Samstag, 15. September 2007

Vers- und Bildteil 6

Vers- und Bildteil 6


Noetzel

Als nächstes folgt im Alphabet

das N, welches für Noetzel steht.

In seinem Buch, was wir so lieben,

ist abgebildet und beschrieben

manches Nets'ke, schön geschnitzt

das der Autor selbst besitzt.

Auch drei Sennins sind dabei,

farbig gedruckt auf Tafel drei.

1. Der erste davon auf dem Bauch,

trägt wie die Gama, Warzen auch.

Das stört ihn kaum, wir seh'n ihn lachen.

Warum sollt' er sich Sorgen machen.

Er ist der Kröte zugetan,

und diese stört sich nicht daran.

2. Der zweite Sennin fotogen,

ist im Profile nur zu seh'n.

Er krault dem Krötchen liebevoll

die Warzen. Diese findet's toll.

Glücklich sie leis' dabei quarrt:

"Ich bin ja so in dich vernarrt".

3. Dem letzten Sennin, Nummer drei

bei Noetzel, bleibt es nicht erspart,

dass seine Kröt' in Schwärmerei,

streicht ihm um den Bart.

Die Pogge mit den scharfen Krallen

kämmt den Bart ihm, hat Gefallen

zu kraulen den Asketen.

Beim Barte des Propheten,

der Heilige, haha, huhu,

lacht weil kitz'lig er, dazu.

O'Brien

Vom Barte des Propheten nun

lasst uns 'nen Blick nach Tokyo tun.

Mary L. lädt dazu ein.

Mit Nachnamen heißt sie O'Brien.

So blättern wir nun eine Zeit

in Ihrem Buch "Collectors Guide".

Der erste Frosch ist dort zu seh'n

ziemlich vorn', Abbildung zehn

zeigt ihn uns recht lebensnah.

4. Auf der Laterna Magica

sitzt er um sich aufzuwärmen.

Er lässt von Mücken sich umschwärmen,

denn die, das weiß man in Japan,

zieht der Lichtstrahl magisch an.

So lässt der Frosch sich's gut ergehen

auf der Lampe, wie wir sehen.

Doch in dem Nets'ke steckt als Sinn

und Hintergrund viel mehr noch drin.

Die Lampe als Symbol für Leben

dem Frosch Unsterblichkeit soll geben.

Darüber hinaus leuchtet ihr Licht

als Symbol für Zuversicht.

Auch Weisheit, Wärme, Intellekt,

wird angedeutet so versteckt.

Erleuchtung, Götter-Gegenwart

dieses Nets'ke offenbart.

Weist Ryukei mit Übersinn,

nach Ägypten etwa hin,

wo vor rund zweitausend Jahren,

Öllampen im Umlauf waren,

die geformt in Frosch-Gestalt,

hatten den gleichen Sinngehalt.

"Ich bin die Auferstehung" stand

auf diesen Lampen, die man fand.

Dazu wie hier ein Palmenzweig.

Gibt das Nets'ke einen Fingerzeig

auf die alten Batrachiten

mit den Frosch-Anbetungs-Riten?

Ich weiß es nicht: Das zu erfassen

der Wissenschaft bleibt überlassen.

Was allgemein ist interessant,

beim Stichwort Lampe steht genannt.

Zurück vom Nil und Pyramiden.

Das nächste Fröschlein wird beschieden

uns bei Mary Lou O'Brien.

5. Der Frosch soll Herr No Tofu sein.

Dargestellt am Tümpelsaum,

unter einem Weidenbaum,

mit dem Boshi auf der Stirn,

unter'm Arm den Sonnenschirm.

Auf einem Manju, fein graviert,

wird der Höfling karikiert.

Wir seh'n ihn hier inkognito,

entworfen von Michitomo.

Vom feinen Herrn im Müßiggang,

fällt schwer uns hier der Übergang

zur weniger graziösen

Kröte der seriösen.

6. Sie hockt in ihrem Warzenprunke

gar gruselig vor uns die Unke,

als wollt' sie uns das Fürchten lehren.

Dass die Japaner sie verehren,

liegt dran, dass Nippons Menschen sehen

besser als wir, denn sie verstehen,

zu uns im krassen Gegensatz,

dass die Erde ist ein Platz

für die gesamte Kreatur

und nicht den Herrn der Schöpfung nur.

