.
Nie wieder hat im Leben
er gekämpft wie eben.
Das nächste Schnitzwerk folgt im Nu.
Geschnitzt hat es uns Shuraku.
Auf einem Kaga-Mibuta
festgehalten was geschah.
Ein Frosch erklärt aus gutem Grund
Jittoku, dass Rauchen ungesund.
Dieser hat ihm 'was gehustet,
50. den Rauch ihm ins Gesicht gepustet
und die Bedenken, die gehegt,
nebst dem Mahner weggefegt.
Nach dem Disput ums Nikotin
schau'n wir nun zum Brunnen hin.
51. Dort auf dem alten Wassereimer
hockt ein Frosch. Der nasse Schleimer
sitzt obenauf und triumphiert,
weil der Trog ist ramponiert.
Unbrauchbar das Schöpfgerät,
das ihn täglich, oft bis spät
im Brunnen drunten hat erschreckt,
oft ist er mit ihm angeeckt.
Der Trog ist alt und morsch und leck,
erfüllt nicht mehr den Lebenszweck.
Dem Frosch, was jeder sehen kann
ist untertan nun der Tyrann.
"Jetzt ist die Sache umgekehrt.
Jetzt ist das Leben lebenswert".
So quakt das Fröschlein stolz und dumm
zum Brunnentrog, doch der bleibt stumm.
Ein andrer Frosch liegt in der Sonne
52. auf einem Lotosblatt mit Wonne.*18
Schaut den beiden Kröten zu,
auf dem Stroh-Sandalen-Schuh,
die sich dort gefunden haben
um 'ne Sache auszutragen,
die ihnen ins Gesicht geschrieben.
53. Was das Krötenpaar getrieben,
sah sich auch von nebenan
54. ein zweites Fröschlein noch mit an.
Spannend war, was dort geschehen.
Manches hat er da gesehen,
was zu sehen sehenswert.
Amplexus Norm und umgekehrt.
Leistenklammergriff lumbal.
Wer die Wahl hat, hat die Qual.
Manches, ihm noch unbekannt,
fand er durchaus interessant.
Alles was die zwei probiert.
hat im Geiste er notiert,
um es einer Kröt' zu petzen
und mit ihr es umzusetzen.
55.
den Masanao festgehalten,
hat sich das Fröschlein abgeschaut.
Dann schlich er los zwecks einer Braut.
56. Katzengleich, auf leisen Sohlen
hielt er Ausschau nun verstohlen
nach einer grünen Partnerin
der wie ihm stand auch der Sinn.
57. Als er ausruht auf 'nem Ast
sieht er sie, die zu ihm passt.
Voll der Sehnsucht, Lust und Gier
glotzt hinüber er zu ihr.
Die Aussicht auf ein bisschen Minne
verwirrte längst ihm alle Sinne.
Doch diese, wenn 'ne Kröte winkt,
zählen nicht. Nur noch Instinkt
ist in solchem Fall gefragt.
Das hat mir ein Frosch gesagt.
Sprungbereit und frosch-eiskalt
ist er bereit selbst zur Gewalt.
Sollte sie sich ihm nicht fügen
zu dem fröschlichen Vergnügen,
würde er nicht lange zagen,
nehmen sie, ohne zu fragen.
Sein Blick ist lüstern, seine Lenden
beben bereit zum Vollenden.
Dick Steward
Das hat auch die Kröt' erkannt.
Bevor der Frosch sich ihr bemannt
flüchtet sie auf Sennins Rücken,
ließ sich nicht vom Quaks beglücken.
Von dort, mit Abstand nun betrachtet,
fällt ihr ein, was nicht beachtet.
58. So finden wir bei Steward Dick
sie, traurig übers Missgeschick.
Nun findet sie es plötzlich mies,
dass sie sich nicht erwischen ließ.
Besser hat's beim Autor Dick
59. die Riesenkröte. Im Genick
trägt einen, welcher ohne Maulen
ihr die Warzen dort muss kraulen.
Der Krauler ist noch jung an Jahren
und im Kraulen unerfahren,
doch, so denkt bei sich die Kröte
ohne Frömmelei:
"Heute nach der Abendröte
bring' ich es ihm bei."
Davey
Bei Neil Davey schließlich fand
ich 'nen Sennin welcher stand
mit einem Bein, welch Missgeschick,
60. seiner Kröte im Genick.
Oder war es kein Versehen?
Sollt' es etwa darum gehen,
dass die Krott der heil'ge Mann
sah als Glide-und Skateboard an
für eine nette Rutschpartie,
zum ersten mal in Bigamie.
Wir wissen nicht was Tsuji dachte
als er dieses Schnitzwerk machte.
Schau'n näher wir das Nets'ke an.
Die Kröte war ihm untertan
dem Gama Sennin, Ko Sensei.
Uns freilich ist das einerlei.
Und dass zwei Kröten hatt’ der Mann
geht uns im Grunde auch nichts an.
Er war schließlich ein Eremit.
Da lebt es sich ganz gut zu dritt.
Und wie er auskam mit den beiden,
welche er mocht’ lieber leiden,
wie er verbrachte seine Zeit,
und ob es kam zu Zärtlichkeit
zu Hause unter seinem Dache,
das ist und bleibt Familiensache.
Doch denk’ ich bei mir insgeheim,
Ein Kröter schaut betreten drein..
Die Bigamie, sprich Doppelehe
gereicht zum Wohle, nicht zum Wehe
dem Sennin auf der nächsten Skizze.
61. Zwei Kröten hat er im Besitze.
Er hält sie fest in seinen Händen.
"Was die beiden so empfänden",
hab ich die Kröten leis' gefragt.
Die eine hat darauf gesagt:
"Der Meister, der ist sehr vital,
der kann des nachts bestimmt zehn mal.
Da ist man froh, wenn man zu Hause,
sich gönnen darf die kleine Pause,
während die andre ausgeruht,
indes für ihn was er will tut".