Zudem weiß man dort schon länger,

dass man einst als Wiedergänger

im Krötenleib das nächste Leben

durchzumachen hat! Drum eben,

weil anders liegen die Interessen,

behandelt man sie angemessen.

Von Frosch und Kröte zu berichten

gibt es mancherlei Geschichten,

die man in Japan sich erzählt.

Ich hab euch hier sechs ausgewählt.


Kröte und Hase

In alter, alter Zeit kroch die Kröte einmal an einem schönen Herbsttag einen Feldweg entlang. Da kam ihr der Hase entgegen: "Wohin geht der Weg, Kröte?" - "Ach, weil es heute so ein schöner Tag ist, mache ich einen Spaziergang, und da wir uns hier so zufällig getroffen haben, lass uns eine kleine Jahresabschiedsfeier veranstalten." Damit holten sie eine Mörser und stampften Reis zu Klebreisteig. Der Hase aber dachte darüber nach, wie er es anstellen möchte, dass er den Kuchen allein verzehren könne, und sagte: "Komm, lass uns den Mörser hier den Berg herunterrollen; wer ihn zuerst erreicht, der darf den Kuchen für sich allein essen." Die Kröte wollte erst widersprechen, da der Hase aber auf keinen Einwand hören wollte, so überlegte sie, wie sie es anfangen könnte, den Kuchen für sich zu bekommen, da sie den Mörser niemals vor dem schnellfüßigen Hasen erreichen würde. Sie tat also, ohne dass der Hase ihre List durchschaute, Wasser in den Mörser, so dass der Teig nicht in der Mörserhöhlung kleben blieb, denn der Hase wusste nicht, dass Wasser den Teig von den Mörserwänden löst. Dann trug der Hase den Mörser auf einen Hügel, ließ ihn von dort herabrollen und eilte selbst so schnell, wie er konnte, dem davonrollenden Mörser nach. So schnell lief er, dass er gar nicht bemerkte, dass sich der Kuchenteig mitten auf dem Wege aus dem Mörser löste, herausfiel und an einem Baumstumpf hängen blieb. Die Kröte, die gemächlich hinuntergekrochen kam, nahm den Kuchen und begann ihn in aller Ruhe zu verzehren. Als der Hase den Mörser erreicht hatte, sah er, dass er leer war. Schnell kehrte er um und traf auf dem halben Wege die Kröte, die sich dort den Kuchen schmecken ließ. Da es nun ausgemacht war, dass der, der zuerst bei dem Kuchen wäre, ihn auch selbst behalten sollte, so sah er ein, dass für ihn nichts zu machen sei. Er verlegte sich also aufs Bitten: "Liebe Kröte, iss du doch nur den oberen Teil und lass mir den unteren Teil." Die Kröte aber antwortete: "Ob es der obere oder der untere Teil ist, die Kröte isst sie beide gern." Damit aß sie den Kuchen ganz allein auf, bis ihr der Bauch fast platzte. Dann sagte sie: "Herr Hase, das war ein prächtiges Mahl, vielen Dank für die Bewirtung und auf Wiedersehen im nächsten Jahr." Damit zog sie sich in ihre Höhle zurück. Der Hase aber, dem beim Zusehen das Wasser im Munde zusammengelaufen war, musste sich hungrig, wie er war, damit begnügen, die Rinde des Baumstupfes, an der noch Reste des Kuchen klebten, zu essen. Seit jener Zeit nagen die Hasen, wenn sie Hunger haben, die Rinde der Bäume ab. (H. Hammitzsch ).