"Führt das nicht zu Eifersucht;"
wollt' ich weiter wissen,
"wenn ein Mann euch so verrucht,
benutzt und tauscht beflissen?"
"Achwo", hat da die Kröt' gelacht:
"Wenn er's das zehnte mal gemacht,
dann schläft er, weil erlischt sein Trieb.
Dann haben wir einander lieb.
Da ist für Eifersucht kein Platz,
denn ausgeruht ist unser Schatz,
nach kurzer Ruh' wieder bereit
zum Spiel mit der Glückseeligkeit".
Hidemasa hat geschnitzt
vor achtzehnhundert, ganz verschmitzt,
den Sennin mit den beiden Lurchen.
Er würde wohl die Stirne furchen
oder umdreh'n sich im Grabe,
müsst' er lesen was ich habe
dargelegt in diesem Buch,
bedenken mich mit seinem Fluch.
62. Auf einer Fungusunterseite
hat einst Garaku der Zweite
ein Fröschlein uns sehr raffiniert
dargestellt, das ungeniert
zeigt auf den Funguspilzestiel,
der ziemlich groß und sehr stabil.
Der eingeweihte Sammler nun
weiß mit was er's hier zu tun
hat. Der Pilzstängel so dick und prall
stellt dar, na was wohl? Klarer Phall.*19
Als Netsuke am Mann getragen
sollte es den Damen sagen,
dass stets bereit und überall
man war, für was wohl? Klarer Fall.
63. Der nächste Frosch aus Elfenbein
sitzt auf einem Blatt allein
und quakt aus Sehnsucht vor sich hin.
Ihm fehlt zum Glück die Partnerin.
Und ohne die selbst einfallsreiche
Frösche können nicht am Teiche.
64. In der Kyoto-Schule entstand
der nächste Sennin den ich fand.
Geschnitten hat ihn Yoshinaga
nach der Gama-Sennin-Saga.
Der Meister, stattlich von Statur,
hält in der Hand die Kreatur,
die einst seinem Asketenleben
erst den Inhalt hat gegeben.
Die Ütsche, die so zauberhaft,.
verlieh dem Sennin Zauberkraft
und wie man weiß Unsterblichkeit.
Als Dank für diese Fähigkeit,
zu beherrschen all die Kunst,
erweist der Sennin ihr die Gunst.
Er spricht zur Kröt' in Herzlichkeit,
dass er zu sterben wär' bereit,
für sie, wenn es vonnöten.
Sprach's, ohne zu erröten.
Was er gedacht hat sich dabei?
Die Gedanken sie sind frei!
In Neil Davey's Katalog
sich der nächste Frosch mir bot.
65. Auf ein Lotosblatt geduckt,
auf Seite sechzig abgedruckt.
Dazu von Neil der Kommentar:
"Der Frosch ist alt, zweihundert Jahr'.
Er wurde in Kyoto kreiert
und von Yoshitomo einst signiert".
Der Frosch auf Lotos offenbar,
Symbol für Auferstehung war.
Was aus dem Höpper später wurd',
nach seinem Tod und Neugeburt;
ob er zum Mensch konnt' reinkarnieren
konnte ich nicht recherchieren.
66. Albinogleich, als Lurch zu hell
erscheint das nächste Frosch-Modell.
Geschnitzt von Ranko, ei der Daus
sieht er mehr nach Eisbär aus.
Doch solch ein Bär bekanntlich hat
kaum Platz auf einem Lotosblatt.
Demnach kann es, wie ich mein'
wohl doch nur noch ein Schneefrosch sein.
67. Im nächsten Bild hab' ich vereint
zwei Sennins und zwar gut gemeint.
Der linke stammt von Meinertzhagen.
Er muss seinen Kröter tragen.
Den anderen, mit dem Zauberstab,
bei Davey ich gefunden hab',
und zwar auf Seite hundertdrei.
Im Bilde zeigen sich die zwei,
wie sie draußen, was zu seh'n,
mit ihren Tieren Gassi geh'n.
Und wie bei Hunden es der Brauch,
treiben es die Lurche auch.
Dies verdeutlicht unser Bild.
Das Weibchen zerrt und reißt wie wild,
obgleich gewachsen sie nicht groß,
reißt sie sich von dem Herrchen los.
Der grinst verstohlen; er ermisst,
dass seine Kröte läufig ist.
Doch dem anderen grünen Hund,
geht die Düse, killt der Spund,
denn seit der Sennin ihn kastriert,
ist was er bräuchte arg lädiert.
Drum hat er, nach rasanter Flucht,
bei seinem Herrchen Schutz gesucht.
Der lacht darüber, kennt den Grund
warum so feige ist sein Hund.
Er denkt bei sich, "ein feiger Kröter,
ist besser als ein räud'ger Köter".
So die Moral von dieser Story:
"Alles Nonsens, I am sorry".
68. Der nächste Grüne frisst sich satt
an einem saft'gen Kürbisblatt.
Daraufhin, ganz seine Masche,
trinkt er aus der Kürbisflasche
die er gerade brach vom Strunk,
einen kühlen Trunk.
Denn Kürbissaft, das weiß der Schurke,
wirkt schneller noch als grüne Gurke.
Schafft Zauberkraft; die Konsequenz
ist Steigerung der Froschpotenz.
So ruf' dem Frosch ich zu, als Toast:
"Na denn Mahlzeit und auch prost".
Dass manche Kröte sexuell
abweicht von der Norm,
kann durchaus sein recht originell
weil's nicht so uniform.
Doch wenn sie allzu burschikos
wird im Sinnenrausch,
und in der Sache zügellos,
69. lohnt nicht der Rollentausch.
Das hat auch Ko-Sensei erkannt,
der sie erst animiert.
"Nie wieder bin ich so galant",
denkt er arg ramponiert.
So die Moral, in dieser Sache:
Wenn einer nicht gerad' vom Fache
denkt, dass er ein Fachmann wär',
so irrt sich der.