Das Storchennest

Einmal lebte da irgendwo ein alter Mann mit seiner einzigen Tochter zusammen. Als er eines Tages hinaus aufs Feld ging, sah er eine große Schlange, die einen Frosch verfolgte. "Du schlechte Schlange!" sagte er, nahm einen Stock und schleuderte sie mit dessen Spitze fort. Der befreite Frosch aber enthüpfte freudig. Der Alte aber ging, über seine Tat zufrieden, nach Hause. Einige Tage darauf kam ein junger Bursche zum Hause und bat dort, ihn über Nacht zu beherbergen. Da er von gutem Aussehen war, verliebte sich die Tochter des Alten bis zur Narrheit in ihn, und als der Alte sah, dass beide jungen Leute aneinander Gefallen fanden, gab er sie ihm, da er den Burschen gut leiden konnte, zur Frau. Er wusste aber nicht, dass jener kein anderer war als die Schlange, die er damals fortgeschleudert hatte und die nun in einen Menschen verwandelt gekommen war, um ihre Rache an ihm zu nehmen. Nach der Heirat der beiden wurde die Tochter krank, und ihr Zustand wurde von Tag zu Tag schlimmer, so dass der Alte in großer Sorge um ihr Leben war. Eines Tages kam ein Wahrsager, den man in dieser Gegend noch niemals gesehen hatte, des Weges, und der Alte rief ihn in das Haus, um ihn wegen des Zustandes seiner Tochter um Rat zu fragen. Der Wahrsager betrachtete die Kranke und sagte dann: "Der Gatte dieser Frau ist kein gewöhnlicher Mensch. Da sie von einem nichtmenschlichen Wesen ein Kind bekommen soll, muss sie daran sterben." Als ihn der Alte fragte, ob es kein Mittel gegen diesen bösen Zauber gäbe, riet ihm der Wahrsager: "Auf dem großen Katsurabaum hinter deinem Haus hat ein Storch sein Nest gebaut. Gebt ihr die drei Eier aus dem Nest zu essen, dann wird sie gerettet werden können." Nun fühlte sich der Alte schon zu schwach und gebrechlich, um selbst auf den Baum zu steigen, und dachte deshalb: "Das kann mein Schwiegersohn für mich tun." Er bat ihn also darum, die Eier aus dem Nest zu holen. Sofort zeigte sich dieser bereit, den Wunsch des Alten zu erfüllen. Aber als er den Stamm zu erklettern versuchte, wollte und wollte es ihm nicht gelingen. Da nahm er plötzlich seine Schlangengestalt an und konnte sich so mühelos am Stamm emporwinden. Kaum aber hatte die Schlange ihren Kopf in das Nest gesteckt, da kamen die alten Störche geflogen und pickten sie so lange mit ihren spitzen Schnäbeln, bis sie es nicht mehr aushalten konnte und von dem hohen Baum herabfiel. Während sich die vom Fall schwerverletzte Schlange im Todeskampf am Boden wand, kamen von überallher unzählig viele Frösche herbeigehüpft und sprangen, laut "Kutabare (stirb,stirb!)" quakend, um sie herum. Im Todesschmerz sich windend stöhnte da der Schlangenmann: "Wenn ich auch sterben muss, die Tochter hier im Haus wird mir dreitausend Schlangen gebären. Wenn sie geboren sind, werden sie euch Frösche verfolgen und fressen und werden mich so rächen!" Nach diesen Worten hauchte der Schlangenmann sein Leben aus. Der Alte war aber nun aufs neue bekümmert und fragte nochmals den Wahrsager um Rat. Der riet ihm: "Am Fest am dritten Tag des dritten Monats gebt eurer Tochter Reiswein mit daraufgestreuten Pfirsichblütenblätter zu trinken, dann werden tausend der ungeborenen Schlangen ohne Schaden zu stiften abgehen. Am Fest des fünften Tages im fünften Monat gebt ihr Reiswein mit Lilienblättern gemischt zu trinken, und es werden nochmals tausend Schlangen abgehen. Am neunten Tag des neunten Monats gebt ihr Reiswein mit Chrysanthemenblütenblättern, dann wird der Rest der Schlangenbrut vernichtet! Ich selbst bin jener Frosch, dem du damals das Leben gerettet hast, zum Dank rette ich nun mit meinem Ratschlag das Leben deiner Tochter!" Damit zog der Wahrsager seines Weges. Man befolgte seinen Rat, und die Tochter wurde wiederhergestellt.

Seit jener Zeit aber ist es in Japan üblich, an diesen drei Festtagen Reiswein mit Pfirsichblüten, Schwertlilienblättern oder Chrysanthemenblüten als Abwehrzauber gegen böse Einflüsse zu trinken.(H. Hammitzsch).