70. Als nächstes in Neil Daveys Buch,
ein junger Frosch bei dem Versuch
eine Kröte zu beglücken.
Er kletterte auf deren Rücken.
Doch weil das Fröschlein jung an Jahren,
mit Kröten war noch unerfahren,
kam als Jüngling er nicht klar
mit dem erwachs'nen Exemplar.
Schnell macht er kehrt, der Kröt zum Leid,
und sucht' sich was, das nicht so breit.
Das Fröschlein suchte ziemlich lange
etwas das nicht ganz so breit.
71. Dabei geriet es an die Schlange,
die war sofort bereit..
Sie hatte ihn zum Fressen gern.
Alles andre lag ihr fern.
Sie wickelte den Grünen ein.
Er sollte ganz der Ihre sein.
Dem Frosch steht's ins Gesicht geschrieben:
"Wär' lieber Jüngling ich geblieben".
Zwar hat uns Brehm den Satz beschert
"Die Nattern sind recht liebenswert,
denn es sind wirklich zahme Schlangen".
Von einem Frosche zu verlangen,
dass er die Schlangen möchte lieben,
das wär' freilich übertrieben.
Der hat zu jener eine schiefe
und stark verzerrte Perspektive.
Er zappelt ängstlich, quakt und zuckt.
Da hat die Schlange ihn verschluckt.
So die Moral, von dem Gedicht:
Trau' in der Lieb' der Schlange nicht.
Als nächstes taucht im Dauerlauf
bei Davey eine Kröte auf.
72. Auf ihr reitend, hopp, hopp, hopp,
ihre Kinder. Der Galopp
stellt für die Kleinen offenbar
ein größeres Vergnügen dar
als zu hüpfen hinterher
ihrer Mama. Das fällt schwer.
Bereits im 18. Jahrhundert
stellte Masanao dar,
was heut' von uns wird viel bewundert
als Netsuke-Inventar.
73. Die San-Sukumi-Schnitzerei
mit Frosch, Reptil und Schnecke drei
Tiere zum Symbol vereint
drückt aus was Joly schon gemeint.
Der hat, was uns ja wohlbekannt,
die drei "the cringing ones" genannt,
die hinterhältig kriechend ringen
sich gegenseitig umzubringen.
Der Frosch, das weiß man, ist besessen
auf Schnecken, diese aufzufressen.
Die Schlange, voller Hinterhalt,
zerquetscht den Frosch mit Urgewalt
und frisst ihn auf. Doch schon beim Kauen,
quillt aus der Leiche Schneckenschleim,
welcher der Schlange beim Verdauen,
weil giftig er, den Tod bringt ein.
Das San-Sukumi als Symbol
versteht in Japan jeder wohl.
Als Netsuke es getragen,
sollt’ als Denkanstoß es sagen,
dass Falschheit, Feigheit, Kriecherei
im Leben stets zu meiden sei.
Wer es zu Ansehen will bringen
muss diese drei in sich bezwingen.
Wer das geschafft hat, Zoll für Zoll
ist durch und durch charaktervoll.
Nebenbei und apropos,
das ist nicht nur in Japan so.
Am Flussufer, wo's nass und steil
sitzt genau das Gegenteil..
74. Ein Kappa lauert dort seit langem
sich was Frisches einzufangen.
Hinterhältig, falsch und feige,
hockt er an der Uferneige.
Sich ein Mägdelein zu krallen
würd' ihm wieder 'mal gefallen.
Doch es regnet wie wir sehen.
Kein Wetter zum Spazieren gehen.
Kein Mädchen kommt bei ihm vorbei.
Dann jedoch ein Jubelschrei.
Eine Gurke kam geschwommen.
Weil er sonst konnt' nichts bekommen,
hat das wilde Kappa dreist
die Kyuri -Frucht verspeist.
Obwohl die Gurke mundgerecht,
war sie von innen her schon schlecht.
75. Den Magen hat er sich verdorben.
Beinah' wär' er dran gestorben.
Doch Gott sei Dank, zur rechten Zeit
hat er davon sich noch befreit.
Er hat das ganze ausgespuckt,
sich ins Schilf zurück verdruckt
und wurd', ihr werdet es verstehen
an jenem Tag nicht mehr gesehen.
Blättern weiter wir bei Neil
wird als nächstes uns zuteil,
im Netsuke-Bild-Journale
76. eine Kröt auf 'ner Sandale.*20
Was sie dort macht, das freche Tier,
wissen wir.
Sie stellt symbolisch etwas dar
was jeder Frau verständlich war.
In Japan selten einer schrieb
dem Schatze "Du ich hab' dich lieb".
Man schickte statt dem Briefpapier
eine Strohsandale ihr.
Das bedeutet: "I love you".
77. Setzt eine Kröte man dazu
steigert das die Ausdrucksform
ganz enorm.
Damit der Kavalier wollt sagen:
"Ich werde dich auf Händen tragen,
also bitte sei so nett.
las mich zu dir in dein Bett."
Nachdem vorbei das "Oh" und "Ach"
unten dort im Schlafgemach,
wenden wir in aller Ruh'
uns dem nächsten Nets'ke zu.
78. Auf einem Dachreiter ruht aus
ein Frosch, ganz oben auf dem Haus.
Schaut interessiert sich alles an,
was er unten sehen kann.
Was er dort so alles sieht
und was im Hause noch geschieht,
während oben er verweilt,
hat er uns nicht mitgeteilt.
Ein Frosch, der derart dargestellt,
79. auf einem Dachziegel, gefällt,
und kommt als Nets'ke immer an,
denn in Japan jedermann,
der ein Haus sein eigen nennt,
als Symbol den Dachfrosch kennt.
Der sitzt des guten Klimas wegen
dort und sorgt für Kindersegen,
bringt Glück, Liebe und Geld ins Haus
und treibt auch noch die Sorgen aus.
Der Frosch, der seine Rolle liebt,
weil er 'ne ruhige Kugel schiebt,
sitzt obenauf und wirkt recht stolz,
geschnitzt auf dem Netsuke-Holz.
Wird er am Obi so getragen,
soll der Frosch wohl jedem sagen,
durch die Blume ganz verschmitzt,
dass man ein Eigenheim besitzt.
Dies macht den Frosch erst liebenswert
und bei den Damen sehr begehrt.
Mit den nächsten beiden Bildern
will Davey jenen Kreislauf schildern,
der galt und gilt noch heut' auf Erden:
80. "Fressen und gefressen werden".
Die Schneckenmahlzeit opulent
schmeckt dem Frosch ganz exzellent.
Doch diesen, so will es der Brauch,
frisst die Schlang' samt vollem Bauch.
81. Die San-Sukumi-Schnitzzierart
verdeutlicht uns die Redensart.
"Fressen und gefressen werden,
ist aller Tiere Los auf Erden".
In diesem Fall das Odium
der Schnecke bringt die Schlange um,
so dass am End' nichts übrig bleibt
und keiner der sich's einverleibt.
Doch aus dem Nichts, gezeugt von Sporen
wuchs ein Pilz durch Gottes Yang.
Und auf dem, schöpfererkoren,
82. ein Frosch im Schaffensdrang.
Gab sich mangels einem Yin,
ganz dem Fungus-Pilze hin.
So bracht' ein Frosch nach Untergang
der Welt, erneut diese in Gang.
In jener lauen Sommernacht,
die auf dem Pilze er verbracht,
gelang dem Frosche, so die Sage,
die Lösung zu der Nachwuchsfrage.
Der Frosch, so denk' ich unbenommen,
hat das prima hinbekommen.
Dass Frosch und Pilz unsterblich sind,
weiß in Japan jedes Kind.
Doch was man auch noch wissen muss,
ist die Sache mit der Nuss.
Diese zu knacken ist nicht leicht;
doch wer es schafft, schließlich erreicht
zu erlangen jene Kraft
durch die ein Frosch wird heldenhaft.
83. Shoko's Frosch dringt vor zum Kern,
denn er wär' ein Held so gern.
Was aus ihm wurd' ist unbekannt,
das hat uns Davey nicht genannt.
Doch wär' es möglich immerhin,
dass fortan er mit dem Sennin,
84. den man im nächsten Bilde sieht,
gemeinsam durch die Lande zieht.
Vielleicht dient er dem heil'gen Mann,
mit dem er bildet ein Gespann,
nussgestärkt durch Zauberei,
heldenhaft als Samurai.
Möglich wär's, und ehrenwert
sicher obendrein
wenn ein Frosch mit Dolch und Schwert
steht für den Asketen ein.
Doch so lang' wir ihn nicht sehen,
wie er eingreift ins Geschehen
säbelrasselnd, kampfvertraut,
fechtend, tobend um sich haut,
und seinem Herrn im Waffenstreite,
kämpfend, schützend steht zur Seite,
so lang' klingt alles irgendwie,
reichlich doch nach Phantasie.
Lassen wir die Frage offen
was den Samurai betroffen.
Wenden wir in aller Ruh'
uns dem nächsten Sennin zu.
Geschnitzt aus Holz, und dann lackiert
ist das Nets'ke unsigniert.
Doch Schnitzart, Form, der ganze Stil
hat von Toyomasa viel.
Ihm rechnen wir das Schnitzwerk zu.
85. Zwei Kröten schnitzte der Filou
dem Eremiten in das Holz,
die dieser präsentiert uns stolz.
Was der Netsukeshi dachte
als er dieses Nets'ke machte?
Wir wissen's nicht, wir ahnen's nur
und denken uns: "Zecks der L'amour
gab er dem Krott die Kröte bei
für eine kleine Liebelei.
Vermutlich ist er Christ gewesen,
der Schnitzer, und hat einst gelesen,
was als uraltes Dekret
in den Bibelrollen steht:
"Der Krott lebt nicht vom Quak allein,
es kann auch mal 'ne Kröte sein".
Der Sennin, so war es gedacht,
hat offenbar darob gewacht,
dass beim Schmusen, Laichen, Lieben,
die Lurche niemals übertrieben.
So lebten glücklich alle drei
in der Netsuke-Schnitzerei.
Zwei andre, die es nicht so gut
hatten, offenbar verließ der Mut.
86. Der eine steckt im Bambusrohr
und kommt daraus nicht mehr hervor.
87. Der andre in 'nem hohlen Ast,
durch den sein Hinterteil nicht passt.
Geschnitzt im Ukibori-Stil,
wirkt der Frosch sehr unmobil.
Im Bambusrohre eingeklemmt,
wirkt er schüchtern, ja gehemmt.
Die Signatur sorgt für Furore.
"Goho M., Ko do sei Kore".
Ob sich der grüne, kühle, dralle
befreien konnte aus der Falle,
und was mit ihm später passiert
hat Davey wohl nicht recherchiert.
Der andre Quaks, im Baumstumpf der,
hat's wie sein Kumpel ähnlich schwer.
Goho hat jenen Dummerjan
signiert mit seinem Kakihan.
Dem Frosche, der im Holz saß fest,
gab solcherlei Tortour den Rest.
Er hockt noch heut', wie illustriert
im Nets'ke fest, hat resigniert.
Ein anderer Frosch, mehr motiviert
88. ist am Gekritzel interessiert,
welches vor sich er bewundert.
Aus dem 18. Jahrhundert
stammt die alte Signatur,
von einem Meister der Gravur,
der damals weithin war bekannt,
"Seiyodo Bunshojo" wurd' genannt.
"Der hat in seinem Künstlerleben
mir Figur und Form gegeben",
denkt der Frosch, zu Dank verpflichtet,
dass er so schön mich zugerichtet.
Der grüne Seefrosch hatte Glück.
89. Die Rettung war ein Treibholzstück,
das er, als die Not war groß,
im Flusse fand als Rettungsfloß.