Der Reiskuchen und die Kröte

Irgendwo gab es einmal eine Schwiegermutter, die ihre Schwiegertochter ganz und gar nicht ausstehen konnte und ihr auch nichts zu essen gönnte. Eines Tages bekam sie von ihrer Nachbarin einen Reiskuchen geschenkt, der mit süßem Bohnenmus bestrichen war. Sie hätte ihn gern gleich gegessen, aber sie musste für einen Augenblick hinaus, um etwas zu erledigen. "Kann ich ihn nicht so lange verstecken?" überlegte sie. Schließlich tat sie ihn in einen Topf. "Höre, Reiskuchen, wenn meine Schwiegertochter dich sieht, dann verwandle dich in eine Kröte!" sagte sie und ging. Die Schwiegertochter hatte alles mit angehört. Sie nahm den Reiskuchen aus dem Topf, aß ihn auf und setzte eine lebendige Kröte hinein. Als die Schwiegermutter zurückkam, nahm sie den Deckel vom Topf. Da hockte vor ihr die Kröte. Leise, damit es die Schwiegertochter nicht merken sollte, sagte die Schwiegermutter: "He, ich bin's, ich bin's doch, die Alte!"

Aber nun war es schon zu spät. (R. Schering).

Teoyo und die Frösche

Teoyo, ein überaus frommer Beter, der in der Nähe von Osaka wohnte, pflanzte sich einen Fichtenhain, in dem er recht ungestört seinen frommen Beschäftigungen sich hingeben wollte. Es störten ihn aber die Frösche durch ihr Quaken, und so betete er, dass sie verstummen möchten. Dies geschah auch, und die Gebete des frommen Teoyo drangen nun ungestört zum Himmel empor. Sobald Teoyo den Fröschen das Quaken gestattete, taten sie es wie zuvor; sobald er es ihnen aber verbot, schwiegen sie still, und dies blieb so bis an sein Lebensende, das im Jahre 1696 nach Christo erfolgte. Danach ward er selig gesprochen und göttlich verehrt. (Brauns Japanische Märchen und Sagen, Seite 317)

Go Toba and the frogs

After his abdication the emperor Go Toba retired to a country house at Amagori. In the gardens there was a pond wherein many frogs used to make a lot of noise. But since the year 1230 the frogs in the pond of this country house are silent. Go Toba had been annoyed by their croaking and had ordered them to stop it. A netsuke with frog seated on a lotus leaf or a kagamibuta representing a frog or frogs in a pond, will be allusions to his imperial anecdote. ( Henry Joly)

Der Frosch im Bauch

Es geschah vor langer Zeit. Ein Pferdetreiber ritt eines Abends im Frühling gemächlich an den Feldern entlang. Da rutschte sein Pferd aus, und sie fielen beide ins nasse Reisfeld. Der Pferdetreiber stand wieder auf, nahm sein Pferd am Zügel - und weil er schrecklich fror, lief er schnell nach Hause. Dort machte er gleich Feuer. Er löste seinen Gürtelknoten auf und wärmte sich den Bauch.

Aber was war das? Als er nicht mehr fror, merkte er, dass etwas in ihn hineingekrochen sein musste, während er im Reisfeld gelegen hatte. In seinem Bauch quakte ein Frosch! "Das ist ja schrecklich!" dachte er und fragte einen Pferdehändler um Rat.

"Wenn du einen Kormoran hinunterschluckst, wird er den Frosch fressen, und du bist ihn los", sagte der Pferdehändler und ging gleich, um den Kormoran zu holen. Den schluckte der Pferdetreiber hinunter. Der Frosch regte sich nicht mehr. Doch nun fing der Komeran an, in seinem Bauch wie wild herumzutoben. Da fragte er wieder den Pferdehändler um Rat. "Wenn es so ist, wie du sagst, muss man einen Rechen nehmen und bei dir hinten hineinstecken und damit den Kormoran herausziehen. Dann wird alles gut sein."

Also nahm er einen Rechen, steckte ihn dem Pferdetreiber hinten hinein, kratzte in seinem Bauch herum und zerrte den Komoran heraus. Doch gleichzeitig kamen auch die Eingeweide des Pferdetreibers mit heraus. In ihrer großen Not mussten sie schließlich einen Arzt zu Hilfe holen. "Wenn du den wattierten Saum von einem Kleid deiner Mutter abtrennst, kochst und dann hinunterschluckst, wird dir bestimmt wieder gut gehen", sagte der Arzt.