Mit letzter Kraft, kurz vor'm Versinken,
fand er Halt, musst' nicht ertrinken.
So sehen wir am Nets'ke nun,
ihn vor Erschöpfung erst 'mal ruh'n.
Jetzt ist er froh, er quakt es offen:
"Beinah' wär' ich abgesoffen".
Als nächste sind zwei Kröten dran
die man bei Davey finden kann.
90. Die eine groß und warzig fett,
findet keiner sehr adrett.
91. Und die andre von den beiden
mag wohl auch nur jener leiden,
dem als Sammler sie gehört.
Ihn die Hässlichkeit nicht stört.
Im Gegenteil, die zwei von allen,
ihm besonders gut gefallen.
Womit bewiesen und beschieden,
dass Geschmäcker sind verschieden.
92. Die nächste Kröt', mit Phantasie,
schnitzte Shunko Harukimi.
Sie muss 'was ganz besond'res sein:
Vermutlich liegt ein Krötenstein
in ihrem Kopfbuckel verborgen,
den es gilt sich zu besorgen.
Denn Bufonites wie man sagt,
war in Japan auch gefragt.
Im Mittelalter, bei uns schon,
gehörte es zum guten Ton,
nach dem Zauberstein zu trachten,
Kröten deshalb abzuschlachten.
Denn der Stein, was zweifelsfrei
war gut für jede Hexerei.
So manche Hexe hat seziert
die Krott, die vorher massakriert.
Nur selten wurd' der Stein gefunden.
Umsonst das Tier zu Tod geschunden.
In Japan, wo die Hexen rar,
es damals sicher anders war.
Vielleicht war es der Ko-Sensei,
welcher zwecks der Zauberei
betäubt mittels Akupunktur,
raubte den Stein der Kreatur.
Wir wissen's nicht, wir ahnen's bloß.
Doch ist es fürwahr sehr dubios,
Dass ein greiser, alter Mann
mit Kröte, plötzlich zaubern kann.
Als nächstes in der Chronica
folgt ein Kagamibuta.
93. Auf ihm in Gold drei Kaulquappen,
für die der Sammler viel berappen
muss, wenn er ersteigert sie
im Auktionshaus Sotheby.
Die Quappen schuf Funada Ikkin
in tiefst religiösem Sinn.
So hier nun meine Theorie:
„Nach fernöstlicher Philosophie
entstand die Welt an einem Teich
aus einer Hand voll Frösche-Laich.
Der Schöpfer hat den Laich gefunden
als er die Lage wollt' erkunden.
94. So deutet es das Yin-Yang an,
auf dem man Quappen sehen kann.
Zwei Stück in einem runden Kreis,
die eine schwarz, die andre weiß.
Wir sehen, dass die zwei versuchten,
sich gegenseitig zu befruchten“.
Was hat das Nets'ke aber nun
mit dem Yin und Yang zu tun?
So fragen interessiert uns wir..
Meine Antwort dazu hier:
„Mit dem Yin und Yang im Bunde
schwimmt ein dritter in der Runde.
Drängt, das Erbgut zu vermischen,
schöpferisch sich dort dazwischen.
Versucht die beiden dann zu spalten
um die Schöpfung zu gestalten.
Auf dem Nets'ke in dem Kreise,
dargestellt andeutungsweise,
symbolisieren Quappen nackt
anschaulich den Schöpfungsakt.
Dass dieser Akt total gelungen,
seh'n wir an den Quappenjungen.
Was nachfolgt ist der kuriose
Schöpfungstag- Metamorphose.
Was an diesem Tag geschieht?
Ihr wisst ja wie ein Frosch aussieht“!
Nur kurz erwähnt, schnell nebenbei:
Bei Davey gibt's noch mancherlei,
was den Frosch betrifft, zu seh'n.
Zum Beispiel auf dem Lotos den.
95. Er spielt mit eingelegten Samen.
Wahrscheinlich macht er sein Examen
im Zählen, eins zwei drei bis sieben.
So hat er sich die Zeit vertrieben.
Ob er geschafft das Quakitur,
weiß freilich einer nur.
Der Netsukeshi, der brillant
ihn schuf. Doch der ist unbekannt.
Da es inzwischen Mittagszeit,
macht sich Magenknurren breit.
Um den Hunger abzustellen
fing der Kröter sich den schnellen
Regenwurm, um diesen
appetitlich zu genießen.
96. Der Wurm, er kringelt sich und windet
vergebens: Dann verschwindet
er, denn der Kröter ist vom Fache
in der Wurmvertilgungssache.
Dieser stopft mit seiner Pranke
den Wurm hinunter. Mahlzeit. "Danke"
rülpst er darauf dann verdeckt.
"Danke, es hat gut geschmeckt".
97. Ein Sennin, der mit seiner Kröte
am Abend noch, schon ziemlich spöte
des Weges zieht heran,
singt ein Lied; es stammt von Goethe,
das der in Weimar abends spöte
im Bette einst ersann.
Begeistert lauscht die Dreibeinkröte
in seinem Arme dem Geflöte,
ist ganz in seinem Bann.
Dies ist kein Gedicht von Goethe,
denn dazu ist es viel zu blöte,
wie man ermessen kann.
Doch wie spannen wir den Bogen,
von Goethe, der uns so betrogen
auf der Kröten-Odyssee
98. zu Tenjiku Tokubee?
Ganz einfach, indem wir blättern nach
im Sagen- und Mythen-Almanach.
Ich bracht' es mit aus Nagasaki:
Es heißt "Tenjiku Kiki Gagi".
Tenjiku, so steht dort zu lesen,
ist ein Räuber einst gewesen.
Er lebte, so wird es berichtet,
mit Fröschen, die er abgerichtet.
Die ihm gaunereierfahren,
allzeit untertätig waren.
Er lebte so um 16-hundert
von den Geishas viel bewundert.
Hatte mancherlei Affären,
womit es leicht fällt zu erklären,
dass er weithin war bekannt.
Gar mancher ist mit ihm verwandt,
denn er konnte es nicht lassen
sich mit Frauen zu befassen.
Dieses blieb nicht folgenlos.
Seine Kinderschar war groß.
Doch da er schleunigst sich entfernte
er keines jemals kennen lernte
von den lieben Kleinen.
Doch waren es die Seinen.
Nach der Drang- und Jugendzeit
war zur Umkehr er bereit.
Er wurde Priester, kehrte heim,
gab auf sein räuberisches Sein.
Er schrieb ein Buch, und darin nieder
sein Leben und das Für und Wider,
des Räuber- und des Priesterlebens
sowie des Sinn's des Reichtumsstrebens.
Sein Werk, in dem er schreibt geschliffen
ist heute lange schon vergriffen.
Wer interessiert an Tokubee
sei verwiesen ans Essay,
der lese nach den Rest sich dort.
"Tenjiku-Tokubee"-Stichwort.
In Davey's Garret-Sammlung sitzt
99. ein Kröter der vor Sehnsucht schwitzt.
Es ist vom alten Krott ein Kaul,
das sieht man an dem breiten Maul.
Er wartet auf dem Lotosblatt
auf eine die er gerne hat.
Gerade hat er noch gequakt.
Dann hat die Stimme ihm versagt.
Wie so oft, nun abermals,
hat er einen Frosch im Hals.
Und die Kröte denkt verstört:
"Da habe ich mich wohl verhört",
weil sie das nicht finden kann,
was sie gern hätte, einen Mann.
Ob der Kröter, was ihm schwand,
seine Stimme, wiederfand,
ob die beiden dann verbunden,
doch noch hatten schöne Stunden,
ob 'ne Hochzeit wurde draus?
Davey schweigt sich drüber aus.
In der Garret-Kollektion
folgt die nächste Attraktion.
100. Ein Fröschlein an der Nets'ke-Schnur
zeigt Figur.
Geschnitzt aus Knochen diente es
als Ojime einem Japanes'.
Ein Brauch, der früher üblich war,
wird auch in Japan langsam rar.
101. Die Kröte auf dem Kopf getragen
sollte damals jedem sagen,
dass man reich war und gesund,
vital, sexy, klug und und..
Trüg' heute man sie aufgesetzt,
wär man in Tokyo entsetzt.
Dort gilt für Reichtum, Glück und Wohl
längst ein anderes Symbol.
Toyota, Honda, Kawasaki,
von Wakkanai bis Nagasaki,
haben die Kröten abgelöst.
102. Auf Masken-Nets'kes sie noch döst
gelangweilt in der Glasvitrine
oder im Nets'ke-Magazine.
Bei Davey im Garret-Journale
findet man zwei Originale.
Dort, mit dem Bleistift in der Faust,
habe ich sie abgepaust
euch als kleine Episode
japanischer Netsuke-Mode.
Als nächstes ist bei Davey dann
wieder 'mal ein Sennin dran.
103. Aus der Garret-Sammlung der
wirkte korpulent und schwer.
Der Schelm frönte der Völlerei.
Schokolade, Müslibrei,
Schinken, Honig, Mandelkuchen,
all das musste er versuchen,
und dazu den Sake-Wein,
trank er maßlos obendrein.
Austern mit Sahne, Käse pur,
vermasselten ihm die Figur.
Sein Krötchen wirkt nicht ganz so breit.
Sie meidet jede Süßigkeit,
isst Fliegen von der Magersorte.
Niemals gibt es Buttertorte.
Zur Mücken-Grillen-Magerkost
trinkt Wasser sie und niemals Most.
Obwohl die fetten Weinbergschnecken
ihr zum Dinner würden schmecken,
schlemmt sie nicht, denn das macht krank,
frisst sich an Asseln, Käfern schlank.
Selbst den Regenwurm verschmäht
die Kröte, seit sie auf Diät.
"Schlank bin ich und nicht so dick
wie mein Gönner. Ich hab' Chic",
denkt das Krötchen mit Gestöhn',
"bis auf die Warzen bin ich schön"
Dass die kein Grund zur Sorge sind
beichtet der Sennin ihr geschwind.
Er spricht zu ihr: "Im Gegenteil,
Ich mag dein Warzen-Hinterteil".
So die Moral von diesen Zeilen:
Unterschiedlich sind bisweilen
die Geschmäcker, was bekannt.
Der, den's nicht stört, ist tolerant.
Bei Davey folgt, last but not least,
104. ein Frosch, der aus dem Lotos sprießt.
Der Quaks, der so die Knospe ziert
nebst Fruchtbarkeit symbolisiert
Kraft, Auferstehung, Ewigkeit
und dass zum Sex er stets bereit.
Gesundheit, Glück und langes Leben.
All das, wonach wir Menschen streben,
deutet dieser Frosch verdeckt
an, der in dem Lotos steckt.
Der Frosch im Nets'ke als Symbol
steht für das Leib- und Seelenwohl
in Japan, woraus sich ergibt,
weshalb der Frosch dort so beliebt.
Als nächstes, das darf auch mal sein,
flecht' ich etwas Prosa ein.
Ich fand den Text auf Nets'ke-Suche
in einem wunderschönen Buche.
Daraus, ich weiß ihr seid ganz Ohr,
les' ich euch ein Kapitel vor.
Um Nets'ke geht es nicht darin.
Doch interessant bleibt's weiterhin.
Im Buch "Japanischer Humor"
sind die Frösch' kein "dummes Chorps
wie sie der deutsche Dichter nennt.
In Japan man sie besser kennt:
Das Buch, ich wünschte es wär' mein's,
erschien in Leipzig neunzehn eins.
Von Netto/Wagener geschrieben
ist ein Buch es zum Verlieben.
Den Nets'ke- Sammler wird es freu'n.
"Humor japanisch" Abschnitt neun.
Netto / Wagner humorvoll über Japans Frösche.