Also wurde der wattierte Saum von einem Kleid seiner Mutter abgetrennt und gekocht. Dann schluckte ihn der Pferdetreiber hinunter. Wie erwartet, ging es ihm bald wieder ausgezeichnet. Er wurde hungrig und rief: "Mutter, Mutter, gib mir etwas zu essen!" und nahm sich gleich ein paar Reisklöße, die gerade auf dem Herd geröstet wurden, und verschlang sie gierig. An den Reisklößen war noch etwas von der glühenden Asche, und die versengte den Wattesaum in seinem Bauch. "Oi-oi!" rief er und krümmte sich. "Ich habe dir immer gesagt, du sollst nicht so schnell essen", schimpfte seine Mutter.

Das ist die ganze Geschichte. (R. Schering).


Vom Frosch im Bauch und schlimmer Gier,

berichtete uns Schering hier.

Von andren Sachen, schriftlich leis'

O'Brien uns zu berichten weiß.

Eine Perle zu bekommen

7. das Kappa sich hatt' vorgenommen.

Denn so ein Spielzeug ja das blitzt,

besonders wenn man's nicht besitzt.

Aus diesem Grund, nach dem Juwel,

gierte das Kappa heimlich scheel.

Um die Perle sich zu holen

schlich er heimlich und verstohlen

an, doch es hat nicht geklappt.

Die Falle sie ist zugeschnappt.


Das hat er nun von seiner Gier.

Anstatt der Perle in der Hand

sitzt eingeklemmt das dumme Tier,

dem es dämmert im Verstand.

Solch eine Perle sich zu stehlen,

würd' er niemandem empfehlen.


Okada

Als nächste nun im Alphabet

Barbara Okada steht.

Zum Buch "Netsuke Masterpieces"

gesagt ganz kurz nur eben dieses:

"Es hat beim Lesen mich beglückt.

Doch war ich weniger entzückt

über die Frösche die ich fand.

Die waren mir bereits bekannt.

Ducros, um es abzuschließen,

hatte schon drauf hingewiesen,

dass manches seiner Bilder da

stammt von Teri Okada:

Roth

So schließen wir Barbaras Buch

und machen bei Roth einen Besuch,

um mit den alten Schweden

über Krott und Frosch zu reden.

Als erstes findet sich bei Stig

8. ein Sennin sitzend. Sein Geschick

ist die Kröt' in seinem Nacken.

Er kommt nicht 'ran, kann sie nicht packen.

Stig Roth, mit einem Seitenblick

erklärt: "Sie sitzt ihm im Genick

und möcht' von ihm das eine nur.

In Frankreich nennt man das L'amour.

Wir Schweden nennen's kühl Kärlek.

Doch es hat den selben Zweck".

Und dann fährt er weiter fort:

"Seh'n sie diesen Groda dort?

Wissen sie was der bezweckt?

Unsterblichkeit und Intellekt

9. möcht' von der Lampe er beziehen.

Damit könnt’ er der Schneck' entfliehen.

Die nähert sich, ist nicht mehr weit.

Die Schnecke der Vergänglichkeit

kriecht, stetig und auf leisen Sohlen,

schon an, ins Jenseits ihn zu holen".

Ob der Frosch, was er erfleht,

auf dass dem Tode er entgeht,

von der Lampe hat bekommen

oder sein Ende hat genommen,

das ist leider nicht bekannt.

Nichts davon im Schweden-Band.

Wie dem auch sei, dass man auf Erden

aus einem Grund nur, um zu sterben,

deutet, wie man sehen kann,

10. das San-Sukumi-Nets'ke an.

Es zeichnet uns den Lebenslauf.

Einer frisst den ander'n auf!

So ist es auch in Schweden,

für Mensch und Tier, für jeden.

Ryerson

In der Nets'ke-Literatur

folgen wir der Lurchenspur.

Schließlich bei E. Ryerson

11. ein Gama-Sennin in Person.

Der, nach gutem alten Brauch,

zeigt nebst der Gama seinen Bauch.

Dieser bildet Schicht um Schicht,

wie es aussieht, ein Gesicht,

das ziemlich traurig wirkt und breit.

Es hat große Ähnlichkeit

mit der schönen weiten Gosche

von seinem Lieblingstier dem Frosche.