( Frösche. - Ihre Sängerfahrten und Konzerte. - Frosch und Dichter. - Der Heilige und seine Kröte. - Schlange und Frösche. - Frosch-Krabben-Krieg. - Toba Sojo, der Erfinder der Karikatur. - Die Frösche zu Hause. - Froschpilger. - Der moderne Frosch.)
Wenn die Frösche in dem bekannten Studentenliede in höchst unzutreffender Weise ein "dummes Chor" genannt werden, so können sie sich in dem Gedanken trösten, dass ihnen doch von anderer Seite hohe Ehren widerfahren sind; so vom alten Homer in der Batrachomyomachia, von Aristophanes in seinem berühmten Stücke, ferner von Georg Rollenhagen in seiner Dichtung "Der Froschmeuseler".
Alles das beweist, dass die Frösche nicht bloß selbst ein interessantes Völkchen sind, sondern auch noch den höherstehenden Menschen zu geistlicher Satire anregen.
Im fernen Osten, wo man überhaupt mehr darauf ausgeht, im heitern Genuss des Gebotenen sich des Daseins zu freuen, statt auf Kosten seines Nächsten zu lachen, treten sie als harmlose Geschöpfe auf. Es geht ihnen gut hier im Reiche der aufgehenden Sonne. Natürliche Sümpfe sind freilich nicht in großer Menge da - und ohne Sumpf kein Vergnügen -, der biedere Bauer aber setzt seine Reisfelder während drei Vierteln des Jahres unter Wasser. Zum Dank dafür geben ihm die Frösche gelegentlich
105. ihrer Sängerfahrten in schönen Sommernächten Monstrenkonzerte von vieltausendstimmiger Besetzung. Der Kapellmeister ist einer aus der Frösche Mitte, ein Riese von Gestalt, so groß, dass man ihn in der Dämmerung für ein Kaninchen halten könnte. Die Tenoristen sind freilich selten, dafür ist die Mitwirkung von Millionen von Zikaden, die auf den Rainen zwischen den Feldern Aufstellung nehmen, gesichert. Wenn der Tanuki gerade gute Laune hat, verschönert er das Fest, indem er mit kräftigen Paukenschlägen auf seinen Bauch trommelt. Die Hotaru, die Leuchtkäfer, sorgen dafür, dass die Sänger nicht etwa aus Mangel an Licht falsche Noten singen. Quakt doch einmal einer daneben, so steckt er den Kopf verschämt unter das Wasser, ehe noch der strafende Blick des Oberfrosches ihn erreicht.
Wenn die Menschen auch nicht immer die Leistungen der Frösche auf dem Gebiete der Musik zu würdigen verstehen, viele versagen ihnen doch ihre Anerkennung nicht, suchen im Froschquartett die Stimmen nachzuahmen und nennen die Frösche "Holländische Nachtigallen".
Ja dem berühmten japanischen Dichter Ono no Tofu ( 10. Jahrh. n. Chr. ), einem Kuge oder Hofadeligen, stockte seine poetische Ader, wenn er nicht vorher durch Froschmusik in Begeisterung versetzt worden war. Stundenlang saß er abends am Ufer des Flusses und lauschte dem Gesang der Frösche.
106. Ein anderer Freund des Froschgeschlechts ist Gama Sennin, einer von den Unsterblichen, welche entfernt von der Welt leben, in die tiefsten Geheimnisse der Natur eingedrungen sind und sich auf allerlei Zauberei verstehen. In seiner Einsamkeit hat er sich eine Kröte zur Gefährtin ausgesucht und trägt sie beständig auf seiner Schulter. Eine gewöhnliche Kröte ist es aber nicht; sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie nur ein Hinterbein hat. Die Künstler nehmen es indessen nicht so genau und geben ihr auch zwei Beine, besonders wenn sie darstellen wollen, wie der struppige Heilige zum Zeitvertreib sich etwas vortanzen lässt.
Wenn auch nicht vor der Mythologie, so sind die Frösche doch glücklicherweise vor den Kauwerkzeugen der Menschen sicher, denn soweit sind die Japaner noch nicht in der Zivilisation, Froschschenkel als Leckerbissen zu betrachten.
Freilich, leicht wird den Fröschen das Leben auch dort nicht gemacht; die Welt ist eben voll Tücken und Gefahren. Da ist der langbeinige, leider auch langschnabelige Reiher, der missmutige Kranich, die schleichende Schlange; sie alle machen den Fröschen den Kampf ums Dasein sauer genug.
Es muss schon im heißesten Sommer sein, wo der Appetit nachlässt, wenn die Schlange sich mit den Fröschen in ein so gemütliches Verhältnis einlässt, dass diese sich sorglos dem Gedanken hingeben, es werde immer so bleiben. Leider bricht die wahre Natur wieder durch, und der Blick der Schlange in
107. Abbildung 199 besagt nichts Gutes für den dickbäuchigen Gesellen, der ihren Leib als Kanapee
108. benützt und dabei lustig jodelt. Er hat es ganz vergessen, dass dieses heuchlerische Geschöpf doch ein tückischer Wurm ist, der unendlich Unheil anrichten und auch den Beherzesten in Schrecken setzen kann.
Mit den Mäusen hingegen sind keine politischen Verwicklungen zu befürchten, aus dem einfachen Grunde, weil es hier deren nur wenige gibt und Ratten sich mehr in der Nähe menschlicher Wohnungen halten. Mit den Fledermäusen stehen sich die Frösche gut, so gut, dass jene nach ihrer Pfeife tanzen, sogar auf dem Seile.
109. Dafür setzt es bisweilen harte Kämpfe mit den unangenehmen Gesellen, den Krabben. Geschützt durch ihre harten Schalen und bewaffnet nicht nur mit ihren Scheren, sondern zum Überfluss noch mit Pfeil und Bogen, überschreiten sie manchmal den Grenzfluss.