Schmitz

Von dieser Art Ästhetica

zu Schmitz-Jirka-Patrizia.

12. Dort die ersten zwei Gestalten

sich miteinander unterhalten.

Was man sich zu sagen hatte

und wie geendet die Debatte,

könnt' sagen uns Gyokushin.

Der schnitzte einst diesen Sennin,

welcher offenbar recht lose,

mit der Kröte in Symbiose,

als Netsuke, wie ihr seht,

aller bestens sich versteht.

Im nächsten Nets'ke stellt sich dar

13. erneut ein Gama-Sennin-Paar.

Die Kröte, 'ne besonders fesche,

will dem Sennin an die Wäsche.

Wie es scheint, aus unsre Sicht,

will der Heilige das nicht.

Er rafft von innen das Gewand

fest an sich. Die Krötenhand,

obgleich sie zappelnd, wütend krallt,

findet nicht den rechten Halt.

Ob der Sennin später doch

seinen Rock geöffnet noch,

davon schreibt Patritia

nichts in der Examina.

In der nächsten Schnitzerei

finden wieder sich die zwei.

14. Der Sennin spreizt den Fuß nach oben.

Der Kröter, um sich auszutoben,

klettert auf den Rücken ihm

und kost den Meister dort intim.

Was er weiter noch getan

verrät nicht jener Walrosszahn

aus dem das Kunstwerk, das gefällt,

vor langer Zeit wurd' hergestellt.

Weil wir grad beim Mehrkampf sind,

flecht' ich ein es hier geschwind,

was mit dem Frosch hat noch zu tun.

Ich denk' das ist auch opportun.

Dem Frosch gereicht etwas zur Ehr,

das man schlicht nennt Frosch-Verkehr.

Kaeru-Kotsu dort genannt

in Japan, wo man ihn erfand.

Wie das ganze funktioniert

erfährt, wer Frosch-Nets'kes studiert.

Verzeiht, falls leeres Stroh ich drösche.

Gama-Kröte und auch Frösche

in der Netsuke-Schnitzerei

deuten an gar mancherlei.

Mit dem Sennin im Verein,

so hat es hier den Augenschein,

könnten die beiden, so zusammen,

aus dem Kamasutra stammen.

Denn wie die Gama manchmal sitzt,

ist allzu anzüglich geschnitzt.

Manchmal die Kröt, die Nimmersatte,

deutet an ganz Shiju-Hatte,

wie man beim Toko-Sumo-Ringen

es zur Meisterschaft kann bringen.

Ob wie im Kloster in Kokwai,

Ushiri-Dori - Ko-Ho-zei,

oder Cha-usa wie bei'm Buttern,

mit der Tochter oder Muttern

man es tut, der Honte-Griff,

gibt der Sache erste den Schliff.

Wer im rechten Homma liegt

seinen Gegner leicht besiegt.

Ob Yokozashi, Chausu,

flüstert oder schweigt dazu,

oder Shita-Ningyo

man singt in dulci jubilo.

Ob Shakuhachi, Ai Name,

oder gar Shikokuzeme,

auf diese Kunstrichtung versteht

man sich in Japan wie ihr seht.

Für uns, das sei hier kurz genannt,

ist eine Stellung interessant.

15. Dem Frosch gebührt dafür die Ehr.

Sein Name steht für den Verkehr,

den ein Bauer führt uns vor.

Im Reisfeld hebt er sie empor,

weil es so viel besser geht,

wenn sie nicht im Sumpfe steht.

Dass der Frosch, selbst noch beim ruh'n

mit der Liebe hat zu tun,

beweist ein Poem, den ich grad fand

in einem Buche wo er stand.

"Doch auf dem Lager danach*26

werde ich voll Trauer schluchzen;

im Teich quaken Frösche

die ganze Nacht".

Von jenem Lehrbuch lasst uns nun

'nen Blick auf etwas andres tun.

16. Ein Schädel mit 'nem Frosch darauf

den eine Schlange stoppt beim Lauf,

die aus dem Ohrloch sich gewunden,

den Frosch als Fressen hat gefunden.

Der Frosch, zuvor im Menschen-Schädel,

hat verspeist ein Schnecken-Mädel.

Die hatte "Feigling" ihn gescholten.

Die Schlange hat es ihr vergolten.

Doch der Totenkopf spricht Bände.

Gegen alle Widerstände,

selbst wenn sie noch so sehr sich wehrt,

ist ihr der Tod nun auch beschert.

Denn das Schnecken-Gift im Frosche

wirkt bereits in ihrer Gosche.

Wiedervergeltung raffiniert,

mit einem Totenkopf garniert,

hat Minkyoku überspitzt,

als Sansukumi uns geschnitzt.

Das Netsuke aus Elfenbein,

soll Abschreckung für jene sein,

die wie das Dreigespann agieren

oder solche avancieren.

Weiter nun bei Jirka Schmitz.

17. Ein Kröter, der im Reitersitz,

man ist ja schließlich Kavalier,

die Richtung weist, den Weg zu ihr.

"Henoko no ura Towatari

no suji wo Hyaku-nade shi".*27

Die Anmerkung wird euch verraten

des Kavalieres Missetaten.

Geschnitzt hat uns das Krötenpaar,

einer der ein Meister war.

In Kakihan hat er signiert

"Masanao" routiniert.

In Jirka's Buch, ein Stückchen weiter

wirkt die Kröte nicht so heiter.

18. Nachdenklich sieht sie nun aus.

"Bin ich erst einmal zu Haus",

denkt sie dann bei sich gelassen,

"werd' ich 'nen Froschtest machen lassen,

und dann werden wir ja seh'n,

ob es ist gescheh'n".

Ob sie ein bisschen schwanger war,

geht bei Jirka/Schmitz nicht klar

aus dem Katalog hervor.

Vermutlich war's nicht sein Ressort.

Wir hingegen wenden gleich

erneut uns zu dem Froschbereich.

Kimmei Kaneaki

19. schnitzte uns das schöne Vieh,

das sich uns in voller Breite ,

zeigt von ihrer besten Seite.

Kangyoku, Tokyo,

schnitzte Kröten ebenso.

20. Diese hier aus Elfenbein

könnt' eine Japankröte sein.

Die heißt, was man auch wissen muss,

in Japan schlicht "Japonicus".

Sie lebt auf Hokkaido dort

und ist vom Festland ein Import.

Eine andre Krötenrasse,

21. aus der Buchsbaum-Perlmutt-Klasse,

schnitzte um achtzehn hundert 'rum

ein Künstler zu Echigo's Ruhm.

Wir wissen nichts von ihren Daten,

nur dass sie ziemlich rund geraten,

sehen wir, die Augen vorn

sind eingelegt. Perlmutt und Horn

wirken hübsch und originell,

passend zu dem Topp-Modell.

In Echigo's Kollektion

war sie einst die Attraktion.

Obgleich sie alt nun, wird verehrt

sie immer noch und heiß begehrt.

Den Sammler stört das Alter nicht,

was durchaus für die Kröte spricht.

22. 'Nen Frosch auf einer Bambus-Spitze

zeigt uns die letzte Jirka-Skizze.

Schwarz

Nach dieser im Glossarium

sehen wir bei Schwarz uns um.

Was uns dort ins Auge sticht

bringt uns aus dem Gleichgewicht.

Eine Kröte, eine große

23. mit dem Tekkai in Symbiose.

24. Diese zwei Persönlichkeiten

sehen wir vorüberreiten,

und wundern uns weshalb versteckt

die Gama ihre Zunge streckt

nach dem Reiter auf dem Rücken.

Dieser lächelt vor Entzücken...

denn die Stimulantia

weckt in ihm die Anima....

und der Kröte bei dem Kuss,

erscheint im Geist der Animus.

Von dieser Art der Seelenkur

25. zum Gama-Sennin nun retour.

Er sitzt bei Schwarz im Katalog

und kost sein Krötchen epilog.

Zwei andre Grüne unterdessen

26. im Quartette sich vergessen,

geben hin sich den Tenören

welche quakend sie betören.

Für uns wär' solches Tun Skandal.

In Japan gilt es als normal,

dass ein Fröschlein sich verbindet

mit dem nächsten den es findet,

und man denkt sich nichts dabei

wenn es zwei sind oder drei.

Damit sind wir auch bereits durch

bei Karl M. Schwarz in Sachen Lurch.


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