Die Bewaffnung des Froschheeres hat leider seit Homers Zeiten keine wesentliche Verbesserung erfahren, aber die Tapferkeit der Krieger vermag den Feind auch mit Lanzen und Keulen, die ihnen die Gräser liefern, zu vertreiben. Und dulce est pro partia ein Bein zu verlieren, namentlich wenn man weiß, dass es eventuell wieder nachwächst. Die Frösche sind keine Angstmeier und gehen selbst dem Mutigsten, dem Hasen , zu Leibe, wenn es sein muss, wie das schon der früher erwähnte Toba Sojo ums Jahr 1100 gezeigt hat, der überhaupt beflissen war, das Froschgeschlecht mit seinem launigen Pinsel zu verherrlichen.
Dieser Toba Sojo, d.h. Erzbischof von Toba, einem Tempel in der Nähe von Kyoto, stammte aus kaiserlichem Geblüte, nahm in seinen späteren Jahren die Tonsur und gelangte infolge seiner vornehmen Geburt zu hohen kirchlichen Würden.
Er war ein vortrefflicher Maler, namentlich buddhistischer Bilder, aber weit populärer und allgemein bekannt geworden ist sein Name durch seine komischen und satirischen Skizzen. Er muss ein sonderbarer Heiliger gewesen sein. In manchen seiner Bilder geht er beträchtlich über Rabelais hinaus; es ist nicht möglich, dieselben wiederzugeben. Von den Priestern seiner Zeit scheint er nicht viel gehalten zu haben. Die auf kirchliche Handlungen bezüglichen Bilder sollen vermutlich Satiren sein auf die geringe Frömmigkeit derselben.
110. Für den modernen Europäer sind wohl diejenigen Skizzen am meisten ansprechend und am leichtesten verständlich, welche Tiere in menschlichen Handlungen darstellen, besonders Frösche, Affen und Hasen.
111. Auf einem der Bilder wird eine Totenfeier dargestellt. Der Frosch selbst ist, wie das ja in der buddhistischen Lehre möglich ist, ein Heiliger geworden, und man hat sein Bild auf den Altar gestellt, in der Haltung des lehrenden Buddha, welcher die eine Hand gen Himmel hebt, die andere herunter hält zum Zeichen, dass seine Lehre die ganze Welt, den Himmel wie die Erde, umfassen soll.(Siehe Abb. 2) Möglicherweise hat das Bild eine satirische Bedeutung; aber es dürfte schwer sein, jetzt, nach acht Jahrhunderten, mit einiger Sicherheit nachzuweisen, was Toba Sojo damit gemeint hat. Auch gelehrte Japaner getrauen sich nicht, eine ganz bestimmte Auslegung zu geben. Vielleicht ist es ein bloßer Scherz, wie es andere seiner Bilder offenbar sind.
112. Kehren wir nun zu Bildern neuerer Zeit zurück! Herrscht Friede im Lande, so erbauen sich die gesetzten Alten an harmlosen Gesprächen beim zeremoniellen Teetrinken, während die Jugend das Tanzbein schwingt- sei es auf ebenem Boden, sei es auf dem gespannten Seile - oder sich im edlen Ringkampf für spätere Kriege stärkt. Auch das Sonnenbaden und das Schwimmen im nahen See gehört zu den beliebtesten Freizeitvergnügen denen man mit der ganzen Familie nachgeht.
Im Umgange sind die Frösche nichts weniger als exklusiv. Allerdings, das kleine Gewürm, die schmackhaften Insekten, ja selbst die saftigen Schnecken können sich mit einem gewissen Recht über schlechte Behandlung beklagen, - aber die Frösche wollen ja auch leben.
113. Die Bewunderung und Verehrung, die die Menschen dem heiligen Berge Fujiyama zollen, teilen die Frösche aus vollem Herzen haben sie doch einen besonderen Grund dazu. Die spielende Natur hat dem Gipfel des unvergleichlichen Berges die Hauptzüge eines Froschantlitzes aufgeprägt, - so glauben wenigstens die Frösche, deren Eitelkeit, gleichwie beim Menschen, ihrer Phantasie besonderen Schwung verleiht.
114. So wallfahrtet denn nicht nur der arme Pilger, sondern auch die Froschmatrone, begleitet von ihrem treuen Fröschlein, zu dem heiligen Berge.
115. Dem Fortschritt der Neuzeit huldigend, ersetzen sie jetzt allmählich die altmodischen Norimono oder Sänften durch die moderne Jinrikksha, aus Lotusmaterial hergestellt. In ihr hält der Wiedergenesene, gemütlich ein Pfeifchen rauchend, seine erste Ausfahrt und denkt mit Busch:
Acht Tage war der Frosch sehr krank;
Jetzt raucht er wieder, Gott sei Dank!"
Nach dem Abstecher zu Netto
hat Davey noch etwas in Petto.
Das habe ich euch mitgebracht
weil es bestimmt euch Freude macht.
Als Nets'ke ist es hoch begehrt;
116. seht selbst! Ein ganzes Froschkonzert.
Noch ein Frosch im Davey-Buch.
Wir sehen diesen beim Versuch,
117. wie er auf der Lotos-Pflanze
wild entschlossen geht aufs Ganze,
ohne dass er sie gefragt,
eine Schnecke sich erjagt.
Kimi Tsuma Lady Lord
hielten fest den Schnecken-Mord.
Als letzter, doch genau so gut,
118. ein Frosch auf einem alten Hut.
Obgleich der Hut ihm viel zu groß,
ist er nicht ganz bedeutungslos.
Der Hut, das lehrt uns Cooper schon,
ist jener Teil der Konfektion,
auf die der Adel ist bedacht.
Autorität, Reichtum und Macht
symbolisiert die Kopfbedeckung.
Freilich bei der Fremd-Entzweckung,
wie der Frosch sie trägt gerissen,
deutet sie 'was andres an.
Der Frosch auf all das hat gesch.....,
war mehr dem Volke zugetan.
Wer ihn einst am Gürtel trug
war kein Frosch, doch er war klug.
Für ihn galt er als A und O,
Der Frosch von E. Suketomo.
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